„Der einzige Zuwachs ist am Friedhof“

In den nächsten Jahren werden zwei von drei Gemeinden schrumpfen, vor allem in strukturschwachen Regionen. Manche Einwohner in Schrumpfungsgemeinden haben die Hoffnung schon verloren: „Der einzige Bevölkerungszuwachs ist am Friedhof.“

„Es ist kein Leben mehr. Man hört keine Kinder spielen, kein Lachen, es ist vorbei. Der Pfarrer hat das in der Kirche sehr treffend gesagt, der einzige Bevölkerungszuwachs ist am Friedhof.“ Wilhelm Planer lebt in Eibenstein im nördlichen Waldviertel, wo nur noch 54 Menschen leben. Von den 46 Häusern, die in Eibenstein stehen, sind nur noch 21 ganzjährig bewohnt.

Eibenstein ist nur eine von 33 Katastralgemeinden, die zur Stadt Raabs gehören. Um 1900 wurden hier noch 6.000 Einwohner gezählt. Alleine in den letzten zehn Jahren nahm die Bevölkerung um mehr als ein Zehntel ab. Heute leben in Raabs nur noch 2.757 Menschen.

Eibenstein, Ortsansicht

ORF

Eibenstein im nördlichen Waldviertel

Auf eine Geburt kommen in Raabs derzeit zwei Sterbefälle, junge Menschen ziehen aus beruflichen Gründen weg. Trotz abnehmender Einwohnerzahlen und sinkenden Einnahmen müssen die bestehenden Strukturen jedoch erhalten und oft sogar erweitert werden. Beispielsweise die rund 400 Kilometer Güterwege und Gemeindestraßen, oder der Sozialbereich, der immer mehr kostet. Das alles hat Raabs vor zwei Jahren zu einer Sanierungsgemeinde werden lassen.

Zwar boomt der Tourismus, der dringend benötigte Zuzug bleibt aber größtenteils aus. „Ich kenne einige Beispiele, wo Leute, die früher in Wien gearbeitet haben, jetzt sagen, die Pension verbringe ich wieder in meiner ehemaligen Heimat oder ziehe zu. Ich habe sogar Leute, die aus Tirol zugezogen sind. Es gibt durchaus Fälle, die Anlass zur Hoffnung geben, aber sind zu wenige“, sagt Bürgermeister Rudolf Mayer.

„Die großen Lösungen sind nicht zu finanzieren“

Die Herausforderung für Gemeinden wie Raabs wird es in Zukunft sein, auch mit weniger Einwohnern gut zu leben. „Die Infrastrukturen müssen rückgebaut werden, man muss auf Dezentralisierung setzen, weil die ganz großen Lösungen nicht mehr zu finanzieren sind“, sagt die Raumplanerin Gerlind Weber.

Ganz anderen Herausforderungen muss sich Gänserndorf stellen. Mitten im Speckgürtel um Wien gelegen, nahm die Bevölkerung in den letzten zehn Jahren um mehr als ein Viertel zu. Derzeit sind es rund 12.000 Einwohner. „Die Probleme sind der Straßenbau, der Neubau des Kindergartens, der schon wieder ansteht. Die Verbindung von Gänserndorf-Süd in die Stadt ist ein Problem, weil da nicht regelmäßig ein öffentliches Verkehrsmittel geht“, sagt der Bürgermeister von Gänserndorf, Kurt Burghardt. Mehr Einwohner und Zuzug bedeuten also auch nicht automatisch die Lösung aller finanziellen Probleme.

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