Teppiche aus Blumen im Mostviertel

Der Brauch, Altäre zu Fronleichnam mit Teppichen aus Blumen und Blütenblättern zu schmücken, ist selten geworden. Im Mostviertel gibt es aber noch einige Pfarren, in denen man diese farbenfrohen Teppiche gestaltet.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 15.6.2017

Das Meer aus Blumen zu gestalten ist eine mühevolle Arbeit. Zuerst müssen die Blumen und Blätter gesammelt werden, erzählt Claudia Weissinger aus Hollenstein an der Ybbs (Bezirk Amstetten). Verwendet wird dabei alles, was in den heimischen Gärten wächst, von Rosenblättern über Hortensien und Rhododendronblüten bis zu Wiesenblumen.

Am Wochenende vor Fronleichnam beginnt Claudia Weissinger schon mit dem Sammeln der Maiwipferl, die dann ständig durchmischt werden müssen, damit sie weder vertrocknen noch schimmelig werden. Ab Montag werden dann die Blüten gesammelt, am Mittwoch schließlich treffen sich alle Freiwilligen im Pfadfinderheim zum Sortieren der Blüten. Das heißt, grüne Blätter oder andersfarbige Knospen werden aussortiert, damit die Farben möglichst rein leuchten.

Blumenteppich

Claudia Weissinger

Motive werden jedes Jahr neu gesucht

Dann wird noch ein Kaffee mit dem Pfarrer getrunken und um gutes Wetter gebetet. „Bis jetzt hat es immer funktioniert“, lacht Weissinger, „und ich mache das mittlerweile seit zehn Jahren!“ Damals brachte sie die fast vergessene Tradition aus ihrer Heimat Waidhofen an der Ybbs nach Hollenstein mit. In Waidhofen an der Ybbs werden die Blumenteppiche „immer schon gelegt. Also, zumindest solange ich mich erinnern kann“, sagt Weissinger.

Das tatsächliche Legen der Blüten passiert möglichst knapp davor, damit die Teppiche auch wirklich frisch und farbenfroh leuchten. Bei der Wahl des Motivs versucht man jedes Jahr ein Neues zu zeigen. Gleichzeitig richtet sich die Auswahl aber auch nach den Blumen, die gerade blühen, ob also beispielsweise gerade mehr lila Flieder oder mehr gelber Löwenzahn zur Verfügung steht. „Einmal“, berichtet Weissinger, „haben wir ein Boot gelegt. Dazu haben wir Kaffeesud verwendet. Und alle Leute, die vorbeigekommen sind, haben geseufzt und gesagt: ‚Ah, da riecht es so gut nach Kaffee‘!“

Blumenteppiche sind selten geworden

Das Gestalten von Blütenteppichen vor Altären oder entlang des Prozessionsweges war früher weit verbreitet, ist aber heutzutage relativ selten geworden. In Niederösterreich sind diese Blumenteppiche noch am häufigsten im Mostviertel zu finden. In Hollenstein an der Ybbs sowie in Waidhofen an der Ybbs und in Ybbsitz (Bezirk Amstetten) werden Blumenteppiche noch regelmäßig gelegt. Am Sonntag nach Fronleichnam werden auch in der Wallfahrtskirche Maria Seesal (Ybbsitz) und im Waidhofner Ortsteil Zell Blumenteppiche gestaltet.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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