Die Heilkraft des Moores

Wenn die Gelenke nicht mehr wollen, dann gibt es ein Mittel, das sehr gut hilft: Moor. „Schon seit ewigen Zeiten wird es als Heilmittel verwendet, vor allem wegen seiner wärmenden Eigenschaften“, so Radio NÖ-Apotheker Gilbert Zinsler aus Horn.

noe.ORF.at: Wogegen wendet man heute Moor bzw. Moorprodukte besonders gerne an?

Gilbert Zinsler von der Landschafts-Apotheke in Horn: Heute werden Moorprodukte bei der Behandlung von Rheuma, Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen angewendet. Der wichtigste Wirkmechanismus des Moores ist die Wärme: Moor ist ein sehr guter Wärmespeicher und diese Wärme tut bei rheumatischen Erkrankungen sehr gut.

Mann nimmt in einer Badewanne ein Moorbad

dpa/Jens Büttner

Aber es ist nicht nur die Wärme, die das Moor so heilkräftig macht. Moor ist das Endprodukt aus verschiedenen Pflanzen, Kräutern, Samen und Blättern, das sich in einem Jahrtausende dauernden, oft seit der Eiszeit herrührenden, biochemischen Umwandlungsprozess gebildet hat. In diesen Pflanzenresten sind Huminsäuren enthalten, die entzündungshemmend wirken. Besonders bei Gelenkbeschwerden wirkt Moor hier erstaunlich effektiv. Geschwollene Gelenke und Arthritis lassen sich gut behandeln. Die Inhaltsstoffe wirken aber auch antibakteriell und werden als Bad bei gynäkologischen Problemen gerne angewandt.

noe.ORF.at: Wie kann man Moor gegen Gelenkbeschwerden zu Hause anwenden?

Gilbert Zinsler: Die effektivste Form der Anwendung sind Heilmoorpackungen. Heute muss man dafür nicht mehr in ein Moorbad fahren. Diese Packungen sind in der Apotheke erhältlich und können bequem zu Hause angewandt werden.

Niedermoor

ORF

Reines Naturmoor wird einige Millimeter dick direkt auf die betroffene Körperstelle aufgetragen, am besten mit Frischhaltefolie abdecken und sollte danach circa eine halbe Stunde einwirken, um seine entspannende Wirkung zu entfalten. Durch die sich entwickelnde Tiefenwärme empfiehlt sich diese Form bei Muskelverspannungen und Gelenkschmerzen, eventuell auch bei Rückenschmerzen. Bei akuten Entzündungen oder Prellungen wird das Moor am besten in kalter Form aufgelegt. Hier gibt es auch fest packte Moorkissen, die entsprechend einfach aufgelegt werden können.

noe.ORF.at: Wann empfehlen Sie Moorbäder?

Gilbert Zinsler: Moor ist durch Jahrtausende konzentrierte Pflanzenkraft. Moor enthält oft mehrere Hunderte verschiedene Kräuter. Die Besonderheit an Moorprodukten zum Baden liegt darin, dass die Wirkstoffe in die Haut eindringen und so durchblutungsfördernd, ausgleichend und wärmend wirken.

Frau nimmt ein Moorbad

dpa/Jens Büttner

Moorbäder sind daher ideal zur Therapie und Linderung nicht nur von rheumatischen Erkrankungen, sondern auch chronisch-entzündliche Hauterkrankungen wie zum Beispiel schuppenden Hautauschlägen. Besonders gerne werden Moorbaäder aber bei gynäkologischen Erkrankungen wie chronische Eileiterentzündungen, Sterilität und Kinderwunsch, Funktionsschwäche der Eierstöcke, Zyklusstörungen, Klimakteriumsbeschwerden und andern Problemen angewandt.

noe.ORF.at: Gibt es auch Moor zum Trinken?

Gilbert Zinsler: Auf den ersten Blick wirkt es befremdlich, dunkelbraunes bis schwarzes Moor zu trinken, aber Trinkmoor zählt inzwischen zu den beliebtesten Anwendungen. Trinkmoor ist sowohl in Geschmack und Geruch neutral und lässt sich mit lauwarmen Wasser vermischt wunderbar trinken.

Das Moor enthält wertvolle Inhaltsstoffe wie Mineralien, Spurenelemente, Harze, ätherische Öle, Eiweißverbindungen und Huminsäuren, die den Organismus auf breiter Basis stärken. Sie binden einen Überschuss an Magensäure, tragen dazu bei, Sodbrennen zu lindern und regen den Stoffwechsel an. Gastritis, Magen- und Zwöffingerdarmgeschwüre, Darmdivertikel und chronischer Durchfall können mit Moor unterstützend behandelt werden.

noe.ORF.at: Trinkmoor kann daher auch zur Entgiftung und Entschlackung angewendet werden?

Gilbert Zinsler: Innerlich verabreicht, als Trinkmoor, wirken die Bestandteile des Moores adsorbierend und binden Giftstoffe, sie hemmen bestehende Entzündungen. Indem sie auch adstringierend, also zusammenziehend, auf die Magen und Darmschleimhaut wirken, wird die Aufnahme von Giftstoffen zusätzlich vermindert. Moorprodukte helfen so bei der innerlichen Entgiftung, Ausleitung von gesundheitsschädlichen Stoffen und somit zur Kräftigung des Immunsystems.

Sendungshinweis: „Radio NÖ am Vormittag“, 15.3.2014

Zusätzlich hilft Moor bei der Regulierung des Säure-Basen-Haushalts. Dieser ist für die Funktion der menschlichen Stoffwechselvorgänge von großer Bedeutung. Gerät dieser Haushalt aus dem Gleichgewicht, können vielfältige Symptome wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit auftreten. Nutzen Sie daher jetzt die Fastenzeit für eine Entschlackungskur und beginnen sie diese vielleicht mit einer entgiftenden Trinkmoorkur!

noe.ORF.at: Wenn man Moor nicht trinken mag, gibt es auch eine andere Art der innerlichen Anwendung?

Gilbert Zinsler: Seit einiger Zeit gibt es Moor auch getrocknet und komprimiert in Tablettenform. Diese enthalten neben den vielen Mineralstoffen und Spurenelementen des Moors in besonderer Form Eisen. Dieses trägt zur normalen Bildung von roten Blutkörperchen und Hämoglobin und zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei. Diese Tabletten sind neutral in Geschmack und Geruch.

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