Skigebiete: Der Sommer als letzter Strohhalm

Der Schneemangel der vergangenen Jahre hat den kleinen Skigebieten in Niederösterreich zugesetzt. Sie müssen sich zunehmend nach neuen Angeboten im Sommer umsehen, um den Betrieb im Winter aufrechterhalten zu können.

Bei den Königsberg-Liften in Hollenstein an der Ybbs (Bezirk Amstetten) sind die Wiesen zwar noch grün, vor dem Schlepplift bilden sich allerdings schon jetzt lange Schlangen. Der Schlepplift bringt Mountainbiker auf den Berg zum Ausgangspunkt für den neuen Bikepark. „Ausschlaggebend dafür war, dass wir die Infrastruktur mit dem Winterbetrieb alleine nicht mehr aufrechterhalten konnten“, sagt Herbert Zebenholzer, Geschäftsführer der Königsberg-Hollenstein Skilifte. „Darum haben wir uns entschlossen, ein Sommerkonzept umzusetzen. Die Wahl ist auf den Bikepark gefallen.“

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Schlepplift für Mountainbiker in Hollenstein

Im Winter bringt der Lift Skifahrer auf den Berg, im Sommer Mountainbiker. Die Anlage kann in zwei Stunden komplett umgerüstet werden.

Skibetrieb von 100 auf 30 Tage zurückgegangen

400.000 Euro netto wurden in den Bikepark investiert, 30 Prozent der Kosten wurden von der Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, ecoplus, gefördert. Der Schlepplift kann innerhalb von nur zwei Stunden vom Winterbetrieb mit den „T-Bügeln“ auf Sommerbetrieb für Mountainbikes umgerüstet werden. Möglich macht das ein Bügelsystem der Firma Doppelmayr, das in Hollenstein laut Zebenholzer weltweit zum ersten Mal zum Einsatz kommt.

Zebenholzer zufolge hatte das zwischen 700 und 1.078 Meter Seehöhe gelegene Skigebiet am „Dreiländereck“ von Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark früher 100 bis 120 Tage mit Skibetrieb pro Wintersaison, in den vergangenen Jahren waren es nur noch 30, in einem ganz schlechten Winter nur acht. Um positiv wirtschaften zu können, brauche es jedoch 50 bis 60 Skitage. „Das kompensieren wir jetzt mit dem Sommergeschäft“, sagt Zebenholzer. „Mit dem Sommer haben wir nun ein zweites Standbein. Wir haben wesentlich mehr Betriebstage als im Winter. Mit dem Geld, das wir verdienen, wird eigentlich für den Winter quersubventioniert.“

Herbert Zebenholzer

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Herbert Zebenholzer, Geschäftsführer der Königsberg-Hollenstein Skilifte

Die Pläne am Königsberg gehen allerdings noch weiter, laut dem Geschäftsführer der dortigen Lifte soll ein „Erlebnisraum“ entstehen, „vom Kräutergarten über den Bikepark bis zum Skifahren“, so Zebenholzer. „Somit sichern wir uns einen Ganzjahresbetrieb und letztlich auch das Überleben.“

Profiteur dieses neuen Konzepts sei aber die gesamte Region: „Wir haben drei Leute fix angestellt, im Winter helfen 22 Personen, es gibt einen Gastronomiebetrieb mit zwölf Beschäftigten. Der Bäcker lebt genauso wie der kleine Kaufmann im Ort und die Tankstelle. Wir sind hier schon ein kleiner Wirtschaftsmotor.“

Neue Ideen: Bogenparcours und Kunststoffmatte

Der Schneemangel hat aber auch andere kleine Skigebiete in Niederösterreich zum Umdenken bewogen. Bei den Arra-Liften in Harmanschlag (Bezirk Gmünd) ging die Zahl der Betriebstage in einer Saison laut Betriebsleiter Rainer Poiss von 80 auf mittlerweile etwa 45 Tage zurück.

Neuen Schwung und neue Gäste soll nun ein 3-D-Bogenparcours mit 30 Kunststofftieren bringen, der 2017 eröffnet werden soll. Poiss beziffert die Investitionssumme mit 30.000 Euro. „Bei unserem Konzept geht es nicht nur um die zwei Schlepplifte, sondern in erster Linie auch um die Gasthäuser in der Region. Für sie wird es immer schwieriger, die Saisonen werden immer kürzer. Daher wollen wir im Sommer für mehr Tourismus im Ort sorgen“, sagt Poiss.

In St. Corona am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) setzt man beim „sommerlichen Angebot“ unter anderem auf eine Sommerrodelbahn und einen Bewegungspark für Kinder - mehr dazu in Neue Attraktionen in St. Corona. In Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen) sollen Gäste künftig auf Kunststoffmatten auch im Sommer Ski fahren können - mehr dazu in Skigebiet aus Kunststoff entsteht. In Karlstift (Bezirk Waidhofen an der Thaya) ist ein Ganzjahreskonzept mit Klettergarten und Sommerrodelbahn hingegen schon vor Längerem gescheitert, sagt Liftbetreiber Wolfgang Landl gegenüber noe.ORF.at. Die drei Schlepplifte würden aber im Winter - „bei ausreichender Schneelage“, so Landl - in Betrieb gehen.

Lackenhof Bogenparcours

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In Harmanschlag soll 2017 ein 3-D-Bogenparcours errichtet werden, in Lackenhof am Ötscher gibt es einen solchen Parcours mit Kunststofftieren bereits seit August

In Lackenhof am Ötscher (Bezirk Scheibbs) wurde bereits im August ein 3-D-Bogenparcours mit 32 Stationen im Wald errichtet, 30.000 Euro wurden investiert. Ziel ist, den Ort im Sommer - abseits des Bergtourismus am Ötscher - zu beleben. „Die Situation ist so, dass man den Sommer stärken muss“, sagt der Geschäftsführer der Ötscher Bergbahnen, der ehemalige Skirennläufer Andreas Buder.

„Der 3-D-Bogenparcours ist aber natürlich keine Alternative zum Winterbetrieb, sondern ein Zusatzangebot, um den Gast in der Region zu halten.“ Seit der Eröffnung im August wurden 830 Besucher gezählt. Der Bogenparcours in Lackenhof ist noch bis 31. Oktober geöffnet, der Auftakt der Skisaison am Ötscher soll Anfang Dezember stattfinden.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at

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