Heimische Filmschaffende hoffen auf Filmpreis

Am Donnerstag wurden in Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) die 77 Nominierten zum Österreichischen Filmpreis des Jahres 2019 bekanntgegeben. Sechs Filmen und 21 Nominierte haben dabei einen Bezug zu Niederösterreich.

Das Gerichtsdrama „Franz Murer - Anatomie eines Prozesses“ des Regisseurs Christian Frosch aus Waidhofen an der Thaya ist gleich in acht von 16 Kategorien nominiert, darunter als bester Spielfilm und beste Regie. Karl Fischer, der aus Ybbs an der Donau (Bezirk Melk) stammt, spielt die Hauptrolle des SS-Führers Franz Murer, der sich für seine mutmaßlichen Verbrechen während seiner Leitung des Ghettos Vilnius von 1941-43 1963 in Graz vor Gericht verantworten musste. Trotz erdrückender Zeugenaussagen von Holocaust-Überlebenden wurde er freigesprochen.

Karl Fischer wurde für seine Leistung als bester männlicher Hauptdarsteller für den Österreichischen Filmpreis nominiert. „Es war für mich sehr schwer, sich in jemanden wie Franz Murer hineinzuversetzen, einen Mann, der offenbar schwerste Verbrechen begangen und alles geleugnet hat“, sagte Fischer gegenüber noe.ORF.at und ergänzte: „Ich bin sehr froh, dass ich in diesem Film mitwirken durfte. Es ist ein Film, der Bestand haben wird, der auch in zehn Jahren für das Publikum noch spannend wirkt.“

Die Schauspielerin Inge Maux aus Melk spielt in dem Film eine Holocaust-Überlebende. Sie ist in der Kategorie „beste weibliche Nebenrolle“ nominiert. „Ich hatte vor den Dreharbeiten große Angst, ob ich dieser Rolle einer jüdischen Überlebenden gerecht werden kann“ gestand sie beim Gala-Abend im Rittersaal der Burg Perchtoldsdorf.

„L’Animale“ - ein Film über die Unfähigkeit zu reden

Die Autorin und Regisseurin Katharina Mückstein aus Bad Vöslau (Bezirk Baden) darf sich über sechs Nominierungen freuen. Im Mittelpunkt ihres Filmes „L’Animale“ steht das Mädchen Mati auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden. Doch auch die Erwachsenen müssen im Film ihre Rollen neu finden. Alle verbindet die Schwierigkeit, über ihre Gefühle und Sehnsüchte zu reden.

Abend der Nominierten Filmpreis

AOEF

Die Nominierten beim Österreichischen Filmpreis in Perchtoldsdorf

„Mich interessiert sehr, was in den Gesichtern der Schauspieler zu lesen ist, wenn nichts gesagt wird. Da wird oft viel mehr ausgesagt“, erklärt Mückstein ihre Herangehensweise bei „L’Animale“. Gedreht wurde der Film überwiegend in Niederösterreich. Seine Premiere erlebte er bei der Berlinale 2018.

Lob für „Die Einsiedler“

Auf großes internationales Lob stieß der Film „Die Einsiedler“, eine italienische, deutsche und österreichische Koproduktion. Die ausdrucksstarken Bilder zu diesem Film steuerte der St. Pöltener Kameramann Klemens Hufnagl bei. Das Ziel war es, den Kontrast zwischen dem bunten Leben unten im Dorf und dem kargen, entbehrungsreichen Dasein auf dem Bergbauernhof auch in den Bildern einzufangen.

Film Österreichischer Filmpreis

ORF

Ein Filmausschnitt aus dem Film „Die Einsiedler“

„Auf dem Berg hatten wir das Glück, dass wir ständig Nebel hatten. Das hat mir die Arbeit sehr erleichtert“, erzählte Hufnagl in Perchtoldsdorf, der in der Kategorie „beste Kamera“ nominiert ist. Die in Spitz an der Donau (Bezirk Krems) lebende Ingrid Burkhard, die für ihre Darstellung in „Die Einsiedler“ für die „beste weibliche Hauptrolle“ nominiert ist, ergänzte, dass sie noch nie solch einen ruhigen Kameramann wie ihn erlebt habe, der mit der Kamera auf der Schulter tief im Gatsch watete, gestützt von einem Assistenten, damit er nicht im Morast des Bauernhofs ausrutsche.

Kulturpolitik als verlässlicher Film-Partner

Die starke niederösterreichische Präsenz in diesem Jahr führte Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) auch auf die 20 Jahre währende Kulturpolitik im Bereich Film zurück. „Die Filmförderung in Niederösterreich ist so professionell geworden, dass viele Künstler zu uns kommen. Wir haben eine ‚Lower Austria Film Commission‘, die sehr aktiv ist und wir fördern derzeit das Projekt des nachhaltig produzierten Films. Das heißt, wir erarbeiten mit Filmemachern Konzepte, wie sie an Drehorten umweltschonend arbeiten können“, erläuterte Eichtinger.

In Niederösterreich gedreht wurden Szenen des Filmes „Die letzte Party deines Lebens“ des Regisseurs Dominik Hartl und Ruth Maders Science-Fiction-Utopie „Life Guidance“. Nominiert ist auch die Hollabrunner Schauspielerin Regina Fritsch für ihre Nebenrolle im Film „Der Trafikant“. Der österreichische Filmpreis 2019 wird am 30. Jänner bei einer Gala-Veranstaltung im Wiener Rathaus vergeben.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

Links: