Eltern erschlagen: Prozess in Wiener Neustadt

Wegen zweifachen Mordes muss sich ab Dienstag ein 48-jähriger Mann in Wiener Neustadt vor Gericht verantworten. Er soll Anfang Jänner seine pflegebedürftigen Eltern erschlagen haben, weil er mit der Betreuung überfordert war.

Laut Anklage starb die 75-jährige Mutter des Angeklagten an acht wuchtigen Schlägen gegen die linke Schädelhälfte. Dem 85-jährigen Vater wurden mit einem Baseballschläger insgesamt 17 Schläge gegen Brust, Gesicht, Hals und Kopf versetzt. Der Mann soll nach der Tat selbst den Notruf gewählt und sich widerstandslos festnehmen haben lassen - mehr dazu in 47-Jähriger soll Eltern erschlagen haben (noe.ORF.at; 3.1.2017).

Der Einvernahme zufolge hatte der 48-Jährige, der zwei gehörlose Schwestern hat, fast ausschließlich und seit Jahren die Pflege der ebenfalls gehörlosen Eltern übernommen. Der Sohn sei nach ersten Angaben „mit der Pflegesituation überfordert“ gewesen, sagte Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, damals zu dem Motiv.

Überforderung als mögliches Mordmotiv

Ihr unbescholtener Mandant habe sich schon von Kindesbeinen an um seine Eltern gekümmert, die aufgrund ihrer zunehmenden gesundheitlichen Einschränkungen auf ihn angewiesen waren, bekräftigte auch Rechtsanwältin Astrid Wagner bei der Tatrekonstruktion im Februar die Überforderung des Mannes. Sie berichtete davon, dass der 85-jährige Vater zuletzt nur noch schlecht gehen konnte, und die Mutter nach einem Sturz über die engen Treppen im Haus ebenfalls beeinträchtigt gewesen war.

Der Angeklagte soll in psychiatrischer Behandlung sein, nachdem in der Untersuchungshaft Mitinsassen einen möglichen Suizidversuch verhindert hatten. Der 48-Jährige soll begonnen haben, ein Leintuch zu zerreißen. Ein Urteil wird es am Dienstag vorerst nicht geben. Am 4. Juli ist ein zweiter Verhandlungstag angesetzt.

Link: