Nachfrage nach Pflege steigt

Etwa 90.000 Niederösterreicher beziehen derzeit Pflegegeld. Die Tendenz ist aufgrund der steigenden Lebenserwartung stark steigend. Besonders nachgefragt werden mobile Pflegedienste und damit die Pflege zuhause.

Noch nie haben in Österreich so viele ältere Menschen gelebt, wie heute. Wer heute auf die Welt kommt, hat als Frau eine durchschnittliche Lebenserwartung von 84 Jahren, bei Männern liegt die Lebenserwartung derzeit bei etwa 79 Jahren. Auch die Gesellschaft als Ganzes wird dadurch immer älter. Im Jahr 2005 waren etwa 270.000 Menschen in Niederösterreich über 65 Jahre alt. Im Jahr 2014 waren es bereits mehr als 319.000. Betrachtet man die Bevölkerungsprognose der Statistik Austria, so könnten im Jahr 2030 bereits mehr als 442.000 Menschen in Niederösterreich leben, die das 65. Lebensjahr überschritten haben.

Mit der stetig steigenden Lebenserwartung stieg in den vergangenen Jahren aber auch die Zahl jener Personen, die Pflege und Betreuung brauchen, stark an. 2005 bezogen durchschnittlich 61.000 Niederösterreicherinnen und Niederösterreich Pflegegeld. Zehn Jahre später - im Jahr 2015 - waren es bereits um die 90.000 Menschen. Unter ihnen ist vor allem die Nachfrage nach Pflege in den eigenen vier Wänden besonders groß. Umfragen zufolge wünschen sich etwa 85 Prozent aller Betroffenen, so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben zu können.

Angehörige übernehmen Großteil der Pflege

Bis zu 80 Prozent aller Pflegeleistungen werden von Verwandten beziehungsweise dem sozialen Umfeld der Betroffenen übernommen. Bei der Caritas werden deshalb vor allem die Entlastungsangebote für Angehörige laufend ausgebaut, wie es heißt. „Es ist für uns sehr wichtig, dass wir die Angehörigen gut beraten und gut unterstützen. Oft reicht es schon, wenn sie wissen, dass einmal am Tag eine Heimhelferin zur Entlastung kommt“, sagt Anna Fürst, Pflegedienstleiterin in Niederösterreich.

Betreuerin hält Patientin die Hand

dpa/ Patrick Pleul

2015 nahmen 8.100 Niederösterreicher eine 24-Stunden-Betreuung in Anspruch

Das Angebot an Pflegeleistungen ist umfassend, alleine die Caritas bietet unter anderem Heimhilfen, Hauskrankenpflege oder 24-Stunden-Betreuung an. „Gerade wenn Sie niederschwellig beginnen wollen, empfiehlt sich die Heimhilfe“, weiß Anna Fürst, „Heimhelferinnen können von einmal pro Woche bis zu dreimal täglich kommen, je nachdem, was der Kunde braucht und möchte.“ In Niederösterreich nehmen etwa 16.000 Menschen solche mobilen Dienste in Anspruch. Diese werden nicht nur von der Caritas, sondern auch von zahlreichen weiteren Organisationen wie etwa der Volkshilfe, dem Hilfswerk oder dem Österreichischen Roten Kreuz angeboten. Sogenanntes „Betreutes Wohnen“ ist für viele Betroffene der Mittelweg zwischen Eigenständigkeit und Pflege.

Pflege soll für alle leistbar sein

In Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) gibt es seit fünf Jahren die Möglichkeit des „Betreuten Wohnens“. Anders als in einem echten Pflegeheim können in dem Haus, das gemeinsam vom Sozialhilfeverein Deutsch-Wagram und der Caritas betreut wird, ältere Menschen in ihren eigenen Wohnungen leben und Pflegeleistungungen durch die Caritas in Anspruch nehmen, wenn sie diese benötigen. „Je nach Bedarf gehen wir in die Wohnungen und unterstützen, sei es bei der Körperpflege, bei der medizinischen Versorgung oder bei Einkäufen“, sagt Karin Ullmann, Teamleiterin der Caritas Deutsch-Wagram.

In ganz Niederösterreich lädt die Caritas regelmäßig zu Infotagen, um über die Pflegeangebote zu informieren. In Deutsch-Wagram übernimmt das die Teamleiterin Karin Ullmann. Sie weiß, dass viele Betroffene dieselben Fragen haben: „Wie weit bleibe ich ein eigenständiger Mensch? Wie weit wird mir vorgegeben, was ich zu tun habe? Das ist die Angst, dass ihnen die Selbstständigkeit genommen wird, die wir relativieren können“, erzählt sie.

Manch einen plagen aber auch finanzielle Sorgen. Hier versucht Karin Ullmann ebenfalls zu beruhigen: „Es werden Stundensätze errechnet, die sozial gestaffelt sind. Das heißt, der Stundensatz wird je nach Höhe des Einkommens oder der Pension errechnet. Es soll leistbar sein und ist leistbar für alle.“ Dasselbe gilt auch für weitere, geförderte Organisationen, wie etwa Volkshilfe, Hilfswerk oder Caritas. Auch hier werden viele Kosten vom Land Niederösterreich übernommen. In punkto Förderungen ist Niederösterreich übrigens auch das einzige Bundesland, das 24-Stunden-Betreuung bei nachgewiesener Demenz bereits ab Pflegestufe 1 fördert. Alleine dafür wurden im Jahr 2015 etwa 32,5 Millionen Euro aufgewendet.

Katharina Sunk, noe.ORF.at

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