Elfjähriges Flüchtlingskind beging Suizid

In einem Flüchtlingsquartier in Baden hat sich am Sonntag ein Elfjähriger das Leben genommen. Die Hintergründe sind noch unklar. Kritik gibt es aber, da die Obsorge des Buben und seiner sechs Geschwister der 23-jährige Bruder hatte.

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall. Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen.

Am späten Sonntagnachmittag ging die Suizidmeldung bei der Polizei in Baden ein. Wie erst am Freitag bekanntwurde, verstarb das Kind am Montag im Krankenhaus. Der Bub aus Afghanistan soll für seine sechs Geschwister Behördengänge, Dolmetschen und vieles Weitere erledigt haben, berichtete das Ö1-Mittagsjournal am Freitag - Audio dazu in oe1.ORF.at.

Gefährdungsmeldungen bei Jugendhilfe

Die insgesamt sieben Geschwister leben seit dem Vorjahr in Baden. Die Bezirkshauptmannschaft Baden übertrug offenbar dem ältesten, 23-jährigen Bruder die Obsorge für alle seine Geschwister. Eines der Kinder hat eine Behinderung. Aus dem Umfeld der Geschwister wurde daran schon in der Vergangenheit Kritik laut. Für einen 23-Jährigen sei das zu viel, hieß es. Immer wieder soll es auch Gefährdungsmeldungen bei der Jugendhilfe gegeben haben - niemand habe reagiert, lautet nun der Vorwurf mehrerer Personen, die anonym bleiben wollen.

Zuletzt soll der Bub einen Ladendiebstahl begangen haben. Die schriftliche Stellungnahme der zuständigen Abteilung in der Landesregierung fiel am Freitagvormittag knapp aus: Es habe laut Auskunft jener Stellen, die mit dem Kind zu tun hatten, keine Auffälligkeiten gegeben. Bestimmte Auslöser oder Gründe für diese Handlung seien derzeit ebenfalls nicht bekannt.

Sicherheitsbehörden ermitteln

Es laufen Ermittlungen seitens der Sicherheitsbehörden, hieß es in der Stellungnahme. Die Familie werde derzeit betreut und halte sich auf eigenen Wunsch bei nahen Familienangehörigen auf. Alle anderen Auskünfte seien aus Datenschutzgründen nicht möglich. Der politisch zuständige Landesrat Franz Schnabl (SPÖ) äußerte sich am Freitag nicht zum Tod des Buben.

Der Fall heizt wieder die Diskussion über das Übertragen der Obsorge an Geschwister an. Schon zu Beginn dieses Jahres gab es scharfe Kritik an der Bezirkshauptmannschaft Baden, weil sie einem 18-jährigen Afghanen die Obsorge für seine beiden krebskranken Schwestern übertragen hatte. Der Fall wurde im Februar von Ö1 und dem Nachrichtenmagazin „profil“ aufgedeckt. Die Volksanwaltschaft leitete damals ein Prüfverfahren ein. Das kündigt Volksanwalt Günther Kräuter auch in diesem Fall an.