Hochwasser: Situation bleibt angespannt

Während es vielerorts in Österreich leichte Entspannung gibt, bleibt die Hochwasser-Situation in NÖ weiter angespannt. Bis Samstag werden, so die Experten, weitere Niederschläge erwartet. Am Freitag waren 3.400 Feuerwehrleute im Einsatz.

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Viele Straßen in NÖ mussten wegen des Hochwassers gesperrt werden - Info über Straßensperren.

„Es ist so, dass wir derzeit 3.400 Feuerwehrfrauen und –männer im Einsatz haben, so wie über 500 Geräte und Großpumpen“, sagte Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner Freitagabend gegenüber noe.ORF.at. Man habe die Lage „sehr gut im Griff“, auch die ganze Nacht über werde seitens der Einsatzkräfte weiter gearbeitet. „Im Norden stehen tausende Feuerwehrleute bereit, wir werden das in der Nacht so organisieren, sodass wir in den Morgenstunden hier auch weiterarbeiten können, also permanent, rund um die Uhr, so lange es die Bevölkerung braucht.“

Feuerwehr schlichtet weiterhin Sandsäcke

In den nächsten Stunden werden weiterhin Häuser gesichert und ausgepumpt sowie Sandsäcke geschlichtet. „Die Pegelstände gehen leicht zurück, das ist unser Glück derzeit. Wir sind in den ganzen Gemeinden von Amstetten bis Neunkirchen, im gesamten Voralpen-Land-Gebiet schwer im Einsatz und wir sind guter Dinge, dass wir das in den nächsten Stunden gut in den Griff bekommen“, so Fahrafellner. Im Laufe des Abends konnten bereits einige Feuerwehrleute abgezogen werden. „Die Kollegen sind zum Teil bereits seit den frühen Morgenstunden im Einsatz“, so Stefan Gloimüller vom Landesfeuerwehrkommando. Gegen Mitternacht waren etwa noch 1.500 Mitglieder der Feuerwehren im Einsatz, in allen Bezirken gab es aber Rufbereitschaft und Reserven über Nacht, hieß es aus dem Landesfeuerwehrkommando.

In den vergangenen 24 Stunden fielen im südlichen Mostviertel und Industrieviertel deutlich über 100 Liter Regen pro Quadratmeter flächig. Dieses Starkregenereignis ließ die Zubringer südlich der Donau massiv ansteigen. Die Flüsse und Bäche im Mostviertel liegen im Bereich eines fünf- bis 30-jährlichen Hochwassers - mehr dazu in Katastrophenalarm in zwei Bezirken. In einigen Oberlaufbereichen der Pielach und Ybbs wurde sogar die 100-jährliche Marke lokal überschritten.

Zwei Wohnhäuser durch Hangrutschung bedroht

Um 18.54 Uhr veröffentlichte der Landesführungsstab des NÖ Landesfeuerwehrverbandes folgende Informationen zur Hochwassersituation:

"Weiter südöstlich im Wienerwald zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. In der Wachau ist entlang der Donau mit einem sehr raschen Anstieg des Pegels zu rechnen. Jedoch sollte der prognostizierte Pegelstand von ca. 710 cm nur zu geringen Arbeiten der Feuerwehren entlang der Donau führen. Einige Feuerwehren beginnen mit den ersten Aufbauarbeiten des mobilen Hochwasserschutzes laut Alarmplan, indem Durchgänge verschlossen werden.

Ein Hotspot ist derzeit in Opponitz (Bezirk Amstetten) wo zwei Wohnhäuser durch eine Hangrutschung bedroht werden. Mehrere Gemeinden sind hier im Bezirk Amstetten auf dem Straßenweg aufgrund von Vermurungen nicht erreichbar. Ein ähnliches oder schwerwiegenderes Bild bietet sich im Bezirk Lilienfeld und Scheibbs. Mehrere hunderte Häuser, Keller und Objekte stehen hier unter Wasser. Auch Kläranlagen, Fußballplätze und Bäder sind hier teilweise betroffen.

In Frankenfels (Bezirk St. Pölten) ist die Trinkwasserversorgung zusammen gebrochen, hier wird mit Tanklöschfahrzeugen an einer provisorischen Wasserversorgung gearbeitet. In Hofstetten werden in der Brunnensiedlung rund 80 Häuser über Zillen mit den wichtigsten Lebensmitteln und Medizin versorgt."

