„Sacre“ eröffnete Festspielhaus-Saison

Mit der Österreich-Premiere des „Sacre“-Abends von Sasha Waltz & Guests ist das Festspielhaus St. Pölten am Samstagabend dynamisch in die neue Saison gestartet. Das Tonkünstler-Orchester steuerte die Live-Musik bei.

An den Beginn setzte die Berliner Starchoreografin Claude Debussys symphonische Dichtung „Prelude a l’apres-midi d’un faune“. In stylisch-buntem Ambiente lassen die Sixties mit amorph-verspielter Pop-Art grüßen (Bühne und Kostüme von GIOM/Guillaume Bruere). Nach einem famosen instrumentalen Intermezzo (Walter Schober mit Debussys Flötensolo „Syrinx“) folgte die „Scene d’amour“ aus „Romeo et Juliette“ von Hector Berlioz: ein schöner Pas de deux, der sich viele klassische Deja-vus zu eigen macht, aber der romantischen Emotionalität der Musik fast kühl begegnet.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Dynamischer „Sacre“ in St. Pölten

Die Choreographien von Sasha Waltz beeindruckenden durch körperliche Energetik und die große Freiheit, die sie ihren Tänzerinnen gibt.

Nach der Pause: Strawinskys „Sacre du printemps“ vor staubig-grauem Hintergrund, sehr physisch als Komplex archaischer Mythen und Riten erlebbar, von der orchestralen Seite her präzise assistiert. Hier bringt Waltz ihr profundes Geschick ein für die anschauliche Darstellung gruppendynamischer Abläufe, die zwischen Sensibilität und Gewalttätigkeit pendeln und unter anderem die Entstehung und Entwicklung von Opferrollen thematisieren. Eine starke, bis zuletzt stimmige, überzeugende Interpretation.

Die Wahl des „Sacre“ als Saisonauftakt im Festspielhaus eröffnet auch einen Themenschwerpunkt. Sowohl bei Jose Montalvos „Y Ole!“ am 26. November als auch beim Saisonfinale mit der Cie. Marie Chouinard im Juni 2017 wird das Werk weitere, ganz unterschiedliche Zugangsweisen finden.

Ewald Baringer, Austria Presse Agentur

Link: