Ybbsitz: mit „eiserner“ Tradition in die Zukunft

Im Mostviertler Ort Ybbsitz (Bezirk Amstetten) dreht sich alles um das Eisen. Sowohl Kunst als auch Arbeitsplätze hängen damit zusammen. Die jahrhundertelange Geschichte der Eisenverarbeitung ist hier bis heute Markenzeichen.

Die Eisenverarbeitung hat in Ybbsitz eine lange Geschichte. Sie reicht ins zwölfte Jahrhundert zurück. Die Nähe zum steirischen Erzberg, der Waldreichtum und die Wasserkraft ließen eine Metallindustrie entstehen, die die Region noch heute prägt. Die umliegenden Gemeinden schlossen sich zur Tourismusregion „Eisenstraße“ zusammen, deren Zentrum Ybbsitz ist. Dort finden sich im ganzen Ort Hinweise auf die Bedeutung des Metalls, von Skulpturen bis zu alten Hammerschmieden, von liebevoll restaurierten alten Herrenhäusern bis hin zu zahlreichen Betrieben, die sich der Metallverarbeitung verschrieben haben. Herausragend sind wohl Welser Profile und Riess Email, die weltweit exportieren.

Riess Email: Familienbetrieb seit 500 Jahren

Riess Email ist das beste Beispiel für die wechselvolle Entwicklung der Eisenverarbeitung in Ybbsitz. Im 16. Jahrhundert als Hammerschmiede gegründet, ist der Betrieb seit neun Generationen in Familienbesitz und erlebte, wie der Unternehmer Friedrich Riess erzählt, viele Aufs und Abs. Aber die Emaillierungstechnik, die Riess seit 1921 betreibt, gab dem Betrieb ein Alleinstellungsmerkmal, das gerade jetzt wieder boomt. Metalltöpfe und anderes Geschirr werden in Ybbsitz emailliert, aber auch Plaketten und Tafeln. Riess Email wird in 38 Länder exportiert und ist doch eine kleine Manufaktur geblieben.

Riess Email Produktion

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Friedrich Riess setzt auf Nischen, die die großen Konzerne im Weltmarkt entstehen lassen: „Je größer die Konzerne, desto größer sind die Nischen, und in die setzen wir uns", sagt er. Dass im Ybbstal die Verkehrsanbindung nicht ideal ist, stört ihn nicht. „Man muss nicht unbedingt neben einer Autobahn oder einem Flughafen produzieren. Mir ist wichtig, mit qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ybbstal zu arbeiten, wichtiger, als durch die Verlagerung der Produktion in ein Billiglohnland die Kosten zu optimieren. Langfristig rechnet sich das. Das beweist unsere lange Firmengeschichte.“

Schmiedehandwerk als immaterielles Kulturerbe

Dass sich der Ort Ybbsitz mit dem Eisen identifiziert, wird nicht zuletzt durch das Museum „Ferrum“ deutlich, das die Geschichte der Metallverarbeitung in Ybbsitz nachverfolgt. Aber auch viele durchaus unterschiedliche Skulpturen und Gebäude im Ort sprechen eine gemeinsame Sprache, die im Vorjahr durch den österreichischen Baukulturpreis gewürdigt wurde. Für Bürgermeister Josef Hofmarcher sind es die vielen Maßnahmen, die ein Gesamtbild ergeben, das die Jury beeindruckt habe: „Nicht ein großes Projekt, sondern die vielen kleinen Details haben den Ausschlag gegeben.“

Alte Schmiede

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Eines dieser Details ist das Schmiedehandwerk, das in Ybbsitz noch immer lebt. Es wird hier zur Kunst erhoben, allen voran durch Sepp Eybl, den Mit-Initiator des Schmiedefestes „Ferraculum“, das regelmäßig Schmiede aus der ganzen Welt nach Ybbsitz bringt. Das Schmiedehandwerk in Ybbsitz wurde von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erhoben. Dass es nicht ausstirbt, dafür sorgen Schmiede-Unternehmen wie Sonneck, wo heute noch Sensen und andere Geräte hergestellt werden, aber auch die Revitalisierung alter Schmiedehämmer wie des Fahrngruber-Hammers, wo Touristen das Schmiedehandwerk nähergebracht wird - unter anderem durch Niki Frühwirt, einen 33-jährigen Schmied „mit Leib und Seele“, wie er sagt. Der Schmied ist einer von vielen Protagonisten, die dafür sorgen, dass die Metallverarbeitung ihre wichtige Rolle für Ybbsitz auch in Zukunft beibehält.

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