Waldarbeit mit einer Pferdestärke

Ochsen und Pferde als Zugtiere sind in der Landwirtschaft längst durch Traktoren ersetzt worden. Im Gebiet rund um die Rax und den Schneeberg ist aber noch ein Holzrücker im Einsatz, der mit seinem Pferd Baumstämme aus dem Wald zieht.

Die Arbeit des Holzrückers hat nichts mit Nostalgie zu tun. Durch die Arbeit mit nur einer Pferdestärke soll der Boden geschont und das Trinkwasser geschützt werden. Mehr als 18.500 Hektar Wald im Rax-Schneeberggebiet sind Quellschutzgebiet für die Erste Wiener Hochquellenleitung. Sie liefert 62 Millionen Kubikmeter Trinkwasser jährlich nach Wien und in einige Gemeinden im Industrieviertel. Zum Schutz des Wasser gelten in den Quellenschutzwäldern besonders strenge Regeln: Bäume werden nur einzeln entnommen, der Wald soll sich natürlich verjüngen und der Boden darf nicht mit schweren Maschinen befahren werden.

„Wir wollen verhindern, dass der Waldboden verdichtet wird“, erklärt Peter Lepkowicz vom Quellenschutz der Wiener Forstverwaltung. „Ein lockerer Boden ist ein natürlicher Wasserfilter. Wie ein Schwamm speichert er das Schmelzwasser im Frühling und gibt es im Lauf des Jahres kontinuierlich an die Quellen ab." Ein durch tonnenschwere Maschinen verdichteter Waldboden verliert nicht nur die Fähigkeit Wasser zu speichern, es steigt auch die Gefahr von Murenabgängen und Hochwasser.

Pferd bei Waldarbeit

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Pferde und Seilkräne schonen den Boden

Statt mit Traktoren werden die gefällten Baumstämme deshalb mit Hilfe von Seilkränen und Pferden zu den Forststraßen gebracht. Die 15-jährige Norikerstute Gerti arbeitet seit neun Jahren gemeinsam mit Holzrücker Christian Aigner im Wald. Er schätzt die Wendigkeit seines Pferdes: „Mit der Gerti kann ich mich durch den dichten Wald schlängeln. Sie geht zwei Meter vor, dreht sich um 90 Grad und kommt auch da durch, wo man mit dem einem Traktor nicht fahren kann“, sagt Aigner.

50 bis 100 Baumstämme werden von der Norikerstute und dem Holzrücker an einem Arbeitstag aus dem Wald gezogen. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Mit kurzen Kommandos dirigiert Christian Aigner sein Pferd durch den Wald: „Hotta heißt rechts, Hüsta heißt links. Ich muss mich auf die Gerti verlassen können, denn die Arbeit im Wald ist sehr gefährlich.“

Pferd bei Waldarbeit

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Laut einer Studie der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenberg (Deutschland) sind Kaltblutpferde, die zum Holzrücken verwendet werden, bei guter Haltung und angemessenen Einsatzbedingungen, nicht überfordert. „Normalerweise werde ich schneller müde als die Gerti“, sagt Holzrücker Christian Aigner. „ Sie hat ein schnelleres Tempo und eindeutig den längeren Atem von uns beiden.“

Fabian Fessler, noe.ORF.at

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