Krise: Apotheken von Schließung bedroht

Ein Drittel aller Apotheken steckt in der Krise. Die Gründe: zu viel Angebot, sinkende Umsätze, steigende Personalkosten. Laut der NÖ Apothekerkammer könnten viele Apotheken bald vor der Schließung stehen.

Die Situation für die Apotheken ist in Niederösterreich - wie in ganz Österreich - sehr angespannt - mehr dazu in Apotheken in der Krise (kaernten.ORF.at; 15.2.2016). Laut dem Präsidenten der Niederösterreichischen Apothekerkammer, Heinz Haberfeld, steckt etwa ein Drittel aller Apotheken in der Krise und er befürchtet, dass viele davon in den kommenden zehn Jahren zusperren müssen.

Das Problem ist, dass die Betriebe weniger Gewinn erwirtschaften, als sie für ihr Personal ausgeben müssen. „Wir hatten im Jahr 2015 nur mehr eine Handelsspanne von 16,3 Prozent. Das ist sehr gering, denn im Schnitt können Sie mit Personalkosten von etwa 15 Prozent rechnen. Wenn man also nur den Umsatz der Sozialversicherung zur Abdeckung des Gewinnes hernimmt, dann geht sich das nicht aus“, so Haberfeld.

Sonn- und Feiertagsdienste rechnen sich nicht

Ob eine Apotheke wirtschaftlich rentabel geführt werden kann, hänge zum einen von der zu versorgenden Personenzahl ab. Etwa 5.500 Menschen müssten in der Nähe dieser Apotheke wohnen und sie auch nutzen. „Wir haben ja eine Betriebspflicht, das heißt, wir müssen Sonn- und Feiertagsdienste machen, die sich per se nicht rechnen. Alleine die Nachtdienste kosten die Apothekerschaft in Österreich im Jahr knapp 33 Millionen Euro, die letztlich den Ertrag der Apotheken mindern“, so Haberfeld gegenüber noe.ORF.at.

Hausapotheke

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„Apotheken-Überschuss“

Zum anderen haben in den vergangenen Jahren viele neue Apotheken aufgesperrt. Im Jahr 2005 waren es noch 204 Apotheken in Niederösterreich, heute sind es 239. „Gerade im Speckgürtel um Wien, also Mödling, Baden, Perchtoldsdorf bis nach Wiener Neustadt, hat sich die Anzahl der Apothekenbetriebe ganz massiv vergrößert“, so Haberfeld. Am Beispiel des Bezirkes Baden sieht man diesen Anstieg sehr deutlich. Hier haben sich die Betriebe in den vergangenen 15 Jahren von sechs auf heute 16 Apotheken fast verdreifacht.

Seit Juni des Vorjahres können Kundinnen und Kunden ihre rezeptfreien Medikamente zum Teil auch online bestellen. Für rezeptpflichtige Medikamente gilt das nicht - mehr dazu in Apotheken liefern Medikamente nach Hause (wien.ORF.at; 30.6.2015). Das sei aber nicht ausschlaggebend für die „Krise“, in der sich viele Apotheken befinden. Denn in ganz Österreich nutzen derzeit nur etwa 25 Apotheken diesen Service. Und die meisten Menschen kommen doch lieber persönlich, um sich ihre Medizin zu besorgen, so Haberfeld: „Etwa vier bis fünf Prozent des Gesamtumsatzes läuft über den Online-Handel. In Deutschland ist es mehr, da gehen wir von zwölf Prozent aus.“

Sujet Apotheke, Medikamente im Regal

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Warnung vor Bestellungen am Schwarzmarkt

Der Präsident der Niederösterreichischen Apothekerkammer warnt allerdings davor, im Internet rezeptflichtige Produkte zu bestellen: „95 Prozent der Produkte im Schwarzhandel sind gefälscht und der Konsument geht ein großes Risiko ein, wenn er solche Produkte über den Versand-Internethandel bezieht. Es kann auch sein, dass er giftige Produkte zu sich nimmt oder dass die Deklaration nicht stimmt.“ In einigen Produkten habe man sogar Hundekot gefunden.

Laut dem Experten sei es besser, direkt in die Apotheke zu kommen oder eben direkt bei den Apotheken online zu bestellen - denn nur dort hat man die Sicherheit, dass auch „das drin ist, was drauf steht“, so Haberfeld.

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