Immer mehr Jugendliche in Notschlafstelle

Die Jugendnotschlafstelle in St. Pölten wird von immer mehr obdachlosen Jugendlichen genutzt. Es ist die einzige derartige Einrichtung in NÖ. Um die Feiertage ist die Situation besonders schwer. Untertags wissen viel nicht, wohin.

Die betroffenen Jugendlichen sind obdachlos, manchmal auch psychisch krank oder drogensüchtig, und wissen nicht wohin. Rund um die Feiertage - wenn alle anderen bei ihren Familien sind - ist das besonders schlimm. Seit mehr als sieben Jahren gibt es für sie in St. Pölten das ‚Jump‘ - die Jugendnotschlafstelle der Emmaus. Die Jugendlichen kommen aus allen Landesteilen, auch wenn man eigentlich nur für den Großraum St. Pölten zuständig ist.

Die 24-jährige Romy hat dort einige Monate verbracht. Zuvor war sie in einer Wohngemeinschaft für Frauen. „Dort habe ich immer viel getrunken und Gras geraucht“, erzählt sie. Nach einem Gespräch mit einer Betreuerin war klar, dass Romy nicht weiter in der WG bleiben konnte, „dann bin ich ins Jump gekommen.“ Heute lebt Romy im Frauenwohnheim in St. Pölten. Sie hat Freunde gefunden und ist weg von den Drogen.

Jugendlicher anonymisiert sitzt auf einer Parkbank - Sujet

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Immer mehr Jugendliche in Notschlafstelle

In die Jugendnotschlafstelle kommen die Jugendlichen freiwillig. Es gibt keinen Erzieher, der ihnen Vorschriften macht. Das habe Vorteile, sagt Betreuerin Margit Brachmann: „Die Jugendlichen sind dadurch offener und man kann besser mit ihnen zusammenarbeiten. Sie erzählen uns dadurch mehr.“

Um 19 Uhr werden die Tore im ‚Jump‘ geöffnet. Wer vor der Tür steht, bekommt ein Bett für die Nacht. 66 Jugendliche waren das allein im vergangenen Jahr - Tendenz steigend. In der Früh müssen aber alle wieder auf die Straße. „Die Leute, die von weiter weg kommen und keine Familie oder Freunde haben, wissen nicht, was sie untertags machen sollen“, erinnert sich Romy, „im Sommer geht das ja noch, aber wo sollen sie im Winter hin - ohne Geld?“

Untertags in der Kälte

Für die Zeit untertags gibt es keine Einrichtung. Nicht zu wissen, wo sie hin sollen, macht es für die Betroffenen nur noch schwieriger. Meist überbrücken sie die Zeit in Einkaufszentren oder öffentlichen Parkanlagen. Im Winter, bei eisiger Kälte, ist das besonders schlimm.

Jugendliche bauen Vogelhäuser

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Die Initiative „work-out“ bietet Jugendlichen untertags eine Beschäftigung

Bei der Emmaus-Initiative „work-out“ finden die vom Schicksal gebeutelten Jugendlichen untertags eine Beschäftigung. Einer von ihnen ist der 17-jährige Makuu. Auch er ist plötzlich ohne Dach über dem Kopf dagestanden: „Ich habe mich mit meinem Papa gestritten. Dann habe ich eine Weile in Wien auf der Straße geschlafen.“ Nächstes Jahr will die Emmaus die Einrichtung „work-out“ schließen, weil es an Fördergeldern mangelt. Aus dem Büro von Landesrat Karl Wilfing (VP) heißt es dazu, man habe erst aktuell von einem Ansuchen erfahren und sei in Gesprächen. Man wolle jedenfalls helfen.

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