Fasten mit den Augen

Fastentücher verhüllen während der Fastenzeit bis Ostern den Altar. Anstelle der meist einfärbig violetten Stoffbahnen gibt es in Niederösterreich aber auch viele wesentlich prunkvollere Exemplare.

In Auersthal (Bezirk Gänserndorf) wurde erst im Vorjahr ein neues Fastentuch angeschafft. Der Künstler Peter Baldinger verfremdete dafür ein historisches Kreuzigungsgemälde mit groben Pixeln und möchte so die Gedanken des Betrachters anregen. Ein sehr bekanntes Fastentuch findet sich auch in Emmersdorf (Bezirk Melk). Das Tuch ist eigentlich ein Bild, zeigt die Kreuzigung Jesu und stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert.

Fastentuch in der Pfarrkirche Auersthal

Erich Mladensich

Das Fastentuch in der Pfarrkirche Auersthal

Eines der weltweit größten Fastentücher ist im Kloster der Dominikanerinnen in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) zu sehen. Die beiden Künstler Sepp Jahn und Edith Hirsch malten vier Jahre an dem Werk und verarbeiteten dabei nicht nur klassische Materialien, sondern auch Dinge des täglichen Lebens. Das Milleniumstuch ist in 40 biblische Szenen unterteilt. Es wird auch als „Tuch der Erinnerungen an das Vergessene“ bezeichnet.

Fastentuch im Kloster Kirchberg

Kloster Kirchberg

Das Fastentuch in Kirchberg wird nur jedes zweite Jahr ausgestellt. Heuer ist es bis 19. März jeden Samstag und Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr zu sehen

Ein Symbol für den Tempelvorhang

Fastentücher dienen eigentlich dazu, während der Fastenzeit Altäre oder auch Kreuze zu verhüllen. Der Prunk in der Kirche wird hinter den Fastentüchern versteckt, um auf das Leiden Christi hinzuweisen. Früher war es üblich, das Fastentuch zwischen Altarraum und Gemeinde aufzuhängen. Die Gläubigen konnten der Messe also nur akustisch folgen.

Das Fastentuch entstand aus dem jüdischen Tempelvorhang, der - so steht es in der Bibel - in der Mitte entzweiriss, als Jesus am Kreuz starb. Das sollte wohl darstellen, dass der Tod Jesu den Zugang zum Allerheiligsten geöffnet hat.

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