Ausgefallenes aus Waldviertler Karpfenleder

Der Karpfen kommt meist als traditionelles Festtagsessen auf den Tisch. Ein Waldviertler Unternehmer hatte eine Idee, was man aus den Fischen noch machen kann: Karpfenleder, das zu schönen und exklusiven Produkten verarbeitet wird.

Die Produkte aus der Werkstatt von Rudolf Schuh aus Reitzenschlag bei Litschau (Bezirk Gmünd) sind schon ein echter Blickfang: Taschen, Gürtel, Etuis oder auch edle Schreibgeräte bespannt er mit dem glänzenden Fischleder, besonders ausgefallen ist ein Bikini aus Karpfenhaut, der extra für eine Modenschau angefertigt wurde.

Karpfenleder Verarbeitung in Litschau

ORF

Exklusives aus dem nördlichen Waldviertel

Die Karpfenhaut wird zunächst eine Woche lang speziell eingelegt und gewaschen, ohne eine herkömmliche Gerbung vorzunehmen. Für diesen Schritt verwendet Rudolf Schuh ein „rein biologisches Geheimrezept“, wie er sagt. Nach diesem Behandlungsschritt riecht die Karpfenhaut wie Leder. „Das hat uns ein halbes Jahr Entwicklungsarbeit gekostet, weil der Fisch nicht nach Fisch riechen darf“, erklärt Rudolf Schuh.

Nach zwei Tagen Trocknen wird die Fischhaut weich gemacht, indem sie mehrmals über einen sogenannten Kniestock gezogen wird. Und wieder wird keine Chemie dafür verwendet, sondern Rudolf Schuh plagt sich mit der mechanischen Methode, die ihn ins Schwitzen bringt. Danach wird die Fischhaut noch gebügelt und gepresst, das Resultat ist ein schimmerndes Karpfenleder.

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Modisches vom Karpfen

Rudolf Schuh verarbeitet pro Jahr etwa 800 Karpfen und einige hundert Lachse in seinem Betrieb in Reitzenschlag.

Die Verarbeitungstechnik hat sich der Waldviertler Unternehmer von einem Mitglied der Nanai abgeschaut, einem sibirischen Urvolk. Yupitaze bedeutet auf Chinesisch „Barbaren in Fischhaut“, und diesen Namen gab Rudolf Schuh auch seiner Firma. Etwa 100.000 Euro Jahresumsatz macht Schuh, mittlerweile auch mit Leder aus Lachs, Saibling oder Seewolf. Das Fleisch der Fische wird von Großküchen abgenommen, die nicht unglücklich sind, dass sie sich nicht mehr mit dem Abschuppen der Karpfenfilets plagen müssen.