Causa Schwarz: Papst ordnete Visitation an

Der Vatikan hat aus den Vorwürfen gegen den ehemaligen Kärntner und nunmehrigen St. Pöltner Bischof Alois Schwarz Konsequenzen gezogen: Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner wurde zum Apostolischen Visitator ernannt.

Bei der vom Papst angeordneten Visitation für die Diözese Gurk gehe es um eine „transparente Klärung“, heißt es in einem Erklärung des Salzburger Erzbischofs von Donnerstagnachmittag. „Eine Unruhe, die die Diözese Gurk-Klagenfurt seit Jahren erfasst hat, ist mit der Sedisvakanz aufgebrochen“, wird Lackner zitiert. Im Zentrum stehe dabei „die Sorge für den Glauben des Volkes Gottes und die Wiederherstellung des Vertrauens in seine Hirten. Mit der Prüfung von übergeordneter Stelle soll eine gute pastorale Entwicklung ermöglicht werden.“

Salzburger Erzbischof Franz Lackner

APA/Barbara Gindl

Erzbischof Lackner wurde zum Visitator für Diözese Gurk ernannt

„Meine erste Aufgabe ist es, zu hören. Mit größtmöglicher Offenheit werde ich auf alle Seiten zugehen, alles prüfen und den Bericht nach Rom übermitteln. Den Dienst beginne ich Mitte Jänner mit vertrauensvollem Wohlwollen gegenüber der Kirche in Kärnten. Ich bitte um offene Kooperation und sachliche Ehrlichkeit“, wird Erzbischof Lackner von der katholischen Presseagentur kathpress zitiert.

Schwarz bezog am Donnerstag erstmals Stellung

Das Domkapitel von Gurk erhebt seit Tagen schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen und nunmehrigen St. Pöltner Bischof Alois Schwarz. Kritisiert wird seine angebliche Misswirtschaft sowie seine Amts- und Lebensführung. Schwarz selbst äußerte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe zunächst nicht dazu. Am Donnerstagnachmittag gab er dann erstmals ein Interview - mehr dazu in „Dankbar und froh“: Schwarz begrüßt Visitation (noe.ORF.at; 20.12.2018).

Alois Schwarz Diözesanbischof St. Pölten

APA/Helmut Fohringer

Der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz gab zu den Vorwürfen bisher keinen Kommentar ab

Visitation zuletzt 2004 in St. Pölten

Bei einem „Apostolischen Visitator“ handelt es sich um einen Beauftragten des Papstes, der in einer Diözese oder einem anderen kirchlichen Bereich als eine Art Kontrolleur mit umfassenden Befugnissen agiert. Die Untersuchten sind laut Kirchenrecht verpflichtet, „vertrauensvoll mit dem Visitator zusammenarbeiten, indem sie auf rechtmäßiges Befragen wahrheitsgemäß“ zu antworten haben. Die Einsetzung eines Apostolischen Visitators für eine gesamte Diözese bedeutet, dass der Visitator im Auftrag des Papstes die gesamte Amtsführung des Diözesanbischofs - im Falle einer Sedisvakanz die des Diözesanadministrators - sowie alle diözesanen Einrichtungen zu überprüfen hat. Sein Bericht dient als Grundlage für weitere Entscheidungen des Apostolischen Stuhls.

In Österreich gab es zuletzt in der Diözese St. Pölten im Jahr 2004 eine von Papst Johannes Paul II. beauftragte Visitation: Der damalige Feldkircher Bischof Klaus Küng nahm nach skandalösen, von Ortsbischof Kurt Krenn verharmlosten Vorfällen im Priesterseminar die Situation in der Diözese unter die Lupe. Bald danach erfolgten unter anderem die vorübergehende Schließung des Priesterseminars und der Rücktritt von Bischof Krenn.

Kardinal Schönborn begrüßt Visitation

Kardinal Christoph Schönborn begrüßte am Donnerstag die vom Vatikan angeordnete Visitation. Er sei dankbar, dass Rom so rasch und klar eine Entscheidung getroffen habe, sagte er nach Bekanntwerden der römischen Anweisung zu „Kathpress“. Die Untersuchung beginnt Mitte Jänner.

Die nun eingeschlagene Vorgangsweise sei richtig, zeigte sich Schönborn, der auch Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz ist, überzeugt. Wenn gegen einen Bischof Vorwürfe vorliegen, sei der Vatikan die zuständige Instanz, um dies zu prüfen. Erzbischof Lackner sei zudem von Rom „trefflich gewählt“, sei dieser doch als Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz, zu der auch die Diözese Gurk-Klagenfurt gehört, von der Kirchenordnung her der „nächst Übergeordnete“.

Der Salzburger Erzbischof werde sicher ein gutes Team für die Visitation zusammenstellen, „viel zuhören, hinschauen, sich ein Urteil bilden und dann nach Rom berichten“, meinte Schönborn zudem. So könne es auf einem „geordneten Weg“ zu einer Klärung kommen.

Offener Brief: „Rom weiß seit langem Bescheid“

Schönborn hatte bereits am Mittwoch im Interview mit dem ORF Niederösterreich betont, dass man derartige Vorwürfe gegen einen Bischof untersuchen und prüfen müsse. Er sei zuversichtlich, dass Rom alle Vorwürfe prüfen werden - mehr dazu in Schwarz: Schönborn setzt auf „ehrliche Klärung“ (noe.ORF.at; 19.12.2018).

In der Diözese Gurk-Klagenfurt ließen diese Aussagen die Wogen hochgehen. Gabriel Stabentheiner, Organisationsreferent im Kirchenbeitragsdienst der Diözese Gurk-Klagenfurt und Betriebsratsvorsitzender der Katholischen Kirche Kärnten, schrieb in einem offenen Brief, Schönborn solle damit aufhören, "die Öffentlichkeit mit solchen Aussagen ständig zu vertrösten oder für dumm zu verkaufen“. Rom wisse schon seit langem über alles Bescheid - mehr dazu in Schönborn-Interview lässt Wogen hochgehen (kaernten.ORF.at; 20.12.2018).

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