Bruck: Tradition als Zufluchtsort für Flüchtlinge

Bruck an der Leitha hat als Zufluchtsort für Flüchtlinge eine lange Tradition: Aktuell leben 180 Flüchtlinge in der Stadt, im Ersten Weltkrieg wurden 5.000 Menschen aus Slowenien aufgenommen.

Die damalige 6.000-Einwohner-Stadt Bruck an der Leitha war im Ersten Weltkrieg Zufluchtsort für 5.000 Slowenen, die in Baracken untergebracht wurden. Historische Bilder und Dokumente gewähren nun in der Stadthalle in einer dreitägigen Ausstellung bis Sonntag Einblicke in das Lagerleben. Die Flüchtlingsströme waren jedoch nicht nur damals schwierig zu bewältigen. Mehrere Politiker bezeichneten die aktuelle Flüchtlingssituation bei der offiziellen Ausstellungseröffnung am Freitag als historische Herausforderung.

Bruck an der Leitha Flüchtlinge Baracken

ORF

Tausende slowenische Flüchtlinge wurden im Ersten Weltkrieg in Bruck in Baracken untergebracht

Pröll: Herausforderungen heute gleich wie damals

„Trotz alledem hat Europa heute genau dieselben Herausforderungen wie seinerzeit“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP). „Wir müssen merken, dass der Nationalismus mehr und mehr wieder aufkeimt. Wir müssen merken, dass uns die Bewältigung der Flüchtlingsströme große Anstrengungen abverlangt.“ Diese könnten nur gemeinsam von allen EU-Ländern gemeistert werden, wurde mehrfach von den Festrednern betont.

„Wenn wir heute die Situation in Europa betrachten, natürlich auch sehr stark geprägt derzeit von der Migrationsthematik und von der Migrationskrise, so sind wir mehr denn je gefordert, dass dieses Europa funktioniert“, sagte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ). „Alleine wenn ich an das letzte Jahr denke und Tendenzen und Trends miterlebt habe.“

Bruck an der Leitha Flüchtlinge Baracken

ORF

Die Barackenhäuser sind heute noch bewohnt

483 Slowenen starben im Flüchtlingslager

Die Ausstellung soll nicht nur an die Tradition der Stadt Bruck an der Leitha als Aufnahmeort von Flüchtlingen erinnern, sondern auch an die vielen Menschen, die ihre Heimat verloren haben. „Heimat und ein Rückzugsgebiet zu haben - das sind für jeden die wichigsten Dinge“, sagte Sloweniens Verteidigungsministerin Andreja Katič. „Daher ist es für Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, ohne zu wissen, ob sie jemals zurückkehren können, eine Tragödie.“

Ein Mal im Jahr wird für die 483 Slowenen, die im Flüchtlingslager in Bruck an der Leitha im Ersten Weltkrieg gestorben sind, ein Kranz niedergelegt. Zahlreiche Ehrengäste waren am Freitag bei der Zeremonie an der Gedenkstätte dabei. Die Baracken der Slowenen sind bis heute nicht aus dem Stadtbild verschwunden: 500 stehen noch in Bruck an der Leitha, sie sind nach wie vor bewohnt.