Volksschulen: Immer seltener Noten

In wenigen Tagen endet in den Schulen das erste Semester. Immer mehr Volksschulen in Niederösterreich verzichten im Zeugnis auf Noten wie Sehr gut oder Drei und setzen auf die „kommentierte direkte Leistungsvorlage“.

Angst vor schlechten Noten gibt an immer mehr Volksschulen in Niederösterreich nicht, denn man verzichtet dort auf Noten. Derzeit sind es landesweit 227 Schulen, und es werden stetig mehr, etwa die Volksschule in Purkersdorf (Bezirk Wien-Umgebung). Dort läuft die Sache mit der Beurteilung nämlich ganz anders ab, wie Schülerinnen der Mehrstufenklasse erzählen: „Die Eltern kommen mit ihrem Kind in die Schule, also zur Lehrerin, und dann wird darüber gesprochen, was man gut gemacht hat und was man besser machen kann“, schildert die neunjährige Rosa Demel.

„Bei der Mathe-Schularbeit durften wir uns beim Verbessern selber einschätzen. Das heißt, wir haben selber eine Note darunter geschrieben“, sagt ihre Schulkollegin Irene Höchtl.

Eltern, Kinder und Lehrer sprechen über Leistungen

Die Kinder dürfen sich ein Thema aussuchen, das sie dann vor den Eltern, Geschwistern und dem Lehrer oder der Lehrerin präsentieren - „Kommentierte direkte Leistungsvorlage“ (KDL) heißt der Fachbegriff. Dabei wird nicht benotet, sondern der Lehrer spricht mit den Eltern und dem Kind über die Leistung des Schülers im jeweiligen Bereich und über weitere nötige Lernschritte. Statt eines Zeugnisses gibt es dann in der ersten Grundstufe (erste und zweite Klasse) ein sogenanntes Logbuch, in dem alle bisherigen Lernfortschritte des Kindes vermerkt sind.

Spätestens in der vierten Volksschulklasse gibt es aber für die Schülerinnen und Schüler ein Zeugnis, auch an jenen Schulen, die diesen Schulversuch durchführen. Dieses Zeugnis braucht man dann für weiterführende Schulen.

Sollen Noten überhaupt abgeschafft werden?

Es ist nicht einfach für Kinder, die mit diesem Schulversuch aufwachsen, erzählt man an der Volksschule Albrechtsstraße in Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung). „Ich wäre sehr dafür, wenn man Noten überhaupt abschafft. Man braucht sie in der vierten Klasse für den Übertritt in eine andere Schule, und für Kinder ist es dann ganz schwierig, das einzuordnen. Sie verstehen nicht, wofür die Noten überhaupt gut sind. Mit einer Note kann man niemals so umfassend beurteilen wie verbal“, sagt die Pädagogin Julia Baumgartner.

An der Schule wird verbal beurteilt, dort gibt es einen sogenannten Leistungskatalog. „In den Grundrechnungsarten bekommt man unterschiedliche Symbole: Ein Smiley heißt, man ist sehr gut, eine Blume bedeutet, dass man noch ein bisschen üben muss“, erklärt Theresa Rauch, Schülerin in der VS Albrechtsstraße.