Landwirte fordern Handynetz-Ausbau

Überall erreichbar zu sein, gehört für die meisten mittlerweile dazu. Nicht so im Waldviertel: Dort gibt es noch immer in manchen Regionen keine Internet- oder Handyverbindung. Darunter leiden vor allem auch die Landwirte.

Landwirte haben auf ihren Betrieben oft hochtechnisierte Maschinen im Einsatz. Diese werden teilweise aber auch über das Handy oder das Internet gesteuert. Etwa am Bio-Milchhof Koppensteiner - dort läuft vieles bereits automatisiert. Mit einem Melkroboter werden die Kühe gemolken. Das bedeutet eine immense Arbeitserleichterung bei 120 Kühen.

Schlechter Handy-Empfang im Waldviertel

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Ausfall hat gravierende Folgen

Doch die Maschine kann auch manchmal streiken - dann wird alarmiert: „Das wichtigste ist der Melkroboter, weil dort 24 Stunden gemolken wird und da hat ein Ausfall von einer Stunde schon gravierende Folgen, weil die Herde ja aus dem Rhythmus kommt“, sagt Landwirt Erich Koppensteiner aus Schwarzenbach (Bezirk Zwettl). Wenn der Fütterungsautomat streikt, wird ebenfalls alarmiert. Kein Handynetz bedeutet kein Futter für die Tiere.

Alles funktioniert via Handy, und genau das ist schwierig, wenn es keinen Empfang gibt, so Koppensteiner: "Sehr viele Bestellungen werden über Fax oder das Internet abgewickelt. Außerdem muss man spontan erreichbar sein, damit Umbestellungen oder Umänderungen in der Bestellung möglich sind.“ Wenn der Landwirt nur das Haustelefon hat, ist er aber oft nicht erreichbar, weil er ja am Betriebsgelände unterwegs ist.

Netzanbieter sagt „nein“

In Schweiggers selbst funktioniert das Handy-Netz, auf den Feldern und in den Dörfern allerdings nicht. Aber nicht nur die Landwirte, sondern die ganze Gemeinde stöhnt unter der schlechten Netzabdeckung, sagt der Bürgermeister von Schweiggers, Johann Hölzl (ÖVP): „Wir haben 18 Katastralgemeinden, weiter draußen funktioniert zum Teil gar nichts. Wir bräuchten etliche zusätzliche Sender. Uns ist klar, dass die Kosten hoch sind, aber ohne einen Ausbau werden wir nicht überleben können“, so Hölzl. Die Gemeindemitglieder schickten bereits mehrere Resolutionen an die Netzanbieter: „Die Rückmeldung war immer wieder dahingeghend, es müsse sich rechnen. Somit haben wir keine Chance. Die Netzanbieter sagen einfach, es ist zu teuer. Wir müssen damit leben“, so Hölzl.

Schlechter Handy-Empfang im Waldviertel

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Auch der Landwirtschaftskammer geht der Ausbau des Handy- und Glasfasernetzes zu langsam: „Es ist völlig klar, dass das seine Zeit braucht, dass die Zusammenarbeit mit den Gemeinden notwendig ist. Aber die Mittel sollten sich dort konzentrieren, wo der wirtschaftliche Erfolg nicht von selber kommt. Dort, wo die Unternehmen ihre Profite machen, geschieht es ja, aber wir brauchen das Geld dort eingesetzt, wo wir zur Versorgung des ländlichen Raumes die Unterstützung brauchen“, sagt der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Hermann Schultes.

„Landwirt muss immer erreichbar sein“

Dabei wird gerade auch eine funktionierende Internetverbindung immer wichtiger, und zwar für die Vermarktung der Produkte und auch für die Buchhaltung, sagt der Obmann der Bezirksbauernkammer Zwettl, Dietmar Hipp: „Es ist eine Standortfrage geworden, ob jemand der seine Partner, seine Kunden bedienen kann auch tatsächlich immer für sie da ist. Es ist notwendig, dass man als Unternehmer, als Bauer immer erreichbar ist“, so Hipp.