Kellergassenfeste: Angst vor Kontrollen

Kellergassenfeste sind eine beliebte Tradition in Weinbau-Gebieten. Doch Kontrollen des Finanzamts haben für viel Aufregung und Verunsicherung gesorgt. Und so haben sich zahlreiche Orte gegen ihr Fest entschieden.

Bei einem Lokalaugenschein in Maissau (Bezirk Hollabrunn) und Lengenfeld im Kamptal (Bezirk Krems) wird deutlich, was die Sorgen der Winzer sind. Und doch geht man damit unterschiedlich um.

In Maissau hat man das Steinweinfest heuer nach 15 Jahren erstmals abgesagt. Auslöser war eine Kontrolle der Finanzpolizei im Bezirk Tulln im Vorjahr. Dabei sei man teilweise sehr rüde vorgegangen, kritisiert Reinhard Arocker, Obmann des Weinbauverbands Maissau. Winzer seien quasi als Verbrecher da gestanden und es habe auch Strafen gegeben.

Helfer müssen bei Sozialversicherung gemeldet sein

Die Verunsicherung war groß, und so hat sich die Mehrheit der Winzer und Weinkellerbesitzer gegen das Fest ausgesprochen. Vor allem, dass die Helfer bei der Sozialversicherung angemeldet werden müssen, sei ein Problem. Ausnahmen gibt es nur für nahe Verwandte.

„Die Sozialversicherung akzeptiert das nur bis zu einem gewissen Grad. Bruder und Schwester sind okay, Freunde von den Kindern sind schon wieder ein Problem, das verunsichert sehr stark“, so Arocker.

Kellergasse

ORF

In Maissau (links) bleiben die Keller geschlossen, in Lengenfeld (rechts) werden die Sitzbänke für das Fest aufgebaut.

„Schauen, dass Gesetze eingehalten werden“

Beim zuständigen Finanzamt ist man über die Aufregung und das Ausmaß der Verunsicherung verwundert. „Wir kontrollieren nicht stärker, wir haben heuer keine einzige Kontrolle gemacht und im Vorjahr eine einzige Kontrolle“, sagt Anton Trauner, Leiter des Finanzamts in Hollabrunn, Korneuburg und Tulln. Da sei man wahrscheinlich draufgekommen, dass es viele Vorschriften gibt, so Trauner, und, „dass die Verwaltung das macht, was man von ihr erwartet: sie kontrolliert und schaut, dass die Gesetze eingehalten werden“.

Daher biete man auch Vorträge zu dem Thema an und habe die wichtigsten Informationen was Steuer, Sozialversicherung und Gewerberecht angeht, zusammengetragen.

Lengenfeld: „Ort wäre um eine Attraktion ärmer“

In Lengenfeld wird das Kellergassenfest am Wochenende stattfinden, hier weiß man um die Probleme und Fallen, in die man tappen kann, ist aber zuversichtlich, dass alles vorschriftsgemäß läuft. „Wir haben unsere Leute angemeldet und bemühen uns auch mit den Speisen, es dürfte keiner was sagen“, so Rupert Markel, Winzer aus Lengenfeld.

Ohne Kellergassenfest wäre der Ort um eine Attraktion ärmer, ist man hier überzeugt. „Durch die Feste werden die Keller belebt und in Takt gehalten“, sagt Winzer Andreas Schuster. Auch für Winzer Martin Willner steht fest, dass es eine gute Werbung für den Ort ist, da die Besucher von rundherum gerne kommen.

Und während das Kellergassenfest am Wochenende in Lengenfeld über die Bühne geht, wird in Maissau überlegt wie es weiter geht. Das letzte Wort sei dort noch nicht gesprochen.