Ende gut, alles gut: Martirosjan in Rio am Start

Der gebürtige Armenier Sargis Martirosjan kam 2005 nach Österreich, wurde rasch zum besten Gewichtheber des Landes und bemühte sich lange um die Staatsbürgerschaft. 2014 startete er erstmals für Österreich, heute ist er in Rio.

Es war ein langer Weg für Sargis Martirosjan. Als 19-jähriger Asylwerber kam er nach Österreich und strebte von Anfang an die österreichische Staatsbürgerschaft an. Doch die ließ lange auf sich warten, und so blieb ihm nur, weiter zu warten und zu trainieren. Martirosjan, der in der Stadt Etschmiadsin etwa 20 Kilometer westlich von Eriwan geboren wurde, wurde großes Talent bescheinigt, trotzdem blieb ihm der österreichische Reisepass über Jahre hinweg verwehrt.

Das lange Warten auf die Staatsbürgerschaft

Im Jahr 2009 beantragte er die rot-weiß-rote Staatsbürgerschaft, doch auch danach hieß es weiterhin warten. Die Olympischen Sommerspiele 2012 in London erlebte der Gewichtheber aus diesem Grund nur als Zuschauer, ebenso viele andere Großereignisse. „Egal, ob ich Armenier oder Österreicher war, ob ich verletzt oder fit war - ich habe immer an meinen Traum geglaubt und sehr viel ins Gewichtheben investiert“, erzählt Martirosjan heute.

Sargis Martirosjan

SK Voest Linz

Und das zahlte sich schlussendlich doch noch aus: Im Jahr 2014 war es so weit - mit der österreichischen Staatsbürgerschaft ausgestattet, durfte Martirosjan bei der Weltmeisterschaft in Almaty starten und erreichte in der 105-kg-Klasse Rang zwölf. Viel hätte nicht gefehlt, und der sympathische Wahl-Badener wäre für Armenien an den Start gegangen. „Ich war sogar schon mit dem armenischen Team auf Trainingslager, aber ich habe mich für Österreich entschieden - und dabei bleibe ich.“

Ohne Druck zu den Olympischen Spielen nach Rio

In weiterer Folge bestätigte Martirosjan die guten Leistungen und schaffte so den Sprung in den Kader für das „Projekt Rio“. Im April 2016 zahlte das Kraftpaket bei der Europameisterschaft in Norwegen das in ihn gesetzte Vertrauen zurück und holte eine historische Medaille. Der 29-Jährige brachte in der Gewichtsklasse bis 105 kg im Reißen 181 Kilogramm in die Höhe und holte damit Bronze, am Ende fehlte Martirosjan nur ein Kilogramm auf den EM-Titel. „Die Aufnahme in den Rio-Kader war eine große Erleichterung. Davor gab es immer wieder Probleme mit der Finanzierung von Trainingslagern oder Reisen. So etwas erschwert einfach die sportliche Entwicklung“, sagt Martirosjan.

Sargis Martirosjan

APA/ÖGV/Markus Koch

Die Reise nach Rio de Janeiro trat Martirosjan entspannt an. Als Medaillenkandidat gilt er trotz seiner EM-Medaille nicht. Vielleicht ist es ja gerade dieser fehlende Druck, der Martirosjan die nötige Lockerheit für Bestleistungen am Zuckerhut verleiht. Den Spagat zwischen Ehrgeiz und Lockerheit zu schaffen, ist für ihn nicht immer ganz einfach, das zeigt auch sein erstes Statement nach Bronze bei der EM. „Ich bedanke mich bei allen Freunden, die hier mitgeholfen haben. Diesmal ist es Bronze, aber wir werden weiterarbeiten und auch noch Silber und Gold für Österreich holen.“ Aus dem Mund von Martirosjan klingt das wie eine Kampfansage. Unüberwindbare Widerstände scheint es für den nun doch rot-weiß-roten Olympioniken nämlich nicht zu geben.

Johannes Dosek, noe.ORF.at

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