NÖ-Grüne: Größte Anerkennung für Glawischnig

Grünen-Chefin Eva Glawischnig tritt mit sofortiger Wirkung von allen politischen Ämtern zurück und scheidet aus dem Nationalrat aus. „Ich habe höchsten Respekt vor dieser Entscheidung“, so Landessprecherin Helga Krismer.

Sie habe eine zutiefst persönliche Entscheidung getroffen, sagte Glawischnig am Donnerstag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Parlament. Einen bestimmten Anlass für diese Entscheidung habe es nicht gegeben. In letzter Zeit habe es gewisse körperliche Warnsignale gegeben, so Glawischnig, etwa einen allergischen Schock - mehr dazu in news.ORF.at.

„Körperliche Warnsignale“ Grund für Rücktritt

„Es hat körperliche Warnsignale gegeben, auf die ich höre,“ sagte Eva Glawischnig zu ihrem überraschenden Rücktritt von allen Ämtern.

In einer ersten Reaktion zollt die Landessprecherin der niederösterreichischen Grünen, Helga Krismer, Glawischnig größte Anerkennung. „Sie hat immer großes Vertrauen seitens der Grünen Niederösterreich genossen. Sie hat uns das historisch beste Wahlergebnis beschert. Sie hat enorme Leistungen erbracht und hat erst vor kurzem vielen Menschen Mut gemacht, indem sie aufgezeigt hat, dass man sich auch gegen Hass im Netz wehren und selbst ein Unternehmen wie Facebook in die Knie zwingen kann“, so Krismer.

Dafür gebühre Glawischnig der größte Respekt. "Ihre persönliche Entscheidung, nicht mehr als Spitzenkandidatin der Grünen zu fungieren, ist zu akzeptieren und respektieren. Eva, ich danke dir für alles und wünsche dir alles Gute“, so die Reaktion von Helga Krismer.

Helga Krismer

APA / Herbert Oczeret

„Die Entscheidung ist sehr überraschend gekommen, angesichts der Leistungen, die Eva Glawischnig für die Grünen gebracht hat“, sagt Grüne-Landessprecherin Helga Krismer

Betreffend die Nachfolge von Eva Glawischnig spricht sich Krismer erneut für eine Frau an der Spitze der Grünen aus. „Ich glaube, es hätte zumindest einen gewissen Reiz. Wir wissen, dass die anderen Parteien alle nur Männer in das Rennen schicken. Ich glaube, es wäre zumindest gut, wenn mehr als 50 Prozent der Bevölkerung auch in einer Spitzenkandidatur abgebildet sind“, so Krismer gegenüber noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Wie überraschend war für Sie der Rücktritt von Eva Glawischnig?

Krismer: Die Entscheidung ist sehr überraschend gekommen, angesichts der Leistungen, die Eva Glawischnig für die Grünen gebracht hat: Zum einen sind wir in sechs Landtagen in Regierungsverantwortungen, zum anderen die große finanzielle Unterstützung für den Wahlkampf von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und das Ergebnis, dass wir in Europa Spitze sind, ist ihr gebührend, dass sie die Entscheidung ganz persönlich getroffen hat. Ich habe höchsten Respekt vor dieser Entscheidung.

noe.ORF.at: Inwiefern könnten parteiinterne Diskussionen der letzten Wochen - etwa im Zusammenhang mit dem Ausschluss der Jungen Grünen aus der Partei - dazu beigetragen haben, dass Glawischnig diesen Schritt gesetzt hat?

Krismer: Eva Glawischnig ist seit so vielen Jahren in der Bundespolitik tätig, sie ist eine Frau, die sehr viel aushält. Das mag mannigfaltig sein. Sie hat heute auch vor allem das Verhalten der Medien ins Treffen geführt. Ich glaube, das ist eine gesellschaftliche Debatte, die wir alle einmal gemeinsam öffentlich führen müssen. Es ist - und das glaube ich ihr und weiß ich von ihr - eine private Entscheidung gewesen. Sie hat nicht mehr diese Kraft, um die Grünen in den Wahlkampf zu führen. Höchsten Respekt, dass man so eine Selbsteinschätzung hat, das zeigt großes Verantwortungsgefühl gegenüber der eigenen Partei.

Ingrid Felipe

APA/Helmut Fohringer

Die stv. Bundessprecherin der Grünen, Ingrid Felipe, gilt als mögliche Nachfolgerin

noe.ORF.at: Welche Auswirkungen hat dieser Rücktritt für den bevorstehenden Wahlkampf für die Nationalratswahl am 15. Oktober. Sind die Grünen dadurch geschwächt oder gestärkt?

Krismer: Ich sehe die Grünen stets auf der Gewinnerseite. Wir werden intern beraten, es geistern jetzt schon einige Namen herum. Das zeigt, dass sehr viele Persönlichkeiten innerhalb der Partei befähigt sind, in diese sehr großen Fußstapfen zu treten. Wir werden in Ruhe intern beraten, wer diese wichtige Funktion für uns übernehmen möchte und mit großem Vertrauen ausgestattet werden möge.

Ein Name, der genannt wird, ist Ingrid Felipe aus Tirol. Präferieren Sie sie als neue Parteichefin oder haben Sie einen anderen Favoriten oder eine andere Favoritin?

Ich glaube, es ist keine Meisterleistung der Medien, wenn man auf Ingrid Felipe kommt, da sie die stellvertretende Bundessprecherin ist. Das ist keine spekulative Meisterleistung. Ja, es gibt sehr viele Persönlichkeiten, auch sehr viele gute Frauen innerhalb der grünen Partei. Das ist vielleicht etwas, worum uns andere Parteien beneiden. Wir werden intern beraten, wer in diese großen Fußstapfen treten wird.

Das Gespräch mit Helga Krismer führte Gerhard Eisinger, noe.ORF.at

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