„Hin und Weg“-Festival hält Publikum Spiegel vor

Das zeitgenössische Festival „Hin und Weg“ in Litschau (Bezirk Gmünd) geht in die zweite Runde. Zu den Themen „Spiegel“ und „Geld“ gibt es von 9. bis 18. August u.a. Theaterstücke, Küchenlesungen, Lagerfeuergespräche und Musik.

Theater sei stets ein Spiegel seiner Zeit und Geld sei oftmals ein bestimmendes Thema für den Menschen, heißt es in einer Aussendung der „Hin und Weg“-Veranstalter. Die beiden Begriffe „Spiegel“ und „Geld“ werden daher als zentrale Motive durch das Theaterfestival in Litschau am Herrensee leiten. Am Programm stehen 140 Veranstaltungen, darunter 40 Theateraufführungen und 30 szenische Lesungen.

Küchenlesung beim Festival Hin und Weg in Litschau

Karl Satzinger

Die Küchenlesungen in privaten Häusern stehen auch heuer wieder am Programm

„Rund 200 Theatermacher und Theatermacherinnen werden Litschau an diesen Tagen in etwas ganz Eigenes verwandeln“, versprach Festivalleiter Zeno Stanek diese Woche bei der Programmpräsentation. Feuerwehrhaus und Pfarrsaal, aber auch Schuppen und Garagen werden zu Spielorten. „Es gibt eigentlich keinen Ort, an dem wir nicht spielen“, sagte Stanek. Bei Küchenlesungen, für die es jeweils nur zehn Karten gibt, öffnen Litschauer Familien ihre Häuser und liefern selbst das kulinarische Begleitprogramm.

Innereien-Verkostung in der Pause

Zur Eröffnung am 9. August setzt Fabian Eder die Textcollage „Alles kann passieren“ von Doron Rabinovici und Florian Klenk in Szene - für Stanek ein Beispiel dafür, dass zeitgenössische Dramatik unsere Gesellschaft widerspiegle. Kleists „Penthesilea“ mit Anne Bennent und Karl Ritter wird am zweiten Wochenende in der Schlachthalle einer Fleischhauerei aufgeführt. In den zwei Pausen der vielstündigen Aufführung können Innereien verkostet werden.

Eine öffentliche Probe absolviert das Schubert Theater mit dem Stück „Die Welt ist ein Würstelstand“ von Manuela Linshalm und Stephan Lack, im „Salon Colette“ wird gefrühstückt und zu verschiedenen Themen diskutiert. Die Diskussion kann bei „Feuergesprächen“ am abendlichen Lagerfeuer weitergeführt werden. Zwischen den beiden Wochenenden gibt es Workshops zu allen Aspekten des Theaters, vom Schreiben bis zu Körpertheater und Sprechen. „Es geht um emotionale Berührung“, formulierte Stanek diese Woche sein Credo.

Feuergespräch beim Festival Hin und Weg

Karl Satzinger

Abends finden Diskussionen am Lagerfeuer statt

Hörspiele beim Friseur oder am Dachboden

Mit einbezogen wird auch das Hörspiel. „Vor einem Jahr habe ich beim Festival die Nachricht erhalten, dass der Hörspielregisseur Götz Fritsch gestorben ist. Noch in Litschau haben wir beschlossen, bei der zweiten Auflage ein Tribute an ihn zu inszenieren“, sagte Ö1-Chef Peter Klein, der eine Auswahl von sieben Fritsch-Hörspielen programmierte. Aufgeführt werden sie an „Unorten“, etwa in der Krypta der Kirche, bei einem Friseur oder auf einem Dachboden.

Auch auf Musik will man beim „Hin und Weg“-Festival nicht verzichten. Als Co-Festivalleiter kuratiert Ernst Molden daher Singer-Songwriter-Konzerte. „Die Singer-Songwriter sind ja so etwas wie die Dramatiker unter den Musikern“, erklärte Molden. Im Vorjahr habe dieser Programmpunkt „gut funktioniert“, meinte er. Für heuer wurden „Vienna Rest in Peace“, der „australische Waldviertler“ Somerset Barnard, Anna Mabo, Mira Lu Kovacs, Alicia Edelweiss und Voodoo Jürgens angekündigt.

Mehr Dialog als im Vorjahr

Die Erfahrungen aus der Premiere des Vorjahres seien durchwegs positiv, sagte Festivalleiter Stanek: „Eine ganze Stadt hat verstanden, was Theater bringen kann.“ Katharina Stemberger, ebenfalls Co-Intendantin, sprach im Zusammenhang mit den Festivaltagen im Vorjahr von den „anstrengendsten zehn Tage seit langem, aber es waren Tage, die vibriert haben. Es sind ständig neue Ideen entstanden.“

Hin und Weg Hörspiel auf einer Waldbühne

Constantin Widauer

Für das „Hin und Weg“-Festival werden ungewöhnliche Orte zu Spielorten umfunktioniert

Stanek bezeichnete Litschau als „klein, kompakt und übersichtlich“, daher seien Begegnungen zwischen Besuchern, Künstlern und der örtlichen Bevölkerung ganz unkompliziert. Im Vorjahr habe man „einen großen Bedarf an Dialog“ festgestellt, daher wolle man heuer Diskussionen mehr Raum geben. Heuer werden die Festivaltage daher mit Theateryoga und einem Prolog namens „Teelöffel-Lounge“ begonnen. Der Name geht auf eine Geschichte von Amos Oz zurück.

An Förderungen erhält das Festival laut Stanek 100.000 Euro, der Großteil wird vom Land Niederösterreich beigesteuert. Mit Sponsoren komme man auf 150.000 Euro. „Wir brauchen aber mindestens das Doppelte, um das Ganze zu finanzieren“, sagte er. Verdoppeln will man daher auch die Anzahl der Besucher. 1.500 Besuche wurden im vergangenen Jahr gezählt.

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