Justizanstalten klagen über Ärztemangel

Die Justizanstalten suchen dringend medizinisches Personal, vor allem Allgemeinmediziner und Psychiater. Derzeit sind österreichweit 16 medizinische Jobs ausgeschrieben. Es sei jedoch schwierig, Ärzte zu finden, heißt es bei der Vollzugsdirektion.

Eine Justizanstalt dürfte für Ärzte kein besonders attraktiver Arbeitsplatz sein, meint Margit Winterleitner, Chefärztin der Vollzugsdirektion: „Erstens ist es die Situation, dass man hinter Gefängnismauern und hinter verschlossenen Türen arbeiten muss. Zweitens gibt es das Problem mit den Insassen, die oft sehr unangenehm und aggressiv sein können und mit denen man längere Zeit zusammenarbeiten muss.“ Der dritte Punkt: die schlechtere Bezahlung der Ärzte. „Sie müssen mit einem Abschlag von 20 Prozent rechnen, weil wir im Moment keine Budgetmittel aufbringen können“, so Winterleitner.

Justizanstalten brauchen immer mehr Ärzte

In der Justizanstalt Krems-Stein werden besonders viele Ärzte benötigt, denn hier gibt es eine von zwei Sonderkrankenanstalten in Österreich. Häftlinge aus dem ganzen Land werden hier medizinisch betreut, es ist ein „Krankenhaus hinter Gittern“ mit tagsüber drei Ärzten, Nachtdiensten, mit Pflegepersonal, Visiten und Untersuchungen.

Generell brauchen die Justizanstalten immer mehr Ärzte. „Die Insassen sind insgesamt nicht gerade die gesündesten Leute, und die Insassen werden auch älter, so wie eben in der Gesellschaft. Wir haben derzeit mehr als 300 Insassen, die über 60 Jahre alt sind, und deswegen brauchen wir auch mehr medizinisches Personal“, sagt Peter Prechtl von der Vollzugsdirektion.

Controlling wird regelmäßig durchgeführt

Aber auch Skandale, wie etwa jener vor fast einem Jahr in der Justizanstalt Stein, wo ein Häftling völlig verwahrlost ist, führten dazu, dass auch die Betreuung strenger kontrolliert wird. „Das Controlling hat sich insofern verändert, als alle Insassen mindestens einmal im Vierteljahr aufgesucht werden müssen. Man muss sich auch mehr Gedanken machen, warum Insassen von uns nichts wollen – sprich, wenn er sich komplett zurückgezogen verhält -, dann denken wir vermehrt darüber nach, warum er sich zurückzieht“, so Bruno Sladek, Leiter der Justizanstalt Stein. Seit Mitte 2013 führt die Volksanwaltschaft mehrmals pro Jahr unangekündigte Kontrollen in allen Gefängnissen durch, auch die Europäische Anti-Folter-Kommission überprüft die Justizanstalten.

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