Frau soll Männer mit Arsen vergiftet haben

Die Leichen von zwei Männern aus Wien und Niederösterreich, die unter rätselhaften Umständen starben, werden exhumiert. Beide Männer hatten Kontakt zu einer Polin und waren kurz nach dem Kennenlernen tot. Die Frau ist in Haft.

Der Kremser Staatsanwalt Franz Hütter bestätigte gegenüber dem ORF NÖ einen Bericht der Tageszeitung „Österreich“, dass die Polin am Dienstag festgenommen und am Donnerstag in die Justizanstalt Krems gebracht wurde. Freitagnachmittag wurde schließlich die Untersuchungshaft über die Frau verhängt.

Exhumierungen wurden angeordnet

Laut Hütter steht die 51-Jährige unter dem dringenden Verdacht, zumindest einen der beiden Männer vergiftet zu haben. Denn in Gewebeproben eines 68-jährigen Wieners, die vor dem Begräbnis entnommen wurden, seien Rückstände von Arsen festgestellt worden. Die Verhängung der Untersuchungshaft war aufgrund des Tatverdachtes daher zwingend.

Bei der Frau sei auch Gift gefunden worden, heißt es. Eine Exhumierung wird laut Staatsanwaltschaft stattfinden, einen genauen Termin gebe es aber noch nicht. Die beiden mittlerweile verstorbenen Männer, ein 61-jähriger Niederösterreicher aus Stratzdorf und ein 68-jähriger Wiener, hatten die Frau über ein Zeitungsinserat kennengelernt. Die 51-Jährige war danach bei beiden eingezogen. Kurze Zeit später waren die Männer tot - mehr dazu in Verwirrung um Exhumierungen.

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Verdächtige nicht geständig

Die Verdächtige sei nicht geständig, so Hütter. Die Beschuldigte stehe im dringenden Verdacht, den am 15. Oktober 2010 verstorbenen Herbert A. „durch regelmäßiges Verabreichen von Arsen getötet zu haben“. Sie wohnte demnach als Pflegerin in der Wohnung des 68 Jahre alten Wieners „und versorgte diesen - auch bei längeren Krankenhausaufenthalten - mit von ihr selbst zubereiteten Speisen“.

„Herbert A. hatte zuvor seine Eigentumswohnung als Vorausleistung für zu erbringende Pflegedienste der Beschuldigten überschrieben“, so Hütter weiter. Der Mann war bereits am Todestag im Pathologischbakteriologischen Institut des Krankenhauses Wien-Hietzing klinisch obduziert worden. „Ausgehend von einer natürlichen Todesursache wurde seitens des Krankenhauses keine Anzeige wegen des Verdachtes einer Straftat erstattet.“

„50-fache Arsenkonzentration“ festgestellt

Von der Staatsanwaltschaft Krems wurde im November 2011 Christian Reiter den Ermittlungen zugezogen und mit einer toxikologischen Untersuchung beauftragt. „Die chemische Analyse ergab eine abnorme Arsenbelastung in der Größenordnung des 50-Fachen der normalen Arsenkonzentration.“ Nach dem Bericht Reiters könne auch die Krankengeschichte A.s mit einer chronischen Arsenvergiftung in Einklang gebracht werden. „Nach Einlangen des Untersuchungsergebnisses wurde die Festnahmeanordnung erlassen“, so Hütter am Freitag in einer Aussendung.

„Fall für Resetarits“

In der ORF-Sendung „Ein Fall für Resetarits“ wurde im Februar und im März über den Fall berichtet. Damals betonte der Anwalt der Frau, dass sich diese aufopferungsvoll um die Männer gekümmert habe. Die Angehörigen der Verstorbenen wollten das aber nicht glauben.

Der laut der Anklagebehörde ebenfalls von Bogumila W. betreute 62 Jahre alte Niederösterreicher Alois F. starb am 14. Februar 2011 im Krankenhaus Krems. Seine Leiche wurde über Auftrag der Staatsanwaltschaft Krems obduziert. Dem Gutachten zufolge verstarb F. an den Folgen einer Infektion durch einen Schimmelpilz. „Die Krankengeschichte des Alois F. weist nicht auf eine Arsenvergiftung hin“, jedoch könnten nach Meinung Reiters „die Symptome auf eine pflanzliche Vergiftung hinweisen“.

Aufgrund der Untersuchungsergebnisse seien „in beiden Fällen die Exhumierung der Leichen und weitere toxikologische Untersuchungen angeordnet“, teilte Hütter mit. Die polizeilichen Ermittlungen werden vom Landeskriminalamt Wien geführt.

Was ist Arsen und wie wirkt es?

Arsen ist ein weit verbreitetes Halbmetall (chemische Abkürzung As), das als Spurenelement überall in der Umwelt, in organischen Verbindungen und damit auch in Lebewesen vorkommt. Bekannt ist es vor allem für seine toxischen Eigenschaften. Arsen ist laut dem Internetportal Onmed aber auch ein normaler Bestandteil des Stoffwechsels von Pflanzen, Tieren und Menschen, berichtet die APA. Es bindet sich an bestimmte Enzyme, insbesondere solche, die für die Sauerstoffverwertung wichtig sind.

Das elementare Arsen (die graue, metallische Form) ist nur wenig giftig. Giftig sind die Arsen-Sauerstoff-Verbindungen, zum Beispiel Arsentrioxid (Arsenik), das bereits in geringen Mengen tödlich wirken kann. Arsenik ist auch die Substanz, die überwiegend als Mordgift eingesetzt wurde. Es ist ein geruchloses und geschmackloses weißes Pulver, das sich gut in Alkohol löst. Durch die Anreicherung und Absonderung in Nägeln und Haaren kann Arsen auch in bereits bestatteten Leichen nachgewiesen werden.

Im Altertum wurde Arsenik nicht nur als Gift verwendet, sondern unter anderem auch - in geringeren Mengen - als „Kräftigungsmittel“ zur Leistungssteigerung eingesetzt. Durch die „milde Vergiftung“ wurden die Kapillargefäße vorübergehend erweitert.