Mailberg: Dorf im Zeichen eines uralten Ordens

Ein kleiner Grenzort, der seit Jahrzehnten Einwohner verliert, und ein uralter Orden: Mailberg (Bezirk Hollabrunn) und die Malteser-Ritter ist ein Zusammenspiel in Tourismus, Kultur und Weinwirtschaft, von dem beide profitieren.

Von den Hügeln in Mailberg reicht der Blick ins nahe Tschechien, der „Eiserne Vorhang“ war mitverantwortlich dafür, dass der Ort seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Hälfte seiner Einwohner verlor. Verkehrstechnisch ungünstig gelegen, setzte sich dieser Trend auch nach dem Grenzfall fort, nur noch etwa 560 Menschen leben heute noch hier.

Mailberg Ortsansicht

ORF

Mailberg hatte Jahrzehnte mit der Abwanderung zu kämpfen

Jetzt aber keimt Hoffnung auf, denn Mailberg beginnt, seine Stärken auszuspielen. Die Ruhe in den sanften Hügeln zieht Touristen an, zumal mit dem Weingut Hagn - zuletzt viermal in Folge Winzer des Jahres in Niederösterreich - ein modernes Hotel vorhanden ist. Aus dem mittelalterlichen Schloss wurde ebenfalls ein Luxushotel gemacht. Für Bürgermeister Herbert Goldinger (SPÖ) ist dies ein Grund zum Optimismus: „Vor zehn, vielleicht 15 Jahren, hatten wir noch einige hundert Nächtigungen, jetzt sind es 10.000 pro Jahr. Das schafft Arbeitsplätze, und das wiederum ist die Voraussetzung, dass sich junge Menschen hier ansiedeln.“

Älteste Kommende in Österreich

Das Schloss gehört dem Souveränen Malteser-Ritterorden. Im Jahr 1145 wurde es dem damaligen Johanniterorden geschenkt, der später mehrfach umbenannt wurde und heute als Malteser-Orden international tätig ist. Das Schloss und die dazugehörigen Besitzungen - 440 Hektar Wald, 240 Hektar Landwirtschaft, 50 Hektar Weinrieden - bilden die „Kommende Mailberg“, das älteste Besitztum des Ritterordens in Österreich. Ursprünglich war es eine Krankenstation für Pilger auf dem Weg nach Jerusalem.

Mailberg Schloss Malteser

ORF

Der Malteser Ritterorden ist Partner der Gemeinde Mailberg

Heute ist das Schloss ein Hotel mit dem speziellen Flair von Luxus in uralten Steingemäuern. Richard Steeb ist Kanzler des Ritterordens in Österreich, vergleichbar mit einem Geschäftsführer. Er spricht von harter Wiederaufbauarbeit: „Das Schloss war von den Nazis konfisziert, nach dem Zweiten Weltkrieg war nichts mehr da, nur noch die Mauern. Es war schwierig, es einigermaßen adäquat wieder einzurichten, aber es ist uns gelungen. Mit dem Hotelbetrieb und der Landwirtschaft halten wir alles aufrecht.“

Enge Verflechtungen zwischen Ort und Orden

Die mehr als 960 Jahre bekannte Geschichte des Ortes ist eng mit dem Malteser-Orden verbunden. Wegen der Abwanderung sollte die Volksschule im Ort geschlossen werden, der Orden meldete sie als Privatvolksschule an und sorgte damit dafür, dass sie erhalten blieb. Die Schlosskirche mit ihrem Altarbild, das den heiligen Johannes auf Malta zeigt, ist zugleich die Pfarrkirche des Ortes, der Pfarrer stammt aus dem Maltester-Orden.

Sogar auf die Weinwirtschaft - den wichtigsten Wirtschaftszweig im Ort - wurde wesentlicher Einfluss geübt, als Mitte der 1990er Jahre die Malteser gemeinsam mit dem Weingut Lenz Moser, das die Weinrieden des Ordens bewirtschaftet, und knapp 40 ortsansässigen Winzern den Verein „Mailberg Valley“ gründeten.

Mailberg Kellergasse

ORF

Die ortsansässigen Winzer kreieren die Marke „Mailberg Valley“

Diese Marke lehnt sich an das sanfte Tal an, in dem Mailberg liegt und das spezielle Voraussetzungen für den Weinbau bietet, obwohl die Lagen für die Winzer teils sehr unterschiedlich sind, wie Egon Puhwein beschreibt, Obmann-Stellvertreter des Vereins: „Einerseits liegt hier ein aufgeschobenes Korallenriff, gleich daneben aber sandiger Boden. Das sorgt dafür, dass hier sehr konträre Weine entstehen können", die aber großteils an einem Ort zusammengeführt sind, und zwar in der Vinothek des Schlosses.

Malteser: „Wir sind oft ein Partner, der drängt“

Eine Zusammenarbeit, die für den Ort wie auch für die Malteser-Ritter eine positive Wirkung entfaltet, betont Kanzler Richard Steeb: „Wir sind wohl oft ein Partner, der drängt, weil wir Neuerungen hereinbringen, weil wir revitalisieren, gewissen Bereichen auch neues Leben einhauchen. Das ist manchmal natürlich mit Konflikten verbunden, aber bis jetzt hat es sich sehr gut ergänzt. Ich glaube auch, dass die Gemeinde und die Mailberger Bevölkerung davon profitieren, dass wir uns hier engagieren.“ Ein gemeinsamer Weg der vergangenen Jahrhunderte, der wohl auch in den kommenden Jahrhunderten nicht verlassen wird.

Robert Salzer, noe.ORF.at

Links: