Rechtsstreit beim SKN: Wisio geht vor Gericht

Auf den SKN St. Pölten wartet am Samstag mit Altach ein harter Gegner. Doch bei den Wölfen wird gestritten. Verteidiger Thomasz Wisio, der zu den Amateuren versetzt wurde, will im Profikader bleiben. Jetzt muss das Gericht entscheiden.

Für Verteidiger Thomasz Wisio hätte die Saison 2015/2016 so schön enden können. Am 25. Mai gewannen die St. Pöltner das Heimspiel gegen den FAC souverän mit 3:0 und feierten den Aufstieg in die Bundesliga. Ein würdiger Rahmen, um einen treuen und verdienstvollen Spieler zu verabschieden. Trainer Karl Daxbacher ließ Wisio an diesem Tag 90 Minuten lang als Kapitän spielen.

Eine schöne Geste des Trainers zum Abschied, hätte man meinen können. Denn bereits im Mai hatte Daxbacher dem 34-jährigen Polen mitgeteilt, dass der SKN mit ihm trotz seines bis 2017 gültigen Vertrags in der neuen Saison nicht mehr planen werde. Wisio wollte das aber nicht akzeptieren und verwies bei der Meisterfeier gegenüber noe.ORF.at darauf, dass er seinen Vertrag beim SKN erfüllen möchte.

Thomasz Wisio SKN St. Pölten Verteidiger

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Verteidiger Thomasz Wisio will in der Kampfmannschaft des SKN St. Pölten bleiben und hat per Gerichtsbeschluss erwirkt, dass er statt bei den Amateuren wieder bei den Profis mittrainieren darf

Wisio kämpfte sich per Gerichtsbeschluss zurück

Daraufhin wurde Wisio aus dem Profi-Kader gestrichen und zu den Amateuren in die Regionalliga versetzt. Dort sollte er nach den Vorstellungen der sportlichen Leitung des SKN nicht nur trainieren und spielen, sondern auch zur Entwicklung der jungen Spieler beitragen. Der Routinier wollte aber auf die Teilnahme beim Training der Profis nicht verzichten und erzwang per Gerichtsbeschluss, dass der SKN ihn am Training der Kampfmannschaft teilnehmen lassen muss.

Darüber, was danach passierte, gehen die Berichte und Meinungen auseinander. Wisio spricht von einer viel zu harten individuellen Trainingseinheit, die er absolvieren musste. Daxbacher berichtet von einer „intensiven, aber effizienten Intervallmethode“, Wisio wiederum von übertriebener Belastung, die sich auch anhand der Pulsmessungen belegen ließe.

Training mit Abstrichen

Am Donnerstag durfte der Pole jedenfalls wieder mit der Bundesliga-Mannschaft des SKN trainieren. „Der Gerichtsbeschluss verlangt eine Trainingsbeteiligung Wisios bei den Profis, dem kommen wir natürlich nach“, sagt General Manager Andreas Blumauer vom SKN. An den Pass- und Torschussübungen nahm Wisio teil, beim abschließenden Trainingsspiel nahm Co-Trainer Jochen Fallmann seinen Platz ein, der Abwehrspieler drehte zur gleichen Zeit Runden um den Platz.

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Verteidiger Wisio muss Runden laufen

Während die Fußballprofis des SKN St. Pölten ihr Trainingsspiel abhielten, musste Thomasz Wisio Runden um den Platz laufen.

„Es geht darum, jemanden mit Respekt zu behandeln. Auch wenn ich einem Spieler sage, dass ich ihn nicht mehr haben will, der gültige Vertrag besteht ja trotzdem. Man kann dann nicht als Verein versuchen, den Spieler mit allen Mitteln dazu zu bringen, einer Vertragsauflösung zuzustimmen“, sagt der Geschäftsführer der Vereinigung der Fußballer (VdF), Rudolf Novotny.

Arbeitsgericht muss Streit schlichten

Trainer Daxbacher kann Wisios Verhalten nicht nachvollziehen. „Ich verstehe es eigentlich nicht ganz. Er kann den Verein ablösefrei verlassen, eine schöne Abfindung kassieren und dann bei einem anderen Verein spielen.“ Laut Wisio gab es aber bisher keine konkreten Angebote anderer Klubs, die seinen Vorstellungen entsprochen haben.

Doch auch dafür hat Daxbacher eine Lösung. „Er kann natürlich auch bei uns bleiben, bei vollen Bezügen, und bei den Amateuren spielen und trainieren.“ Doch genau das ist der Knackpunkt – Wisio besteht auf die Trainingsteilnahme bei den Profis und hat diese auch gerichtlich erzwungen. Am 17. August beschäftigen sich die Gerichte wieder mit der Frage, ob ein Fußballer auf dem Rechtsweg eine Teilnahme am Training der ersten Mannschaft erwirken kann, obwohl er laut Trainer sportlich nicht mehr gebraucht wird.

Johannes Dosek, noe.ORF.at

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