Novomatic hält an Standort Gumpoldskirchen fest

Der Glücksspielkonzern Novomatic hat 2016 um etwa 500 Mio. Euro zugekauft. Mittlerweile macht Novomatic nur mehr vier Prozent des Umsatzes in Österreich. An der Konzernzentrale in Gumpoldskirchen (Bezirk Mödling) hält man aber fest.

Schon in den vergangenen Jahren war Novomatic stetig auf Einkaufstour. „Seit 2009 haben wir 150 Akquisitionen gemacht“, jährlich seien es etwa 20, sagte Novomatic-Konzernchef Harald Neumann bei der Glücksspielmesse ICE in London. Da sich der Glücksspielmarkt weltweit konsolidiere, werden auch die Novomatic-Zukäufe größer. Bisher spielten die Zukäufe in der Liga 20 bis 50 Mio. Euro. „Mit den Casinos Austria und Ainsworth haben wir die 100-Millionen-Grenze deutlich überschritten“, sagte Neumann. Vergangenes Jahr kaufte Novomatic um etwa 500 Mio. Euro zu. Heuer werde man ähnlich viel ausgeben, heißt es.

Niederösterreicher wollen Zugang zu US-Markt

Den 17-Prozent-Anteil an den teilstaatlichen Casinos Austria hat Novomatic laut Neumann bereits bezahlt, die 53 Prozent am australischen Automatenhersteller Ainsworth - umgerechnet rund 319 Mio. Euro - noch nicht. Für den Einstieg bei Ainsworth dürften bis Ende des Jahres die Genehmigungen sämtlicher Glücksspielbehörden weltweit vorliegen. Der Zukauf ist für Novomatic strategisch enorm wichtig, da die Niederösterreicher so den Zugang zum riesigen US-Markt bekommen.

Ainsworth sei neben Aristocrat Marktführer in Australien und unter den Top-5-Glücksspielfirmen in den USA. Eine der Kernkompetenzen von Ainsworth seien die Jackpotsysteme. Novomatic werde die australische Technologie laut Neumann auch in Europa einsetzen. Während Ainsworth stark am australischen und US-Markt sei, sei Novomatic in Europa die klare Nummer eins. Während vor ein paar Jahren die Kernmärkte des Milliardenkonzerns Österreich, Deutschland und Osteuropa gewesen seien, seien es heute Großbritannien, Deutschland, Spanien und Italien.

Novomatic-Gebäude

APA/Helmut Fohringer

Vier Prozent Umsatz in Österreich

Obwohl Novomatic nur mehr vier Prozent seines Umsatzes in Österreich macht, will Neumann am Headquarter in Gumpoldskirchen festhalten. Der Umsatz in Österreich dürfte nicht mehr steigen, da es hier keine Übernahmeziele mehr gebe.

In Großbritannien ist Novomatic mit dem kürzlich genehmigten Zukauf von Talarius mit Abstand der größte Spielsalonbetreiber. Insgesamt 14.000 Apparate aus dem Hause Novomatic gibt es nun auf der Insel. Angst vor dem EU-Austritt der Briten hat Neumann nicht. „Der Brexit wird uns nicht treffen. Glücksspiel ist ein rein lokaler Markt, der hat mit Brexit nichts zu tun.“ Novomatic würde höchstens Auswirkungen spüren, wenn sich die wirtschaftliche Situation in Großbritannien verschlechterte, „wovon ich aber nicht ausgehe“.

Novomatic in 80 Ländern tätig

Nummer eins ist der Novomatic-Konzern auch in Deutschland. Da dort die Regeln nun strenger werden und etwa Zutrittskontrollen wie in Österreich verlangt werden, will das Unternehmen verstärkt auf eigene Spielsalons („Arkaden“) setzen. „Bisher haben wir 150.000 Maschinen unter Miete“, so Neumann. Diese Zahl werde sich um ein Drittel reduzieren. In Italien habe Novomatic bei den Video Lottery Terminals (VLT, zentralvernetzte einarmige Banditen) den höchsten Marktanteil, in Osteuropa sei man schon lange Marktführer.

Novomatic ist mittlerweile in rund 80 Ländern tätig und betreibt rund 250.000 Apparate sowie rund 1.900 Spielstätten. Von den knapp 29.000 Mitarbeitern arbeiten etwa 3.000 in Österreich. Zur Glücksspielmesse ICE in London sind 500 Novomatic-Mitarbeiter aus aller Welt angereist, um Produkte herzuzeigen.

Neues Lizenzspiel ab Herbst

Im Trend, insbesondere in den USA, sind sogenannte Lizenzspiele, in denen Hollywoodstars, Musikgruppen oder Sportler - etwa Fußballer oder Darts-Weltmeister - auftreten. Bei der Glücksspielmesse in Las Vegas in Herbst will Novomatic ein besonderes Spiel präsentieren, in dem ein bekannter Blockbuster verarbeitet wurde, kündigte Technologievorstand Thomas Graf, Sohn von Firmengründer Johann Graf, an. Generell „schreitet die Virtualisierung der Glücksspielwelt voran“, so Graf. So werden Hunde- und Pferderennen „virtuell gerendert“, also zu den echten Rennen dazu gemischt.

Casino-Fans müssen heutzutage nicht mehr ins Casino gehen, um live Roulette zu spielen. So mancher Croupier sitzt nämlich nicht mehr im echten Casino, sondern in einem Studio. „Die Ergebnisse werden live über Internet übertragen.“ Die Spieler kommunizieren via Chat mit den „live dealers“.

Virtuelle Währung in Social Games

In den USA setzt Novomatic bzw. die Tochter Greentube im Online-Bereich vor allem auf Social Games, bei denen nicht um echtes Geld, sondern um - freilich echt zu kaufende - virtuelle Währung gespielt werden kann. „Das ist ein guter Weg Kunden zu erreichen, wenn sie nicht im Casino sind“, so Graf. In den USA ist das Spiel um echtes Geld im Internet de facto verboten. Einzige Ausnahme ist New Jersey.

Auch im Sportwetten- und Lotterienbereich gebe es immer mehr interaktive Angebote. Und bei den Slot Machines werden die Monitore immer größer, die Spielinhalte immer ausgeklügelter. Um an einarmigen Banditen zu zocken, muss man mittlerweile nicht einmal mehr aufstehen, sondern kann über Tasten an der Sessellehne Geld einsetzen. 3D-Brillen haben sich im Glücksspielbereich hingegen nicht durchgesetzt. „Das wollen die Leute einfach nicht“, meinte Graf.

Zum Novomatic-Imperium gehören mittlerweile mehr als 200 konsolidierte Firmen. 2016 steigerte das Unternehmen den Umsatz laut vorläufigen Berechnungen um rund 10 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro. Der Gewinn sei jedoch nicht in dem Ausmaß gewachsen, so Neumann. Zusammen mit den beiden Schwesterholdings Gryphon Invest AG und ACE Casino Holding AG ergebe sich für 2016 ein addierter Gruppenumsatz von 4,4 Mrd. Euro.

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