Von der Nervenheilanstalt zum Forschungsinstitut

In der ehemaligen Nervenheilanstalt in Maria Gugging (Bezirk Tulln) ist vor zehn Jahren das Forschungsinstitut IST Austria gegründet worden. Dieser Umstand sorgte damals für Kritik. Inzwischen hat sich das Institut etabliert und wächst.

Am Gelände des IST, rund um die bestehenden Gebäude, wird derzeit emsig gebaut. Schon bald wird die Fachrichtung Chemie mit eigenen großen Labors und eine hauseigene Bibliothek das Angebot an der Universität erweitern. Doch das ist längst nicht alles, sagt Thomas Henzinger, Präsident des IST Austria: „Wir planen auch ein Besucherzentrum für alle Forschungsinteressierten, Familien oder Spaziergänger, die uns am Wochenende besuchen möchten."

IST Austria 10 Jahre Bilanz

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Am Gelände des IST werden bereits die nächsten Gebäude errichtet

Zudem soll ein Technologiepark am Campus hinzukommen und auch am nächsten Laborgebäude wird bereits geplant. Das Institut deckt die Naturwissenschaften derzeit mit Biologie, Physik, Mathematik und Informatik ab. Mit der Fachrichtung Chemie wird die Palette der naturwissenschaftlichen Forschung schließlich komplettiert.

Standort am Land hat sich bewährt

Dass Kritiker vor zehn Jahren auch den ländlichen Standort für eine Eliteuniversität, die internationale Forschung auf höchstem Niveau betreibt, bemängelt hatten, wird am IST mittlerweile belächelt. „Unsere Forscher und Professoren, die teilweise aus China oder auch aus den USA und da eben aus recht großen Städten kommen, freuen sich, dass sie hier endlich einmal am Land leben können. Manche von ihnen haben Häuser hier direkt in Maria Gugging und jene, die die Stadt schätzen, pendeln eben nach Wien", erzählt die Sprecherin des IST Austria, Elisabeth Guggenberger.

IST Austria

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Das IST liegt im Herzen von Maria Gugging, am ehemaligen Standort der Nervenheilanstalt

Und tatsächlich, wenn man sich in den Parkanlagen der Universität umsieht, sitzen Forscherinnen und Forscher in der Sonne im Grünen. Allerdings nicht, um zu entspannen, sondern mit ihren Laptops, um zu arbeiten. „Vor allem die Informatiker nutzen das oft“ weiß Guggenberger.

Anzahl der Professoren soll verdoppelt werden

53 Professorinnen und Professoren unterrichten derzeit am IST Austria. Für diese Stellen bewarben sich 11.500 Personen. „Nur jene, die exzellente Forschung betreiben, schaffen es zu uns ans IST“, betont Enzinger. In Kürze gibt es für Interessente eine neue Chance, sich als Professor oder Professorin am IST zu bewerben. Bis zu 100 sollen es sein, die junge Anwärter des Doktortitels lehren sollen. Der Bestand an Lehrenden soll damit nahezu verdoppelt werden.

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Am IST Austria betreiben die Mitarbeiter vor allem Grundlagenforschung

Das IST betreibt vor allem Grundlagenforschung und ist für all jene, die sich nicht intensiv mit Forschung beschäftigen, oft gar nicht allzu leicht zu verstehen. „Das Wesentliche bei dieser Forschung ist, die Natur zu verstehen, vom kleinsten subatomaren Teilchen bis zum Universum“, erklärt Henzinger. Im Prinzip geht es also etwa darum, wie ein menschliches Gehirn entsteht.

„Keiner konnte sich am Beginn sicher sein, ob diese Idee wirklich funktionieren würde. Jetzt wissen wir, es funktioniert sehr gut", resümiert Henzinger nicht ganz ohne Stolz: „Dieser Erfolg, den wir beim Europäischen Forschungsrat haben, ist einfach einmalig. Hier erster zu sein nach zehn Jahren ist ein großer Erfolg.“ Die nächsten zehn Jahre der Universität, in der ausschließlich Doktorratsstudien angeboten werden, brechen jedenfalls schon mit vielen neuen Ideen und Ausbauplänen an.

Barbara Tschandl, noe.orf.at

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