Karl Hohenlohe ist der „Herr der Hauben“

Karl Hohenlohe ist der „Herr der Hauben“. Er vergibt mit seinem Gault Millau Hauben an die besten heimischen Restaurants, heuer waren es 612. Entspannung holt sich der 54-Jährige auf seinem Bauernhof in Guntersdorf (Bezirk Hollabrunn).

Karl Albrecht Hohenlohe, geboren 1962, begann seine journalistische Karriere unmittelbar nach seiner Matura. Erste Station war die Wirtschaftsredaktion des „Kurier“. Nach dem Studienbeginn von Publizistik, Jus und Biologie sammelte er auf einer einjährigen Studienreise nicht nur persönliche Eindrücke, sondern schrieb auch immer wieder Reiseberichte für diverse österreichische Zeitungen.

Der gebürtige Wiener und Vater zweier Kinder war bei der „Wochenpresse“ tätig, bevor er 1986 zu einem der geistigen Väter der ORF-Sendung „Seitenblicke“ wurde. Im Jahr darauf trat er seinen Dienst als erster Redakteur und Chef vom Dienst der Societysendung an. Er ist nicht nur als Kommentator der Opernballübertragung des ORF tätig, sondern auch als Regisseur.

Karl Hohenlohe und Robert Friess

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Robert Friess (l.) besuchte Karl Hohenlohe (r.) für „Ganz persönlich“ in dessen Anwesen in Guntersdorf

noe.ORF.at: Herr Hohenlohe, Sie sind 1960 in Wien zur Welt gekommen, wuchsen in Wien und in der Wachau auf. Warum hat es Sie ins Weinviertel verschlagen?

Karl Hohenlohe: Ich habe lange in der Wachau etwas gesucht, aber nicht wirklich etwas gefunden. Dann hat mich das Weinviertel irgendwie angelacht. Ich habe etwas gesucht, was einsam liegt, und ich glaube, einsamer als hier kann man nicht wirklich sein. Ich habe mein ganzes Leben altes Baumaterial gesammelt, Steine, Türen und Fenster, und das habe ich langsam hier eingebaut, und jetzt schaut´s halt so aus (lacht).

noe.ORF.at: Sie haben als Zeitungsjournalist begonnen, haben Reiseberichte geschrieben und waren 1986 sozusagen Gründungsmitglied der ORF-„Seitenblicke“.

Hohenlohe: Es erschreckt mich, wenn ich daran denke, dass das schon 30 Jahre her ist. Das war eine aufregende Zeit, weil es so etwas wie Gesellschaftsberichterstattung mit ein bisschen Niveau - ohne untergriffig zu sein - eigentlich bis dahin so nicht gegeben hat. Da waren wir Vorreiter, ich war auch der erste Redakteur.

Karl Hohenlohe

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Karl Hohenlohe, Mitbegründer der ORF-„Seitenblicke“ und Eigentümer des Restaurantführers Gault Millau

noe.ORF.at: Legendär sind ja seit 2001 Ihre Moderationen mit Christoph Wagner-Trenkwitz beim Opernball.

Hohenlohe: Ich hatte ein unglaubliches Glück, dass der Christoph dazugestoßen ist. Ich habe ihn nicht gekannt. Bei einer Opernballsitzung ist plötzlich ein junger Mann hereingekommen und man hat mir gesagt, der wird jetzt mit dir moderieren. Wir haben uns nicht gleich im ersten Moment geliebt. Nach zwei, drei Tagen haben wir dann schon gemerkt, dass die Chemie stimmt und man die gleiche Humorwelle hat. Das ist - ehrlich gesagt - ein herrlicher Teil des Berufslebens.

noe.ORF.at: Gemeinsam mit Ihrer Frau geben sie den Restaurantführer Gault Millau heraus. Wie kommt man dazu, ist es die Leidenschaft für das Essen?

Hohenlohe: Das waren mehrere Faktoren: Ich habe auch beim ORF für die „Seitenblicke“ eine Sendung mit Restaurants und Prominenten gemacht, die mit mir zusammen gegessen haben, zum anderen hat meine Frau schon seit zehn Jahren im Wochenmagazin einer Tageszeitung das Thema Kulinarik und Essen betreut. Dann waren wir verheiratet, und ich denke, dass wir ein gutes Team für Medien und Kulinarik waren. Wir wurden damals von einem Unternehmen gefragt, ob wir das führen wollen. Vor einem Jahr haben wir es dann selbst übernommen, der Gault Millau gehört jetzt uns.

noe.ORF.at: Auf Ihrem Anwesen in Guntersdorf gibt es auch eine Kapelle, nicht ohne Hintergrund: Man kann sie mieten und natürlich auch in der Kapelle heiraten. Aber irgendwie fehlt der Kapelle die Geschichte...

Hohenlohe: Als Gesamtensemble hat sie nicht so die große Geschichte, sie ist acht, neun Jahre alt. Aber alles, was man hier sieht, hat eine Geschichte. Es sind Bänke aus dem 16. Jahrhundert, es sind alte Bilder, die ich irgendwann einmal sehr kaputt gesammelt habe und notdürftig hergerichtet habe. Eigentlich habe ich dann erst um diese Bänke herum die Kapelle gebaut.

Das Gespräch mit Karl Hohenlohe führte Robert Friess, noe.ORF.at

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