86 Flüchtlinge in Klein-Lkw geschleppt

Die Polizei hat am Samstag 86 Flüchtlinge auf der Westautobahn (A1) in einem Klein-Lkw entdeckt. Darunter waren eine schwangere Frau, die ins Krankenhaus gebracht wurde, aber auch 16 Kinder bzw. Babys.

Als die Polizei die Flüchtlinge zusammengepfercht im Laderaum des Klein-Lkw entdeckte, dürften sie bereits seit zwölf Stunden ohne Pause unterwegs gewesen sein. Polizeisprecher Johann Baumschlager sprach von einer „fürchterlichen Situation“. Die Flüchtlinge rissen Löcher in die Decke des Klein-Lkw, um Luft zu bekommen. Einige von ihnen seien kollabiert. „Von den 86 Personen waren 16 Kinder im Alter von fünf Monaten bis 14 Jahren“, sagte Baumschlager. Selbst erfahrene Polizisten seien schockiert gewesen.

Eine Frau, sie war im achten Monat schwanger, musste von der Rettung ins Universitätsklinikum St. Pölten gebracht werden. Sie hatte bereits während des Transports einen Kreislaufkollaps erlitten. Auch Männer waren laut dem Sprecher kollabiert. Die Flüchtlinge wurden vorerst mit Wasser versorgt und zum Roten Kreuz in Melk gebracht. Dort wurden umgehend 50 Kilogramm Nudeln mit Sugo zubereitet, um die erschöpften Männer, Frauen und Kinder zu versorgen. Baumschlager betonte in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit den freiwilligen Helfern des Roten Kreuzes.

Schlepper geflüchtet

60 der Flüchtlinge stammen aus Afghanistan, 20 aus dem Irak, sechs aus Pakistan. Wo sie losgefahren waren, hätten sie nicht sagen können. Sie hätten nur davon gesprochen, vor Antritt der Fahrt, die schließlich nahe St. Pölten endete, einen langen Fußmarsch hinter sich gebracht zu haben.

Die Anhaltung des Klein-Lkws bei der Raststation Völlerndorf an der A1 sei durch eine Streife der Landesverkehrsabteilung erfolgt, weil das Fahrzeug überladen gewirkt habe. Der Lenker habe abrupt abgebremst, sei aus dem Führerhaus gesprungen und habe die Flucht ergriffen, schilderte Baumschlager. Eine Fahndung, unter anderem auch mit einem Hubschrauber und Diensthunden, blieb erfolglos.

Fast täglich Flüchtlingsaufgriffe

Bereits am Nachmittag wurde die Polizei auf die nächsten Flüchtlinge aufmerksam, diesmal auf der Ostautobahn (A4) bei Maria Ellend (Bezirk Bruck an der Leitha). Ein Autofahrer hatte angezeigt, dass auf dem Autobahnparkplatz mehrere Menschen sitzen. Wie sich herausstellte, handelte es sich um sechs Familien aus Syrien, insgesamt waren es 38 Personen, darunter neun Kinder. Sie dürften von ihrem Schlepper auf dem Parkplatz zurückgelassen worden sein. Aslyantrag haben sie laut Polizei bisher keinen gestellt.

Auch in Oberösterreich wurde am Freitag eine Gruppe von Flüchtlingen aufgegriffen. Darunter waren vier Babys und sechs Kleinkinder - mehr dazu in Flüchtlinge mit vier Babys ausgesetzt (ooe.ORF.at; 8.8.2015).

Die Polizei berichtet derzeit laufend von derartigen Fällen. Seit Jahresbeginn wurden bereits 1.700 Flüchtlinge aufgegriffen. Oft werden diese von den Schleppern einfach auf der Autobahn ausgesetzt - mehr dazu in Bereits 1.700 Flüchtlinge aufgegriffen (noe.ORF.at; 5.8.2015).

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