Fall Josef F.: Vor zehn Jahren fiel das Urteil

Mittlerweile ein Jahrzehnt liegt der Prozess im Inzestfall in Amstetten zurück. Das Verfahren gegen Josef F. endete am 19. März 2009 mit einem Schuldspruch in allen Anklagepunkten. Der Fall stieß weltweit auf mediales Interesse.

Am 19. März 2009 wurde der damals 73-jährige Josef F. am Landesgericht St. Pölten rechtskräftig zu lebenslanger Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Die Geschworenen sprachen ihn in allen Anklagepunkten - Mord durch Unterlassung (eines der Babys war gestorben, Anm.), Sklavenhandel, Freiheitsentziehung, Vergewaltigung, Blutschande und schwere Nötigung - einstimmig schuldig.

Prozess Josef F. St. Pölten Inzest Amstetten

APA/Georg Hochmuth

Der Prozess dauerte vier Tage

Josef F. nahm das Urteil an und wurde am 3. Juni 2009 in die Justizanstalt Stein überstellt. „Er verbüßt seine Haftstrafe und befindet sich in einer österreichischen Justizanstalt“, wurde der APA zum Status quo zehn Jahre nach dem Urteilsspruch auf Anfrage mitgeteilt.

St. Pölten im „Ausnahmezustand“

Die Verhandlungswoche hatte für „Ausnahmezustand“ in der niederösterreichischen Landeshauptstadt gesorgt. Dutzende Medienvertreter nahmen Quartier, Übertragungswagen aus aller Welt wurden stationiert. Als Pressezentrum stand ein Zelt neben dem Landesgericht St. Pölten zur Verfügung. Der Prozess fand aus Gründen des Opferschutzes weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Am Tag vor dem Urteil legte der Angeklagte überraschend ein volles Geständnis ab.

Die Opfer-Familie wurde bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Falls völlig abgeschirmt. Die 42-jährige Tochter von Josef F., damals als unheimlich starke Frau beschrieben, und ihre Kinder verließen eine als Domizil dienende Klinik nach knapp acht Monaten und zogen an einen geheim gehaltenen Ort. Sie haben ihre Anonymität bis heute gewahrt.

Josef F. Inzest Haus Amstetten

APA/Herbert Pfarrhofer

Josef F. hatte seine Tochter 24 Jahre lang in einem Keller in Amstetten gefangen gehalten

Keller wurde zubetoniert

Der fragwürdige „Ausflugstourismus“ zu dem Haus in Amstetten hielt noch einige Zeit an. Der Keller wurde 2013 zubetoniert und das Objekt, in dem sich heute Wohnungen befinden, Ende 2016 verkauft. Über das Vermögen von Josef F. war 2009 der Konkurs eröffnet worden. Das Haus war Teil der Konkursmasse.

Der Inzest-Fall von Amstetten war eines der größten Verbrechen der heimischen Kriminalgeschichte. Josef F. hielt seine Tochter 24 Jahre lang in einem Kellerverlies gefangen und zeugte mit ihr sieben Kinder. Das aufsehenerregende Verbrechen war Ende April 2008 bekanntgeworden - mehr dazu in Zehn Jahre: Der Fall Josef F. (noe.ORF.at; 18.4.2018).