AK: Zuschläge für Teilzeitbeschäftigte zu gering

In Niederösterreich gibt es 190.000 Teilzeitbeschäftigte. Die von ihnen geleisteten Mehrstunden werden aber mit einem geringeren Zuschlag abgegolten als bei Vollzeitbeschäftigten, kritisiert die Arbeiterkammer Niederösterreich.

Etwa 5,3 Millionen Überstunden leisteten im Vorjahr die in Niederösterreich beschäftigten Teilzeitarbeitnehmer, so eine Erhebung der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ). Fast ein Drittel dieser Überstunden sei nicht bezahlt worden. Für die restlichen 3,9 Millionen Stunden gebe es aber nur 25-prozentige Zuschläge (je Stunde), während es sonst 50 Prozent oder 100 Prozent sind, so die Kritik der AKNÖ.

Unterschied macht jährlich 25 Millionen Euro aus

„Diese Unterschiede sind durch nichts zu rechtfertigen“, so Markus Wieser, der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich bei einer Pressekonferenz am Montag in St. Pölten. Es brauche daher die sofortige gesetzliche Anhebung auf die regulären und vollen Überstundenzuschläge. Durch die unterschiedliche Behandlung der Überstunden hätten Niederösterreichs Teilzeitbeschäftigte im Vorjahr um 25 Millionen Euro weniger Geld bekommen, so AK-Präsident Wieser.

Jeder dritte Beschäftigte in Niederösterreich arbeitet Teilzeit. Die Anzahl jener Personen, die Teilzeit arbeiten und Mehrstunden machen, sei seit 2006 um 32 Prozent gestiegen, so die AKNÖ. Die Anzahl der Vollzeitarbeitnehmer und -arbeitnehmerinnen mit Überstunden sank im selben Zeitraum um 7,6 Prozent.

Fünf von sechs Teilzeitbeschäftigten sind Frauen

85 Prozent der Teilzeitbeschäftigten seien Frauen, und nur 17 Prozent der Teilzeitbeschäftigten haben keine Vollzeit gesucht, sagte Doris Rauscher-Kalod, Leiterin der Abteilung Arbeits- und Sozialrecht in der AKNÖ. Gerade bei Teilzeitbeschäftigten sei der Arbeitsdruck enorm und steige stetig: Ständige Erreichbarkeit in der Freizeit oder kurzfristige Dienstplanänderungen machen den Beschäftigten erheblich zu schaffen, so die Arbeitsrechtexpertin. Ein weiteres Problem sei die für weibliche Teilzeitbeschäftigte oft fehlenden Weiterbildungs- und innerbetriebliche Aufstiegsmöglichkeiten, so Rauscher-Kalod.

Zwazl: „Zusätzliche Belastungen für Unternehmen“

Kritik gab es am Montag von Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ). Laut einer Aussendung spreche sie sich mit einem klaren „Nein“ zur Forderung der AKNÖ nach höheren Überstundenzuschlägen für Teilzeitbeschäftigte aus. „Wir müssen sehr aufpassen, das zarte Konjunkturpflänzchen nicht gleich wieder mit zusätzlichen Belastungen niederzutreten“, so Zwazl in der Aussendung. „Und zusätzliche Belastungen sind mit Sicherheit kein Turbo für Unternehmen und Beschäftigung.“

Auch Thomas Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV NÖ) meldete sich am Montag zu Wort. "Bis zur 40. Stunde gebühren Teilzeitkräften in Österreich 25-prozentige Mehrarbeitszuschläge und somit mehr als Vollzeitkräften. Für Überstunden erhalten sowohl Teilzeit- als auch Vollzeit-Arbeitskräfte 50-prozentige Zuschläge. Eine 30-Stunden-Kraft, die in der Woche beispielsweise 42 Arbeitsstunden leistet, kommt den Betrieben damit teurer als eine Vollzeit-Arbeitskraft, die genauso viel arbeitet“, wehrte sich Salzer gegen die Vorwürfe von AKNÖ-Präsident Markus Wieser, dass das Teilzeitmodell den Unternehmen billiger komme. „Es ist absolut unverständlich, dass die Arbeiterkammer und die Gewerkschaft Arbeitskosten weiter verteuern wollen. Damit schaden sie letztlich nur den Beschäftigten“, so Salzer.

Links: