Bergls Fantasiewelt in der Basilika Mariazell

Der Barockmaler Johann Wenzel Bergl ist wenig bekannt. Daher soll anlässlich der 300. Wiederkehr seines Geburtstags den Besuchern seine Fantasiewelt in der Basilika Mariazell im Wienerwald (Bezirk Baden) näher gebracht werden.

Die Basilika Klein-Mariazell im Gemeindegebiet von Altenmarkt an der Triesting (Bezirk Baden) ist wohl noch so etwas wie ein Geheimtipp. Das soll sich zur 300. Wiederkehr des Geburtstags von Barockmaler Johann Baptist Wenzel Bergl ändern. Denn von hier gehen die internationalen Initiativen zum Bergl-Jahr aus. Von Klein-Mariazell aus hat der Maler seine künstlerische Laufbahn gestartet. Das ist umso bemerkenswerter, weil er hier als noch kaum bekannter Maler gleich eine ganze Kirche ausgestalten durfte.

Detailreich, schemen- und karikaturhaft

„Das Besondere an Bergl ist sicher die Ausdrucksstärke seiner Figuren, die er malt. Einmal geht er total ins Detail, dann bleibt er wiederum im Schemenhaften, das andere Mal geht es bei ihm fast ins Karikaturhafte“, so Thomas Aigner, Obmann des Kulturvereines Mariazell im Wienerwald. „Bei Bergl lohnt es sich, ins Detail zu schauen und auf Entdeckungsreise zu gehen.“

Deckenfresko

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Der Besuch der Weisen aus dem Morgenland

Seltsame Tiere im Schloss Schönbrunn

Besonders faszinierend sind Bergls exotische Tierdarstellungen, die für heutige Verhältnisse amüsant wirken. Kamele, Giftschlangen und Löwen kannte er wohl kaum. Sie sind nämlich sehr eigen dargestellt. Heimische Tiere, wie Pfauen, konnte er offenbar aus dem Gedächtnis malen. Seine Karriere führte Bergl bis an den Hof Maria Theresias in Schönbrunn.

„Bergl wurde auserkoren, die Privatgemächer der Kaiserin auszumalen. Ich denke mir, gerade für seine privaten Zimmer nimmt man sich nicht irgendeinen Maler, sondern schon einen besonderen. Das spricht schon für Bergl“, so Aigner.

Deckenfresko

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Darstellung eines Pfaus in den Räumen des Schlosses Schönbrunn

Lachende Tiere und paradiesisch pralle Früchte

„Selbst nach Jahrzehnten der Beschäftigung mit Bergl gibt es für mich immer noch viele Details zu entdecken“, schreibt Pater Martin Rotheneder, der Kunstbeauftragte des Benediktinerstiftes Melk im Begleitbuch zur Jubiläumsinitiative. Grandiose Fantasiewelten entfalten sich auf den Wänden der Basilika Mariazell im Wienerwald und im Gartenpavillon des Stiftes Melk.

„Man könnte meinen, der Künstler habe eine Zeit lang in diesen Welten, die er uns zeigt, gelebt. Allerdings war ihm das, was er dort erlebt hatte, anscheinend zu wenig. Deshalb erweiterte er die Schöpfung um lachende Tiere, Mutationen von Pflanzen und paradiesisch pralle Früchte“, führt Rotheneder seine Gedanken zu Bergl weiter aus.

Deckenfresko

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Die Himmelfahrt Mariens in der Basilika Klein-Mariazell

Bergl auch in Melk, im Neukloster und in Schönbrunn

Das Bergl-Jahr ist eine Initiative des Vereins Mariazell im Wienerwald und eine Kooperation verschiedener Ausstellungsorte: Stift Zwettl, Stift Melk, dem Museum der Kunst in Olmütz sowie dem Stadtmuseum Dvur Kralove nad Labem in Tschechien. Im heutigen Tschechien wurde Bergl vor 300 Jahren geboren. Begleitend zur Landesausstellung in Wiener Neustadt kann man Bergls Deckenfresken im Stift Neukloster besichtigen.

Der Kulturverein in Altenmarkt an der Triesting möchte den Geburtstag dazu nutzen, sich für eine Namensänderung der Basilika Klein-Mariazell einzusetzen, um sich stärker von Mariazell in der Steiermark abgrenzen zu können. Schon jetzt präferiert man im Marketing den Begriff Mariazell im Wienerwald.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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