1989: Kleiner Schnitt, großes „Wunder“

Vor 30 Jahren ist mit dem Abbau des „Eisernen Vorhangs“ an der österreichisch-ungarischen Grenze begonnen worden. Im Jubiläumsjahr wurde in Weitra eine Schau neu gestaltet. Zeitzeugen berichteten dabei von einem „Wunder“.

„An der Grenze war so ein Tumult, wie ein Volksfest fast, als mein Vater dann zu Fuß über die Grenze kam. Die Presseleute haben uns umringt und die Mädchen, die mit Tabletts und Wein dagestanden sind, sind zerdrückt worden. Es war überall Wein, wir waren alle voll mit Wein“, erinnerte sich Monika Dienstbier, Tochter des ehemaligen Außenministers der Tschechoslowakei, am Mittwoch bei der Ausstellungseröffnung auf Schloss Weitra (Bezirk Gmünd).

Sie war dabei, als am 17. Dezember 1989 der österreichische Außenminister Alois Mock, Niederösterreichs Landeshauptmann Siegfried Ludwig und ihr Vater, der tschechoslowakische Außenminister Jiri Dienstbier, bei Kleinhaugsdorf (Bezirk Hollabrunn) den „Eisernen Vorhang“ durchschnitten. Danach begann der Abbau dieser jahrzehntelangen Grenze zwischen Ost und West: der „Kalte Krieg“ zwischen den USA und dem Westen auf der einen, der Sowjetunion und dem Osten auf der anderen Seite nahm sein Ende.

„Ich habe sofort gedacht, hier wird Geschichte geschrieben. Wir haben gehofft, in eine gute Zukunft starten zu können. Alle haben gesagt: Es war ein Wunder“, ergänzte Géza Jeszenszky, Ungarns Außenminister (1990-1994), der ebenfalls am Mittwoch in Weitra von seinen Erfahrungen berichtete. Außerdem standen der ehemalige Reporter Bernhard Holzer, der die historischen Fotos vom Abbau des „Eisernen Vorhangs“ geschossen hatte, sowie der Historiker Erwin Schmidl am Podium.

250 Ausstellungsstücke eingearbeitet

So persönlich wie die Erzählungen der Zeitzeugen sind auch viele der neuen Ausstellungsstücke in der überarbeiteten Schau, die nun offiziell eröffnet wurde. Über den „ORF Niederösterreich“ wurden dafür im Vorfeld Exponate gesucht - mehr dazu in Gesucht: Objekte aus der „Eisernen Vorhang“-Zeit (noe.ORF.at; 22.2.2019). Daraufhin habe es viele Anfragen und Anrufe gegeben, sagte Ausstellungskurator Christoph Benedikter. Insgesamt 250 Ausstellungsstücke wurden eingearbeitet, darunter persönliche Fotos und Gegenstände von privaten Sammlern.

Seit 15 Jahren gibt es auf Schloss Weitra die Ausstellung „Schauplatz Eiserner Vorhang“, anlässlich des Jubiläums wurde sie nun neu gestaltet. „Der ‚Eiserne Vorhang‘ war einfach Teil der Europa- und Weltgeschichte und hat unglaublich viel in Bewegung gebracht“, sagte Herbert Vytiska, ehemaliger Pressesprecher von Alois Mock und Generalsekretär des Vereins zur Dokumentation der Zeitgeschichte, der als Veranstalter der Ausstellung fungiert. Der historische Bogen der Schau spannt sich von den dramatischen Ereignissen des zweiten Weltkrieges über die Zeit des Kalten Krieges bis hin zum Fall des Eisernen Vorhangs 1989.

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