Jörg Demus: Der Mann der zarten Töne wird 90

Der in Sankt Pölten geborene Pianist Jörg Demus feiert am Sonntag seinen 90. Geburtstag. Der weltberühmte Virtuose ist bekannt für seine einfühlsame Tongestaltung und seine Einspielungen auf historischen Instrumenten.

Jörg Demus könnte sich eigentlich gemütlich zurücklehnen und zu seinem 90. Geburtstag sein erfolgreiches Musikerleben Revue passieren lassen. Das tut er vermutlich aber nicht, sondern konzertiert irgendwo auf der weiten Welt oder gibt einen seiner beliebten Meisterkurse. Sollte er diesen Geburtstag doch für sich genießen und sich dabei durch all seine Schallplatten und CDs durchhören wollen, die er in seinem bisherigen Leben veröffentlicht hat, so wäre er sehr lange beschäftigt. Jörg Demus, so darf vermutet werden, kann auf das größte eingespielte Werkverzeichnis der Pianistenzunft verweisen.

Jörg Demus im Gespräch und am Klavier

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Jörg Demus beim Konzert am 3. April 2017 in Sankt Pölten

Sein phänomenales Gedächtnis nutzte er für die Einspielungen sämtlicher Klavierwerke Robert Schumanns, Claude Debussys oder aller Sonaten von Ludwig van Beethoven, um nur einen Teil seines Schaffens herauszugreifen. Die Musikwelt schwärmt von seinem warmen innigen Ton, seiner musikalischen Seelenverwandtschaft zu den großen Komponisten.

Er war früh bereits ein Verfechter der authentischen Aufführungspraxis und hat sich für die Verwendung historischer Hammerflügel eingesetzt, die dem Zuhörer ein größtmöglich angenähertes Klangbild an die Welt Beethovens oder Schumanns vermitteln soll. Im Salzkammergut hat er ein Museum für historische Tasteninstrumente eingerichtet.

Student der Musik mit elf Jahren

Jörg Demus wurde am 2. Dezember 1928 in Sankt Pölten geboren. Sein Vater Otto Demus machte sich als Kunsthistoriker einen Namen, seine Mutter Luise war Konzertviolonistin. Mit sechs Jahren begann Jörg mit dem Klavierspiel. Als elfjähriger Bub begann er sein Studium an der Musikakademie in Wien. Dort belegte er die Fächer Orgel, Klavier, Komposition und Orchesterleitung. Mit 17 Jahren wurde er 1945 in der Endphase des Zweiten Weltkrieges eingezogen. Er schaffte es, sich nach Oberösterreich durchzuschlagen und geriet in britische Gefangenschaft.

Jörg Demus im Gespräch und am Klavier

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Jörg Demus

Nach dem Krieg setzte er sein Klavierstudium von London aus fort. Er nahm Unterricht bei Größen wie Walter Gieseking, Yves Nat, Arturo Benedetti-Michelangeli oder Walter Kempff. 1956 gewann er einen der wichtigsten Wettbewerbe für Pianisten, den Ferruccio-Busoni-Wettbewerb in Bozen.

Jörg Demus ist nicht nur ein gefeierter Pianist, sondern auch gefragter Kammermusiker und - wie es sich eben aus seinen Studien ergeben hat - ein Komponist. Beim ersten internationalen Jörg Demus Festival 2017 in Freiburg in Deutschland erklangen einige seiner Werke. 1970 erhielt Jörg Demus den Jakob-Prandtauer-Preis für Wissenschaft und Kunst seiner Heimatstadt Sankt Pölten.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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