Streit um Hausapotheken

40 der 240 Hausapotheken in Niederösterreich werden in den kommenden Jahren zusperren. Viele dieser Apotheken seien aber ohnehin nicht notwendig, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger und stößt damit auf heftige Kritik der Ärztekammer.

Etwa die Hälfte der Hausärzte mit Kassenvertrag wird laut Ärztekammer in den nächsten zehn Jahren in Pension gehen. Nach und nach werden somit auch immer mehr Hausapotheken zusperren. In vielen Gegenden seien diese jedoch ohnehin nicht notwendig und für viele Ärzte nur ein Zubrot, sagt Gerald Bachinger, Patientenanwalt in Niederösterreich.

Bachinger: „Zustellservice statt Hausapotheken“

„Man muss leider sagen, dass es ein jahrzehntelanges Versagen der Ärztekammer in Hinblick auf die Vertretung der Hausärzte gibt. Die Honorare sind - da bin ich bei der Ärztekammer - schon seit Jahren nicht mehr leistungsgerecht. Der Umsatz in den ärztlichen Hausapotheken ist aber nicht die Existenzgrundlage für einen Arzt“, so Bachinger.

Hausapotheken in Arztpraxen sollte es laut Bachinger nur dort geben, wo es sonst keine Apotheken gibt. Die Apotheken hätten nämlich ein größeres Medikamentensortiment, bessere Öffnungszeiten und „die Pharmazeuten haben sehr viel Fachwissen über die Medikamente, das liegt derzeit in Österreich ziemlich brach“, so Bachinger. Apotheken sollten daher besser ein Zustellservice anbieten, schlägt der Patientenanwalt vor.

Ärztekammer fürchtet um Nachbesetzungen

Bei der Ärztekammer stößt er damit auf heftige Kritik. „Ja super. Sie könnten Milch und Brot für diese Patienten dann auch gleich mitbringen“, sagt Christoph Reisner, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich. „Aber noch einmal: Der Hausarzt ist schon beim Patienten und stellt ihm das Rezept aus. Warum soll jemand anderer, Dritter, zum Patienten kommen?“

Wenn Hausapotheken zusperren würde es laut Ärztekammer zum einen für die Patienten schwieriger, Medikamente zu bekommen, zum anderen würde es noch schwieriger werden, junge Ärzte zu finden, die eine Landarztpraxis übernehmen. „Es wird Regionen geben, wo einzelne Stellen nicht mehr nachbesetzt werden können, weil die Hausapotheke wegfällt“, sagt Reisner. Die Ärzte würde weniger Geld verdienen und auch Patienten verlieren, weil die Mediziner unter anderem danach ausgesucht werden, ob sie Medikamente ausgeben oder nicht, so Reisner.

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