Immer mehr Volksschüler brauchen Nachhilfe

Immer mehr Schülerinnen und Schüler benötigen Nachhilfe. Das zeigen aktuelle Daten der Arbeiterkammer Niederösterreich. Besonders auffällig ist, dass auch in Volksschulen die Nachfrage steigt. Dort sind es bereits 13 Prozent der Schüler.

Mehr als 19 Millionen Euro werden heuer alleine in Niederösterreich in Nachhilfe investiert, zeigt eine Nachhilfe-Studie der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ). Von 188.000 Schülerinnen und Schülern nehmen bereits 27 Prozent Nachhilfe in Anspruch - vor allem in Mathematik und Deutsch. Dabei greifen auch immer mehr Eltern von Volksschulkindern tief in die Tasche. „Der Anstieg ist nicht stärker als in anderen Schulbereichen, aber aus meiner Sicht deutlich bedenklicher als in anderen Schulbereichen“, sagt Günter Karner, der Leiter der Bildungsabteilung bei der AKNÖ gegenüber noe.ORF.at.

Mehr als jeder achte Volksschüler braucht Nachhilfe

Jedes Jahr steigt der Nachhilfebedarf in Volksschulen um etwa zwei Prozentpunkte. Waren es 2017 noch neun Prozent der Volksschüler, die Nachhilfe benötigten, waren es 2018 bereits elf Prozent und heuer 13 Prozent. Als Grund dafür vermutet man „die Diskussionen um die Änderungen in der Volksschule, die Einführung der Notenpflicht ab dem 2. Schuljahr und auch die Einführung von Tests beziehungsweise die Prüfungen beim Übergang von Volksschule zu AHS“, sagt Karner.

Nachhilfe Studie Steigerung Volksschule

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Bei der Schülerhilfe in Krems kennt man das Phänomen nur zu gut. „Der Druck auf Schülerinnen und Schüler schon in der Volksschule ist sicher gestiegen“, sagt Andreas Hopf, Inhaber der Schülerhilfe St. Pölten, Krems und Waldviertel, und begründet das mit „Veränderungen im Schulsystem“ und „Veränderungen in Bezug auf die Zugangsbeschränkungen zu den nächsthöheren Schulen.“ Ursachen seien aber auch der „Druck auf die Eltern und die Unsicherheit der Eltern, wie sich das Schulsystem weiter entwickelt“.

Konkret spricht Hopf dabei die Zentralmatura an. „Der Zusammenhang ist deutlich zu sehen. Seit drei, vier Jahren gibt es die Zentralmatura und seitdem ist auch der Anstieg der Nachhilfe-Bedürftigen in der Volksschule zu verzeichnen“, sagt Hopf. Und weiter: „Das Bewusstsein dafür, dass gerade in der Volksschule schon etwas gemacht werden sollte, ist durchaus vorhanden.“

Weniger Bedarf in Ganztagsschulen

Auch wenn das Thema Nachhilfe in der Volksschule wohl am meisten verwundert, die größte Steigerung beim Nachhilfebedarf gibt es in den Neuen Mittelschulen (NMS). Hier hat sich die Zahl der Schüler, die Nachhilfe nehmen, in den letzten zwei Jahren von 18 Prozent im Jahr 2017 auf 35 Prozent im Jahr 2019 fast verdoppelt. In der Oberstufe der allgemein bildenden höheren Schulen (AHS) ist Nachhilfebedarf insgesamt am höchsten. Hier sind es 48 Prozent aller Schülerinnen und Schüler, die Nachhilfe in Anspruch nehmen. Vor zwei Jahren waren es noch 40 Prozent.

Auffällig sei laut AKNÖ, dass in Ganztagsschulen der Nachhilfebedarf deutlich geringer sei. „Das bestätigt uns natürlich in unserer langjährigen Forderung nach dem Ausbau von ganztägigen Schulformen und qualitativ hochwertiger Nachmittagsbetreuung“, sagt Günter Karner. Er verweist nicht zuletzt nämlich auch darauf, dass etwa 10.000 Kinder in Niederösterreich gerne Nachhilfe hätten, es sich die Eltern aber nicht leisten können.

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