Simonischek und Karner erzählen von der Liebe

Im Festspielhaus St. Pölten ist am Donnerstagabend alles im Zeichen der Liebe gestanden. Peter Simonischek las mit seiner Frau Brigitte Karner aus den Briefen des Ehepaars Tolstoj. Im Interview verraten sie ihr Rezept für eine gute Ehe.

Die hinterlassenen Briefe und Tagebücher des Ehepaars Tolstoj wurden von der Dramaturgin Andrea Clement in ein Dialogstück gebracht, das die unüberbrückbaren Unterschiede der 48 Jahre dauernden Beziehung in den Mittelpunkt stellt: Am Anfang steht die Verliebtheit, dann folgen mehr als ein Dutzend Kinder, begleitet von Eifersuchtsdramen und unüberwindbaren Konflikten.

Lesung im Zeichen der Liebe

Peter Simonischek und seine Ehefrau Brigitte Karner lasen im Festspielhaus Briefe des Ehepaars Tolstoj.

Brigitte Karner und Peter Simonischek erzählen dabei von einer Beziehung zwischen zwei Extremen: Obwohl es für die beiden Eheleute unmöglich war, glücklich zusammen zu leben, empfanden beide bis ins hohe Alter viel für einander.

Musikalisch untermalt wurde die Lesung von Hemma und Freya Tuppy, die Ludwig van Beethovens „Kreutzer-Sonate“ zum Besten gaben. Ausgehend von dem Briefwechsel sprechen Karner und Simonischek mit noe.ORF.at darüber, warum sie nicht an die ewige Liebe glauben und wie es ist, mehr als 20 Jahre lang verheiratet zu sein.

Lesung Simonischek und Karner

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Peter Simonischek und Brigitte Karner

noe.ORF.at: Die hinterlassenen Schriften stammen aus den 1880er Jahren. Gibt es diese darin beschriebenen Konflikte auch heute noch?

Simonischek: Wir haben die Lesung ja schon öfter gemacht und die Leute gehen am Ende raus und sagen: „Gott sei Dank, so geht es bei uns noch nicht zu“. Aber im Grunde genommen kennen alle Paare, die länger zusammen sind, diese Konflikte - mehr oder weniger.

Karner: Ja, was immer noch aktuell ist, ist die Frauenproblematik. Gerade die Ehefrau von Tolstoi wäre eigentlich selbst eine großartige Schriftstellerin gewesen. Es gibt immer Frauen, auch in der heutigen Generation, die sehr viele Talente hätten, aber nicht dazu kommen. Das hat einerseits mit dem Muttersein zu tun, denn man will eine gute Mutter sein und nimmt dann manches zurück und lässt sich auf eine Ebene bringen, wo man nicht weiter machen kann. Das Künstlerische im Leben verfolgen zu dürfen, ist für eine Frau, wenn sie eine Beziehung und Kinder haben will, sehr viel schwerer.

noe.ORF.at: Sie sind seit 1989 verheiratet. Was ist Ihr Geheimrezept?

Simonischek: Also wir sind da wahrscheinlich ganz konservativ und halten uns an das Versprechen, das wir uns einmal gegeben haben. Es ist mir nicht schwer gefallen, das Versprechen zu halten. Ich bin sozusagen von massiven Frontalangriffen der Versuchung verschont geblieben.

Karner: Es hat etwas mit diesem Berührtsein zu tun, vermutlich, hinter all den realen Alltagsproblemen, die in jeder Ehe auftauchen. Denn es ist uns beiden nicht gelungen, wegzugehen.

Lesung Simonischek und Karner

ORF

noe.ORF.at: Glauben Sie, dass es eine Garantie für die ewige Liebe gibt?

Peter Simonischek: Ja sicher, nicht zwischen Mann und Frau, aber zwischen Gott und den Menschen. Aber eine ewige Liebe zwischen Mann und Frau, das ist eine gute Frage. Eine ewige Liebe, da muss man erst einmal an das ewige Leben glauben, das ist ein weites Feld.

Brigitte Karner: An Garantien glaube ich nicht. Aber ich glaube, dass es eine ewige Liebe gibt - insofern, dass sich Seelen treffen und aneinander hängen. Das heißt nicht einmal, dass sie ewig zusammen sein müssen. Aber ich glaube, dass man von einem Menschen berührt sein kann und das kann dauern. Ob man mit ihm leben kann, ist eine andere Frage.

noe.ORF.at: Strebt der Mensch ein monogames Dasein an?

Simonischek: Wenn er im katholischen Glauben erzogen ist, dann sollte er das anstreben. Ob ihm das in die Wiege gelegt wäre ohne die Religion, das bezweifle ich. Ich glaube nicht, dass der Mensch grundsätzlich monogam veranlagt ist.

Karner: Das weiß ich nicht. Religionen haben das entschieden und so lebt man jetzt. Man versucht verschiedene Sachen. Ich denke, dass ganz viel Geschenke sind. Es kann sein, dass ein Mensch keiner solchen Seele begegnet, die ihn so berührt, dass er so gefesselt ist. Aber ein paar Leute erleben das.

Das Gespräch führte Martina Gerlitz, noe.ORF.at

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