Habjan inszeniert Jelineks „Am Königsweg“

Am 16. März hat das Stück „Am Königsweg“ von Elfriede Jelinek am Landestheater Niederösterreich seine Österreichische Erstaufführung. Erstmals inszeniert der gefeierte Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan in St. Pölten.

„Ganz großes Weltkasperltheater“ sah die „Süddeutsche Zeitung“ bei Falk Richters Uraufführung von Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ 2017 in Hamburg. „Dreieinhalb Stunden lang Horror-Entertainment rund um die Weltlage - mit der Hauptfrage, wie zum Teufel ein Mann wie Donald Trump amerikanischer Präsident werden konnte.“

„Gewählt ist gewählt“ – nach der letzten amerikanischen Präsidentschaftswahl sitzt der Schock bei den Verlierern so tief wie der neu gewählte König hoch auf seinem Thron. „Bei den Gewinnern herrscht Jubel. Mit Immobilien, Golfplätzen und Casinos hat der König ein Vermögen verdient. Ab jetzt führt er die Geschicke des mächtigsten Landes der Welt und verspricht dem wütenden Volk die Befreiung von Arbeitslosigkeit und Kreditschulden. Zahlen sollen die anderen, dafür wird er schon sorgen. Die Wahl des Königs entfesselt weitere Kräfte und bringt ein schreckliches Schicksal“, liest man auf der Website des Landestheaters Niederösterreich über das Stück „Am Königsweg“.

Österreichische Erstaufführung eines Jelinek-Stücks

Das neueste Stück der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek wagt den Blick in die jüngste Vergangenheit und nahe Zukunft und „stellt die brisanten politischen Fragen unserer Zeit: Wie wollen wir künftig leben? Wieso lernen wir nicht aus den Fehlern der Vergangenheit? Wieso scheinen alle mit Blindheit geschlagen, vom König angefangen bis hin zu seinem Volk? Und was haben mit alledem Miss Piggy und ihre Freunde aus der Muppet Show zu tun?“

Der 31-jährige Regisseur, Puppenbauer, Spieler und Nestroy-Preisträger Nikolaus Habjan, der zuletzt mit der Oper „Oberon“ an der Bayerischen Staatsoper sowie mit „Der Streit“ am Münchner Residenztheater große Erfolge bei Presse und Publikum feierte, arbeitet erstmals am Landestheater Niederösterreich. Eigens für die Inszenierung von ihm entworfene Puppen sind Teil dieser Österreichischen Erstaufführung von „Am Königsweg“. 2018 wählte die Kritikerjury der Zeitschrift „theater heute“ „Am Königsweg“ zum Stück des Jahres.

noe.ORF.at: Herr Habjan, Sie kennen Elfriede Jelinek schon länger und haben auch eine Jelinek-Puppe gebaut. Wie kam es dazu und wie ist jetzt der Kontakt zu ihr?

Nikolaus Habjan: Wir sind seit „Schatten (Eurydike sagt)“ am Akademietheater in regem E-Mail-Kontakt. Zu dem Kontakt kam es durch die Verleihung des Nestroy-Autorenpreises an Elfriede Jelinek im Jahr 2013. Sie bat mich, in ihrer Vertretung den Preis mit ihrem „Alter Ego“ - wie sie meine Puppe liebevoll nennt - entgegenzunehmen. Dann ist daraus eine Freundschaft geworden. Das Alter Ego wird auch in „Am Königsweg“ zum Einsatz kommen.

noe.ORF.at: „Am Königsweg“ ist ohne Zweifel politisches Theater. Wie vermeidet man dabei einerseits den Zeigefinger, andererseits das Kabarett?

Habjan: Der Zeigefinger ist generell nicht so meins. Zudem sind die Texte Elfriede Jelineks messerscharf, aber immer wieder durch gezielte Pointen, fugenartige Themenkonstruktionen gebrochen. Dadurch ist die Gefahr des erhobenen Zeigefingers meiner Meinung nicht zu groß. Ihr Zeigefinger sticht eher in die Seite, sodass wir uns vor Schmerz und Lachen krümmen müssen. Das Kabarett muss man in diesem Fall nicht vermeiden, denn wenn es gut ist, setzt es sich ja aus dem scharfen Kontrast von Tragik und einer fein darüber gelegten Pointe zusammen. Gäbe es nur die Pointe, wäre es ja Comedy.

noe.ORF.at: Die Königsfrage stets, wenn Sie inszenieren: Welche Rolle spielen Puppen in der Produktion, und spielen Sie selber mit?

Habjan: Elfriede Jelinek hat die Muppetshow explizit in den Text hineingeschrieben. Diesem Wunsch beuge ich mich mit großem Vergnügen und kann verraten, dass ein paar prominente Vertreter der Muppets große Auftritte haben werden. Puppen und Menschen werden gemeinsam auf der Bühne stehen. Wie auch schon erwähnt, wird Elfriede Jelinek selbst auch in verschiedenen Puppen-Versionen auftreten. Ich inszeniere, spiele aber nicht mit, sondern überlasse dies dem großartigen Ensemble des Landestheaters Niederösterreich und meiner langjährigen Puppenmitstreiterin Manuela Linshalm.

Die Fragen an Nikolaus Habjan stellte Wolfgang Huber-Lang, APA.

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