Neue Deix-Schau: „Böheimkirchen ist überall“

Im Art Room Würth in Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) ist die Schau „Manfred Deix - Böheimkirchen ist überall“ zu sehen. Die Eltern des 2016 verstorbenen Künstlers besaßen dort ein Gasthaus, in dem Deix seine Jugendjahre verbrachte.

Böheimkirchen stand am Anfang der großen Karriere von Manfred Deix (1949-2016). In der Blauen Weintraube war der junge Deix hinter der Schank aber nur scheinbar mit Gläserwaschen beschäftigt, sein eigentliches Interesse galt dem Witz, Tratsch und der Derbheit der Wirtshausgäste. Blieb das Trinkgeld aus, rächte sich der junge Deix manchmal mit spitzem Pinsel, wie er in einem Interview erzählte. So entstanden in Böheimkirchen die ersten Deix-Figuren, die ihn berühmt machten.

In Zusammenarbeit mit Witwe Marietta Deix, deren Familie und dem Karikaturmuseum Krems - in dem seit der Eröffnung 2001 eine Dauerpräsentation von Deix-Werken zu sehen ist - entstand eine umfangreiche Werkschau, welche die verschiedenen Schaffensbereiche des Künstlers umfassend illustriert: Zum Teil noch nie in einer Ausstellung zu sehen waren mehr als 40 Cartoons aus drei Jahrzehnten. Ebenso neu für Deix-Fans sind seine großformatigen Gemälde, Aquarelle und Porträts der letzten Lebensjahre, seine „Blitzblätter“ und illustrierten Gedichte. Die aus Krems bekannten lebensgroßen Figuren runden die 120 Exponate umfassende Ausstellung ab.

„Böheimkirchen ist überall“

21. Februar bis 24. November 2017, Art Room Würth Austria in Böheimkirchen, geöffnet von Mo. bis Do. von 7.00 bis 17.00 Uhr, freitags von 7.00 bis 12.00 Uhr, Eintritt frei.

Deix’ Ruhm als Karikaturist entstand in den 1970er Jahren in der Ära Bundeskanzlers Bruno Kreisky (SPÖ). Er nahm Politiker und die Kirche schonungslos unter die Lupe, die „Bussi-Bussi-Gesellschaft“ wurde bloßgestellt, er stellte gesellschaftliche Tabus infrage und kämpfte gegen Fremdenhass. Die Cartoons des oftmals ausgezeichneten Porträtisten der österreichischen Seele wurden in Magazinen wie u. a. „Profil“, „Trend“, „Economy“, „News“, „Stern“, „Der Spiegel“ und „Playboy“ veröffentlicht.

Ein zeichnerisches Genie mit kritischem Geist

Es gebe wieder „einen Hype um Manfred Deix“, sagte Gottfried Gusenbauer, der künstlerische Direktor des Karikaturmuseums Krems, bei der Eröffnung der Ausstellung am Montagabend: „Junge Künstler beziehen sich auf ihn.“ Deix sei „ein Vorbild dafür, dass man sich aus dem Fenster lehnt und seine Meinung sagt“, so Gusenbauer.

Manfred Deix

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Manfred Deix (1949-2016)

Kabarettist Lukas Resetarits erzählte von seiner langjährigen Freundschaft mit Deix. In Deix habe sich „zeichnerisches Genie mit einem kritischen Geist“ gepaart. Deix habe „uns als Sehender die Augen geöffnet“, so Resetarits: „Er fehlt uns, aber er ist allgegenwärtig in seinen Menschenbildern.“

Mit der Ausstellung im Art Room Würth in Böheimkirchen wolle man das Andenken an Deix hochhalten, freute sich Alfred Wurmbrand, Geschäftsführer von Würth Österreich, über „so viele Besucher wie noch nie".

Deix sei „eine große Persönlichkeit“ gewesen, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP): „Sein Name war eine Marke, sein Name war Programm, sein Name war ein Gütesiegel.“ Deix habe „aufgedeckt und aufgerüttelt“, so Pröll: „Er war ein Brennglas für all das, was sich in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft abgespielt hat.“

Reinhard Linke, noe.ORF.at

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