Skitourengeher unterschätzen oft die Gefahren

Die Zahl der Skitourengeher stieg in den vergangenen Jahren in Niederösterreich stark an. Bei den Einsätzen der Bergrettung gab es zuletzt zwar einen Rückgang, dennoch werden die Gefahren am Berg immer wieder unterschätzt.

Bei eisigen minus 13 Grad aber strahlendem Sonnenschein geht es Montagvormittag vom Lahnsattel (Bezirk Lilienfeld) hinauf auf den Göller an der niederösterreichisch-steirischen Grenze. 800 Höhenmeter liegen vor der sechsköpfigen Gruppe der St. Pöltner Sektion des Alpenvereins. „Ich mache das erst seit sieben Jahren, aber mir gefällt das freie Fahren im Gelände, im Tiefschnee“, sagt Emmerich Zöchbauer aus Statzendorf (Bezirk St. Pölten). „Und man braucht keine Liftkarte und ist mit Freunden unterwegs“, ergänzt Herbert Dazinger aus Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten).

Skitouren Gefahren Alpenverein NÖ

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Skitourenführer Schmid (r.) überprüft alle Lawinenverschüttetensuchgeräte

Im Gegensatz zur präparierten Piste sind die Gefahren bei Skitouren allerdings größer. Die Risiken werden immer wieder unterschätzt, weiß Ernestine Grießler aus Pottenbrunn (Bezirk St. Pölten): „Ich bin einmal an einem Ort bergab gefahren, wo ich mich nicht so gut auskannte. Im Nachhinein haben dann viele gesagt ‚Bist du wahnsinnig‘. Das hat mir aber einen Denkanstoß gegeben, dass ich mich künftig doch besser erkundige.“

„Wissen, wo ich sicher unterwegs bin“

„Beim Skifahren sollte man sich konditionell etwas vorbereiten oder dehnen. Beim Skitourengehen muss ich zusätzlich wissen, wo ich sicher unterwegs bin“, erklärt Norman Schmid, Skitourenführer beim Alpenverein Niederösterreich. Die richtige Vorbereitung sei daher unerlässlich. Das Wetter muss in den Bergen ständig beobachtet werden, damit man nicht vom Wind oder Nebel überrascht wird. Um eine bessere Vorbereitung zu ermöglichen, wird der Lawinenlagebericht seit dieser Wintersaison bereits am Vorabend herausgegeben - mehr dazu in Schneeprognose: Lawinenwarndienst gestartet (noe.ORF.at; 27.12.2016).

Zur Grundausstattung bei Skitouren zählen eine Schaufel, eine Sonde, ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) sowie ein Lawinen-Airbag. Die ideale Gruppengröße liegt laut dem Experten bei fünf bis sechs Personen. Bei größeren Gruppen entsteht ein trügerisches Bild, dass man sicher unterwegs sei. „Weil wenn zehn oder 15 unterwegs sind, dann muss es sicher sein. Das ist ein großer Irrtum“, sagt Schmid.

Vorgefahrene Spuren als Risiko

Zudem darf man sich nicht von vorgefahrenen Spuren täuschen lassen, denn immer wieder wird ein Hang erst durch die größere Belastung losgetreten. „Das kann dazu führen, dass ein Schneebrett etwa erst beim Fünften oder Sechsten abgeht“, erklärt Schmid und rät dazu, sich in solchen Momenten vor allem auf sich selbst zu verlassen.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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