Rettungsgasse: Einsatzkräfte fordern Reformen

Die Probleme mit der Rettungsgasse werden auch sechs Jahre nach deren Einführung nicht weniger. Jüngst zeigte sich das beim schweren Busunfall auf der A1 bei Loosdorf. Daher fordern die Einsatzkräfte nun Änderungen.

Für Autofahrer und Einsatzkräfte war es eine Nervenprobe. Am 11.10. fuhr ein Lkw auf der Westautobahn (A1) auf einen Reisebus auf. Die Folgen: ein kilometerlanger Stau und stundenlange Wartezeiten - mehr dazu in Busunfall: Sperre auf A1 aufgehoben (noe.ORF.at; 11.10.2018).

Rettungsgasse

APA / Helmut Fohringer

Die Rettungsgasse funktionierte damals einmal mehr nicht. „Das Problem beginnt schon bei der Auffahrt auf die Autobahn, beim Beschleunigungsstreifen“, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger. „Schon dort stehen dann die Feuerwehren, wenn sie zum Einsatz ausrücken wollen. Sie müssen dann zwei oder drei Spuren überwinden, bis sie in die Rettungsgasse kommen.“

Probleme auf größeren Autobahnen

Hinter den ersten Einsatzfahrzeugen werde die Rettungsgasse zudem zu schnell wieder geschlossen, hieß es. Nachfolgende Einsatzfahrzeuge kommen daher nicht mehr durch. Das Problem ist auch bei der Polizei bekannt - „speziell in Bereichen, wo mehr als zwei Fahrstreifen in die gleiche Richtung vorhanden sind“, sagte Willy Konrath von der Landesverkehrsabteilung.

Beim Roten Kreuz sieht man die Probleme bei der aktuellen Rettungsgasse „dort, wo es um Stadteinfahrten geht. Wir sehen das auch auf der A2 in Fahrtrichtung Wien, aber auch bei anderen Ballungszentren“, sagte Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich. Er plädiert dafür, die Rettungsgasse mit Überkopfwegweisern noch deutlicher anzuzeigen.

Rettungsgasse

APA/Martin Hirsch

Die aktuelle Regelung im Überblick

Die Alternative wäre laut Schmoll, den Verkehr auf einer Seite der Richtungsfahrbahn zusammenzuziehen, sodass Einsatzfahrzeuge an der Seite fahren können. Das wiederum sieht auch Feuerwehrsprecher Resperger ähnlich: „Unser Vorschlag wäre: alle nach links. Die Feuerwehrfahrzeuge können auf der Auffahrt auffahren, bleiben am Beschleunigungsstreifen und fahren de facto am alten Pannenstreifen zur Einsatzstelle.“

Uneinigkeit über Details der Änderung

Einigkeit herrscht im Kreise der Blaulichtorganisationen vor allem darüber, dass die Rettungsgasse in ihrer derzeitigen Form optimiert werden muss. In Bezug auf den Vorschlag, Überkopfwegweiser stärker einzusetzen, ist man etwa seitens der Polizei skeptisch. Das niederösterreichische Straßennetz sei zu lang „und überall Überkopfwegweiser mit Pfeilen zu montieren ist sicher nicht sehr realistisch“, sagte Konrath. Es gebe jedoch mehrere Varianten zur Verbesserung, die man jetzt evaluieren und neu überdenken müsse, sagte er, ohne Einzelheiten zu nennen.

Für rasche Änderungen spricht sich auch Resperger vom Landesfeuerwehrkommando aus. Es sei schließlich keine Schande, wenn man sage, dass das Projekt nicht wie geplant funktioniert habe. „Ich denke, man sollte wieder darüber diskutieren, man sollte sich an einem Tisch zusammensetzen, die Erfahrungen einfließen lassen und eine neue gute Lösung finden“, sagte Resperger.

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