„Unbezahlte Arbeit leisten meist Frauen“

In der Diskussion um die Gleichstellung von Frauen und Männern verweist Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) darauf, dass unbezahlte Arbeit meist von Frauen geleistet wird. Sie sieht die Männer in der Pflicht.

Immer mehr Frauen sind zwar berufstätig - der Trend geht aber hin zu mehr Teilzeitbeschäftigung. Expertinnen zufolge ist Teilzeit „eine Gefahr“, weil dadurch das Armutsrisiko, vor allem in der Pension, steigt - mehr dazu in Frauentag: Umstrittener Trend zu mehr Teilzeit (noe.ORF.at; 8.3.2019).

In der Diskussion um die hohe Teilzeitquote von Frauen sieht Familienlandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) Handlungsbedarf bei den Männern. „Wenn die unbezahlte Arbeit von Männern mitübernommen wird, hätten wir schon viele Probleme weniger“, sagt sie im „Niederösterreich heute“-Interview.

noe.ORF.at: Expertinnen sehen als eines der Hauptprobleme die hohe Teilzeitquote von Frauen mit allen Auswirkungen auf Einkommen und Pension. Sehen Sie das auch so?

Teschl-Hofmeister: Grundsätzlich sehe ich das natürlich auch so. Ich meine, wie viel man arbeitet, sollte eine freie Entscheidung sein, aber wenn man als Frau sozusagen in die Teilzeit gezwungen wird, dann ist das ein Problem. Ich denke mir, alles kann die Politik nicht verordnen. Wir versuchen die entsprechenden Rahmenbedingungen herzustellen, aber am meisten wäre geholfen, wenn sich die Männer ihrer Aufgabe in der Familie bewusst wären und wenn die unbezahlte Arbeit, die zum größten Teil noch von Frauen geleistet wird, von den Männern mitübernommen wird. Dann hätten wir schon viele Probleme weniger.

noe.ORF.at: Die Bundesregierung hat einige Vorstöße unternommen und dann wieder fallen gelassen, etwa das Pensionssplitting oder dass Karenzzeiten für die Vorrückungen in der Pension angerechnet werden. Was halten Sie für das Klügste?

Teschl-Hofmeister: Beide Ideen sind diskussionswürdig. Allerdings ist beim Pensionssplitting die Gefahr relativ groß, dass man dem Irrglauben erliegt, dass die Pension mehr wird. Pensionssplitting heißt, das man sich eine Pension, nämlich meistens die des Mannes, teilt. Eine Erwerbsarbeit ist natürlich diesem Teilen vorzuziehen, das ist aus meiner Sicht auf jeden Fall so, weil das ja auch Frauen, die Alleinerzieherinnen sind, gar nichts bringt. Mit wem sollen sie teilen?

noe.ORF.at: Wäre eine Anrechnung für die Vorrückungszeiten besser?

Teschl-Hofmeister: Man muss ganz genau darüber nachdenken, weil die besten Vorschläge haben keinen Sinn, wenn sie nicht leistbar sind. Deswegen finde ich es gut, dass sie jetzt in den Händen der Sozialpartner liegen und die sich jetzt intensiv darüber den Kopf zerbrechen.

Teschl Hofmeister Studiogespräch

ORF

Familienlandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister im Gespräch mit ORF-NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler

noe.ORF.at: Wenn es politisches Ziel ist, dass Frauen möglichst intensiv am Arbeitsleben teilnehmen können, gibt es - was die Kinder betrifft - zwei Möglichkeiten: mehr Väter, die ihre Kinder betreuen, oder mehr Kinderbetreuungseinrichtungen. Welchen Weg forcieren Sie?

Teschl-Hofmeister: Beides ist richtig und wichtig. Es mir auch ein wichtiges Thema, weil ich selber noch zwei kleine Kinder habe. Wir nehmen in Niederösterreich sehr viel Geld in die Hand, um den für die Kinderbetreuung zuständigen Gemeinden möglichst gut unter die Arme zu greifen. Wir haben das blau-gelbe Familienpaket mit 55 Millionen Euro und, das muss man vor einer EU Wahl auch dazu sagen, da ist ganz viel europäisches Geld drinnen, das im ländlichen Raum hilft, um auch dort die Kinderbetreuung auszubauen.

Wir bekommen allein vom Bund für die nächsten vier Jahre 104 Millionen Euro dafür. Wenn man bedenkt, dass wir über 1.050 Landeskindergärten in Niederösterreich betreiben, wo über 52.000 Kinder gut untergebracht sind, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Wir waren da eigentlich immer schon Vorreiter, was die Quote betrifft.

noe.ORF.at: Dennoch gibt es immer wieder Kritik, dass es vor allem am Nachmittag und in ländlichen Gebieten zu wenig Angebote gibt. Diese Kritik können Sie ja nicht von der Hand weisen. Was haben Sie da vor?

Teschl-Hofmeister: Ich will das gar nicht von der Hand weisen, aber wenn der Bedarf da ist und wenn er vor allem geäußert wird, nämlich bei den Gemeinden, dann sind die angehalten und verpflichtet ab drei Kindern, von denen die Eltern sagen, dass sie eine Betreuung brauchen, eine entsprechende Gruppe einzurichten und dann helfen wir.

Teschl Hofmeister Studiogespräch

ORF

Teschl-Hofmeister: „Wir nehmen sehr viel Geld in die Hand, um den für die Kinderbetreuung zuständigen Gemeinden unter die Arme zu greifen.“

noe.ORF.at: Vor 100 Jahren wurde das Frauenwahlrecht eingeführt, jetzt gibt es in Niederösterreich, obwohl es im Bundesvergleich noch ganz gut dasteht, gerade einmal zwölf Prozent Bürgermeisterinnen - und das nach 100 Jahren. Was läuft denn da schief, wenn es darum geht, dass sich Frauen in der Öffentlichkeit engagieren?

Teschl-Hofmeister: Das dauert einfach ein bisschen, das ist jetzt natürlich eine Ausrede könnte man sagen, aber es wird schon mehr. Ich sehe das in unserem Politik-Mentoring-Programm zum Beispiel. Da versuchen wir, Vorbilder für junge Frauen zu sein, die sich auf der Gemeindeebene engagieren und wir haben jetzt gerade wieder ein Programm abgeschlossen. Ich bin überzeugt davon, dass wir demnächst einige dieser Frauen in den nächsten Monaten oder Jahren in der Gemeindepolitik und dann vielleicht auch auf dem Posten der Bürgermeisterin wieder sehen werden.

noe.ORF.at: In Berlin ist der Weltfrauentag, der 8. März, ein gesetzlicher Feiertag. Da wir in Österreich auch gerade eine Feiertagsdebatte haben: Könnten Sie sich das bei uns auch vorstellen?

Teschl-Hofmeister: Es ist eine charmante Idee, aber ich bin eher dafür, dass wir dann einen Tag für die Frauen feiern, wenn wir die Gleichstellung erreicht haben. Dann bin ich für einen Feiertag.

Das Gespräch führte Robert Ziegler, noe.ORF.at