Schlichtungen: 79.000 Euro für Verbraucher

Der Verein „Schlichtung für Verbrauchergeschäfte“ hat im vergangenen Jahr 95 Fälle in Niederösterreich bearbeitet. In 39 Fällen einigten sich Unternehmen und Konsumenten. Damit gewannen die Konsumenten fast 79.000 Euro.

Den Verein „Schlichtung für Verbrauchergeschäfte“ gibt es seit dem Frühjahr 2016. Er vermittelt bei Streitigkeiten zwischen Konsumenten und Unternehmen, um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden. „Die Schlichtungsstelle ist etwas ganz Besonderes, da den Konsumenten unbürokratisch und kostenlos unter die Arme gegriffen wird“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin Karin Renner (SPÖ).

Unternehmen und Konsumenten im Ungleichgewicht

Die Verbraucherschlichtung sei wichtig, da es ein Ungleichgewicht zwischen den Möglichkeiten eines Unternehmens und denen eines Konsumenten gebe, sagt der Obmann des Vereins „Schlichtung für Verbrauchergeschäfte“ Hermann Germ. „Das Unternehmen hat die Sachkenntnisse sowie die finanziellen und rechtlichen Möglichkeiten, während der einzelne Konsument diese Möglichkeiten in diesem Ausmaß nicht hat“, so Germ.

Die Schlichtungsstelle hilft bei unterschiedlichen Streitfällen, zum Beispiel bei Gewährleistungs- und Garantiestreitigkeiten, Streitigkeiten mit Handwerkern, Reiseproblemen, Problemen bei Fremdwährungskrediten, Versicherungen oder Kündigungen von Abos oder Mitgliedschaften. „Gerichtsverfahren produzieren Verlierer. Bei den Schlichtungsverfahren gehen idealerweise alle als Gewinner auseinander“, sagt der Geschäftsführer der Verbraucherschlichtung, Simon Eder.

Schlichtungsfall: Stromschläge nach Whirlpool-Kauf

Im vergangenen Jahr wandte sich etwa ein Konsument mit Problemen nach einem Whirlpool-Kauf an die Schlichtungsstelle, erklärte der Geschäftsführer. Nach dem Aufbau des Whirlpools stellte der Konsument fest, dass er Stromschläge verursachte, wenn man ins Wasser gehen wollte.

Nach einer Recherche fand der Kunde heraus, dass das Gerät bereits zurückgerufen wurde. Als der Betroffene den Whirlpool zurückgeben wollte, weigerte sich das Unternehmen aber, da der Konsument keine Rechnung mehr hatte. „Wir haben erreicht, dass das Unternehmen den Whirlpool auch ohne Rechnung zurücknahm und der Konsument das Geld zurückbekommen hat“, so Eder.

2017: Regionale Sprechstunden geplant

2017 soll die Verbraucherschlichtung ausgebaut werden. So sind etwa regionale Sprechstunden in den Landesvierteln geplant, erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin Renner. „Damit wir hinauskommen zu den Konsumenten und lange Anfahrtszeiten vermieden werden können. Da das Bundesland ja doch sehr groß ist, wollen wir die Schlichtungsstelle vor Ort bewerben und anbieten“, so Renner.

Außerdem soll in diesem Jahr auch die Teilnahmequote der Unternehmen gesteigert werden. Die ist zwar mit etwa 80 Prozent die dritthöchste in ganz Österreich, „trotzdem würde man mit einer Pflicht zur Teilnahme den Frust vieler Konsumenten über eine allfällige Nichtteilnahme von Unternehmen beseitigen. Dies wäre dem Abbau von möglichen Vorurteilen der Verbraucherschlichtung gegenüber dienlich – auch für Unternehmen, die sich damit vielleicht unnötige Gerichtsverfahren ersparen könnten", so Obmann Germ. Finanziert wird der Verein vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie von den Ländern Niederösterreich, Burgenland und Oberösterreich.

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