Keine Spur nach Doppelmord in Türkei

Noch immer ist unklar, wer die beiden Niederösterreicher erschossen hat, deren Leichen am Sonntag vor einer Woche in der Türkei gefunden worden sind. Die ORF-Fernsehsendung „Thema“ traf die Landwirte, die den Fund machten.

Sendungshinweis: „Thema“, Sendung vom 29. Oktober 2012

Die zwei Bauern fanden die Leichen der beiden Männer außerhalb der Ortschaft Dedecam in der Provinz Konya, als sie mit ihrem Traktor auf dem Weg zu einem Feld waren. „Ich habe etwas gesehen und gedacht, es handelt sich um Kleidungsstücke. Als wir weitergefahren sind, habe ich erkannt, dass die Schuhe in die Höhe stehen. Deshalb bin ich stehen geblieben“, sagte der Landwirt Ihsan Dogan am Montag in der ORF-Fernsehsendung „Thema“.

„Hände waren angeschwollen und die Nägel blau“

„Ich bin also stehengeblieben, habe geschaut und bin sofort wieder zurückgeschreckt. Die Hände der Männer waren angeschwollen und die Nägel waren blau. Auf die Gesichter habe ich nicht geachtet. Einer der beiden hatte eine Uhr am Handgelenk und dieser Arm lag über der anderen Person. Dann sind wir wieder zurück gelaufen und haben die Gendarmerie verständigt. Die Frau meines Bruders war da und die Kinder waren auch mit. Sie sind auf dem Traktor gesessen, sie sind abgestiegen und auf uns zugekommen. Doch ich habe ihnen zugerufen, nicht herzukommen, da ich nicht wollte, dass sie das sehen. Ich habe selbst immer noch ein mulmiges Gefühl“, so der Landwirt weiter.

Doppelmord

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Landwirt Ihsan Dogan an der Fundstelle

Bei den Toten wurden deren Pässe, Geldbörsen und Handys gefunden. Schnell war klar, dass es sich um die beiden als vermisst gemeldeten Österreicher handelte.

„Jeder hat gesagt, er soll es bleiben lassen“

Harald Weiß aus Bad Fischau (Bezirk Wiener Neustadt) ist eines der beiden Opfer, der 50-Jährige wollte gemeinsam mit seinem Partner einen Viehzucht- und Milchbetrieb in der Türkei aufbauen: „Die ganze Familie ist entsetzt, besonders schlimm ist, dass jeder gesagt hat, er soll es lassen. Aber er hat sich nicht abbringen lassen, egal, ob es die Tante oder die Familie war, er hat es nicht akzeptiert“, sagte die Schwester Mannes, Eva Schuster.

Weiterhin rätselhaft ist das Motiv des Doppelmordes. Recherchen der „Thema“-Redaktion ergaben allerdings, dass das zweite Mordopfer, Ramazan Kaplan aus Lichtenwörth (ebenfalls Bezirk Wiener Neustadt), vor einigen Jahren einen Privatkredit an einen Juwelier in Höhe von 350.000 Dollar vergab, das Geld aber nie zurück bekam. Bei den türkischen Behörden wird der Fall jedenfalls als „streng geheim“ geführt, möglicherweise ist auch die Mafia in den Mord verstrickt.

Erschossen und dann in einem Strauch versteckt

Die zwei Niederösterreicher machten sich Anfang Oktober auf den Weg in die Türkei. Dann brach der Kontakt jedoch ab, die beiden Männer dürften am Freitag vor einer Woche auf dem Weg in ein Kaffeehaus entführt und dann aus dem Ort gebracht worden sein, in dem sie sich aufhielten. „Wir haben zu Abend gegessen und um 9 Uhr sind wir nach Hause gekommen. Dann haben wir noch einen Kaffee getrunken. Um 10 Uhr sind die beiden dann noch gemeinsam aus dem Haus, um in ein Lokal zu gehen. Das ist alles was ich weiß“, sagte Zeynep Kaplan, die Gattin des 49-jährigen Mordopfers.

Am Sonntag wurden die Leichen der beiden Niederösterreicher dann gefunden. Sie wurden durch Kopfschüsse aus nächster Nähe getötet und dann in einem Gebüsch abgelegt - mehr dazu in Doppelmord an Niederösterreichern.