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Weitere Niederschläge werden erwartet

Optimistisch, dass sich die Lage in den nächsten Stunden entspannen wird, zeigte sich der für Katastrophenschutz zuständige Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) am Abend gegenüber noe.ORF.at. Für eine Bilanz sei es vorerst noch zu früh, er dankte jedoch allen Helfern für deren Einsatz. „Die meisten Pegel gehen zurück, es werden allerdings weiterhin starke Niederschläge in den nächsten 24 Stunden von etwa 50 Liter pro Quadratmeter erwartet“, so Pernkopf. Die Situation bleibe weiterhin angespannt.

Wetter Freitagnacht
Immer noch regnerisch mit den größten Regenmengen im südlichen Bergland. Lebhafter, vor allem auf den Bergen noch teils stürmischer Wind aus West bis Nord - mehr dazu in wetter.ORF.at.

Laut dem Hochwasserdienstleiter des Hydrologischen Dienstes, Friedrich Salzer, konnte man am Freitagabend von einer „vorsichtigen Entspannung“ sprechen. Die Pegelstände in den Zubringerflüssen würden fast überall bereits langsam zurückgehen, so Salzer gegenüber noe.ORF.at. „Speziell in den Oberläufen sind die Pegelstände zum Teil schon stark gefallen, das wird sich auch in den nächsten Stunden so weiter fortsetzen“. Manche Flüsse hatten dazwischen einen „Buckel“, wie Salzer sagte. „Die Melk ist bei Matzleindsdorf dazwischen wieder gestiegen und auch die kleine Erlauf.“ Grund dafür war, dass es in diesen Regionen punktuell am späteren Abend stärker geregnet hatte. „Generell ist die Tendenz aber weiter fallend“, so Salzer.

Die Oberläufe erreichten die Scheitelpunkte am Abend, teilweise erreichten auch die Unterläufe bereits die Höchstmarken. In Greimpersdorf (Bezirk Amstetten) etwa stand der Pegel der Ybbs am Abend bei 4,25 Metern. Vor dem Hochwasser am Donnerstag stand der Pegel zum Vergleich bei weniger als 1,25 Metern. Auch die Pielach erreichte am Abend den dramatischen Höchststand von 4,25 Metern – das bedeutet einen Anstieg von zweieinhalb Metern zum Normalstand, so Salzer. Die Traisen erreichte gegen 23 Uhr im Bereich Herzogenburg ihren Scheitelpunkt und ist seither rückläufig, so Salzer. Die Piesting stieg im Laufe des Freitags von unter einem Meter auf etwa 3,30 Meter an.

Donau wird weiter stark steigen

Gegen Mitternacht hieß es aus der Landeswarnzentrale, dass die Pegelstände der Flüsse zum Teil sehr schnell sinken. „Das ist von Vorteil, denn etwa in Wieselburg, Waidhofen an der Ybbs, Baden oder Mödling regnet es noch immer sehr stark. Dadurch, dass die Pegelstände schnell sinken, gibt es in den Flüssen wieder mehr Reserven“, so Johann Dantinger von der Landeswarnzentrale gegenüber noe.ORF.at.

Während die Pegelstände der Zubringerflüsse gegen Mitternacht rückläufig waren, soll die Donau weiterhin stark ansteigen - und zwar speziell von Melk flussabwärts. Derzeit liege die Donau bei etwa 7,10 Metern, eine gefährliche Marke wäre ab acht Metern erreicht, so Dantinger. Der Scheitel für die Donau wird demnach gegen 3.00 Uhr früh in Kienstock in der Wachau erwartet. Im Laufe des Samstagvormittages soll die Donau dann im Bereich Korneuburg den Höchststand erreichen. „Es sollte aber überall im Warnbereich bleiben“, so Dantinger.

Niederschläge von drei Tagen binnen 12 Stunden

Das Problem war, dass die Niederschläge, die für drei Tage prognostiziert waren, innerhalb von zwölf Stunden fielen. Eine Entspannung der Wettersituation dürfte es erst in der Nacht auf Sonntag geben. „Bis zu 45 Liter pro Quadratmeter sind in den Einzugsgebieten der Ybbs, Erlauf, Pielach und Traisen noch drinnen. Der Regen teilt sich aber auf die kommenden 24 bis 30 Stunden auf“, so Salzer vom Hydrologischen Dienst. Zum Vergleich: Etwa in Türnitz (Bezirk Lilienfeld) fielen von Donnerstag auf Freitag innerhalb von 36 Stunden 220 Liter pro Quadratmeter. Man rechnet derzeit nicht damit, dass die Extremwerte vom Freitag noch einmal erreicht werden, so Salzer.

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