Pröll und Turrini: Schlagabtausch früherer Feinde

Vor Jahrzehnten waren sie Feinde, heute sind Altlandeshauptmann Erwin Pröll und der Schriftsteller Peter Turrini Freunde. Ihre spannende Freundschaft ist das Thema eines neuen Buches, das jetzt präsentiert wurde.

Beide sind fast gleich alt. Peter Turrini, Jahrgang 1944, das isolierte Kind italienischer Einwanderer in Kärnten und der wohlbehütete Bauernbub Erwin Pröll, geboren 1946 in Radlbrunn. Der eine wird zum Kommunisten und Systemkritiker, der andere zum konservativen Langzeitpolitiker. Aufeinandergeprallt sind sie erstmals, als Turrini Mitte der 70er-Jahre die Fernsehserie „Alpensaga“ drehte und der Bauernbund das verhindern wollte, erzählt Turrini bei der Buchpräsentation im Wiener Theater in der Josefstadt.

10.03.19 Buchpräsentation Peter Turrini Erwin Pröll

ORF

Altlandeshauptmann Erwin Pröll, Buchautor und Journalist Herbert Lackner und Schriftsteller Peter Turrini (v.l.n.r.) bei der Buchpräsentation

Konfliktfall „Alpensaga“

„Einer der Schurken, die uns da bekämpft haben, war der Erwin Pröll. Dass er später zum großen Kunstförderer geworden ist – in ganz besonderem Maße in Niederösterreich – das macht später unsere Freundschaft aus, aber der Beginn war, dass er mein unliebster Schurke und Kunstverhinderer war!“

Was der Altlandeshauptmann so nicht stehen lassen wollte: „Wir hatten den Versuch unternommen, nach vorne zu marschieren, und dann kommt uns just ein Peter Turrini mit seinen Kumpanen in die Quere und erhebt das alte Klischee des Bauernstandes, das wir überwinden wollten, zum Nonplusultra!“

Streitgespräche über eine „tragfähige Freundschaft“

Peter Turrini zog später nach Retz und lebt jetzt in Kleinriedenthal, wo er auch die Grundlage seines Schaffens sieht. In seinem Haus wurde eines der drei Streitgespräche geführt, die in das Buch „Zwei Lebenswege, eine Debatte“ mündeten. Ein weiteres in Prölls Haus in Radlbrunn und ein drittes im Haus des Journalisten und früheren Profil-Chefredakteurs Herbert Lackner in Weistrach im Mostviertel. Lackner moderierte die Diskussionen und goss sie später in Buchform. Er verstand seine Rolle „fallweise als Dompteur, fallweise als Mediator und andererseits ab und zu auch als Anheizer dieser Gespräche“, so Lackner.

Im Laufe der Jahre, seit Turrini im Weinviertel lebt, entwickelte sich eine außergewöhnliche Freundschaft. Erwin Pröll erklärt sie so:
„Diese Freundschaft ist auch tragfähig. Über ideologische Grenzen hinweg und über Zeiträume hinweg. Peter Turrini weiß, dass er keinen Kommunisten aus mir macht und ich weiß, dass ich aus Turrini keinen Vorzeige-Konservativen machen kann. Aber bei allem, was uns trennt, muss eines möglich sein – eine offene Diskussion.“
Das Buch „Zwei Lebenswege – eine Debatte, Peter Turrini und Erwin Pröll“ von Herbert Lackner ist im ueberreuter-Verlag erschienen.