Burnout als „gesunde Reaktion“

Burnout betrifft immer mehr Menschen. Das zeigen die Statistiken. Rotraud Perner lässt jetzt mit einem Buch zum Thema aufhorchen. Für sie ist Burnout keine Krankheit, sondern eine „gesunde Reaktion auf ungesunde Zustände“.

„Ich habe mich nicht mehr gespürt. Ich habe kein Gefühl mehr dafür gehabt, wie es mir geht. Ich konnte nicht weinen, ich konnte nicht lachen. Ich habe mich irgendwie tot gefühlt.“ Gabriele Sipötz aus Horn war vollkommen ausgebrannt. Gemeinsam mit Günter Novak gründete sie in Horn die Selbsthilfegruppe „Aktiv gegen Burnout“.

46.000 Burnoutfälle in einem Jahr

Die Zahl der Burnoutfälle in NÖ ist von 7.000 im Jahr 2001 auf 46.000 im Jahr 2011 gestiegen, die Zahl der Krankenstandstage von 220.000 auf mehr als 900.000.

„Das Gefühl war inneres Zittern. Das war die Hölle auf Erden in mir drinnen. Um mich war alles normal, nur ich nicht“, sagt Novak. „Es ist so weit gegangen, dass ich schon mit dem Gedanken gespielt habe, mich selbst umzubringen“, ergänzt Sipötz.

Beide konnten nach längeren Therapien neue, positive Leben beginnen. Doch sie müssen immer wachsam sein, nicht wieder in die Burnout-Falle zu tappen. Man muss sich ganz sicher sein, dass man nicht mehr so leben kann wie vorher. Sonst ist man ganz schnell wieder in diesem Rad drinnen", sagt Sipötz.

„Wir müssen wie Maschinen funktionieren“

Die Psychotherapeutin Rotraud Perner beschäftigt sich in ihrem neuen Buch „Der erschöpfte Mensch“ mit dem Phänomen Burnout. Sie erklärt, welche Rolle Perfektionismus, Konkurrenzdruck und Selbstausbeutung spielen und zeigt, wie man der Burnout-Falle entgehen kann. Für sie ist Burnout keine Krankheit, sondern „eine gesunde Reaktion auf ungesunde Zustände, in der Arbeitswelt und in der Familie.“

Laut Perner ist Burnout für viele Betroffene noch immer ein Tabu. Von uns wird verlangt, dass wir wie Maschinen funktionieren. Die Leute schämen sich, ihre Menschlichkeit zuzugeben. Es braucht Modelle, Pausen einzufordern und sich Erholungsphasen zu gönnen, und nicht als Minderleister diskriminiert zu werden. Wir glauben, wir müssen alles durchstehen, weil wir es von unserer Erziehung her so gelernt haben."