Pirchner spricht über Panikattacken

In einem Buch schreibt der ORF Moderator Wolfram Pirchner über sein Leben mit Panikattacken. Er will dazu animieren, dass Menschen mit Problemen auf der Seele ihre Scheu ablegen und Hilfe in Anspruch nehmen, sagt er in der „Nahaufnahme“.

"Ja, ich leide unter Panikattacken - mit diesem Outing vor laufenden „Willkommen-Österreich"-Kameras hat Wolfram Pirchner vor 20 Jahren ganz Österreich verblüfft und auch sich selbst“, schreibt der Amalthea-Verlag auf seiner Homepage. Und weiter: "Er hat nicht geplant, öffentlich über seine Krankheit zu sprechen, und dennoch sprudelte es aus ihm heraus. Heute weiß er: Ehrlichkeit sich selbst und seiner Umwelt gegenüber ist der erste Schritt zur Besserung.

Seitdem bekam er Tausende Zuschriften von Menschen, die wie er an Panikattacken leiden. In diesem Buch erzählt er seine persönliche Geschichte: von den anfänglichen Ängsten, an einer Herzerkrankung zu leiden, und nächtlichen Besuchen im AKH, über die Diagnose Panikattacken und die Leugnung dieser, bis hin zur Selbsterkenntnis und dem schwierigen Weg in die Therapie. Getreu dem Motto ‚Opfer war ich lang genug‘ verrät er seine persönlichen Tipps und Tricks, um wieder selbstbestimmt durchs Leben gehen zu können."

„Ich steh dazu, das ist doch keine Schande“

Am Dienstag wird das Buch von Wolfram Pirchner präsentiert. In der „Nahaufnahme“ sprach er schon diese Woche über seine Geschichte. „Die erste wichtige Station war die Erkenntnis dass ich keine Herz-Kreislaufprobleme oder Herzattacken habe. Dann wird von der Schulmedizin diagnostiziert, du bist körperlich gesund, du hast es an der Seele. Der nächste Schritt ist hin zur professionellen Hilfe, weg mit diesen Tabus und der Angst, der Nachbar könnte erfahren, dass ich bei einem Psychologen, Coach oder gar beim Psychiater bin“, so Pirchner im Interview mit Judith Weissenböck. Das sei der Hauptgrund gewesen, weshalb er dieses Buch schreiben wollte, weil man die Scheu ablegen sollte.

Die „Nahaufnahme“ mit Wolfram Pirchner:

„Wenn einem das Knie wehtut, geht man zum Orthopäden, geniert sich da jemand dafür, nein! Wenn in der Seele etwas nicht passt, und ich gehe zu einem Professionisten dann heißt es, na der hat einen Huscher. Ja ich habe einen Huscher, aber ich stehe dazu. Ich habe einen Huscher, Zeit meines Lebens - manchmal ein bisserl stärker, manchmal ein bisserl schwächer. Ich bin verrückt, im Sinne ein bisserl aus der Mitte – aber das ist doch gut so. Ich steh dazu, ist doch keine Schande.“

„Im Fernsehen ist er nett, jetzt arrogant“

In der „Nahaufnahme“ spricht er auch über die Schattenseiten eines Lebens im Rampenlicht, über Situationen, wo er im Supermarkt getätschelt wird. Das sei ein schwieriger Spagat, so Pirchner. „Da entstehen dann solche Sachen wie, im Fernsehen ist er nett und da ist er jetzt arrogant, weil er mich nicht angeschaut hat oder sich nicht angreifen lässt - aber ich zahl ja Gebühren. Schwierig, ich freu mich sehr und ist ja auch notwendig, dass man Gebühren zahlt, wenn man den ORF konsumiert, aber das hat mit mir nichts zu tun. Ich habe schon die Meinung, ich gehör nicht jedem Wohnzimmer in dem ich zu Gast bin. Es ist eine Gratwanderung – ich bin von Arroganz weit weg, aber wenn so Grenzen überschritten werden, dann ist es ein bisserl zu viel.“

Wolfram Pirchner, wurde 1958 geboren, studierte in Innsbruck und Salzburg. Schon während seines Studiums arbeitete er für das Landesstudio Tirol und moderierte ab 1988 „Tirol heute“. Von 1993 bis 1995 moderierte er mit Hannelore Veit gemeinsam die ZIB. 1995 wechselte er zu der Vorabendsendung „Willkommen Österreich“. 2004 und 2005 wurde er mit dem TV-Publikumspreis „Romy“ ausgezeichnet. 125 Mal im Jahr moderiert er „heute leben“. Er ist ausgebildeter Mental-Coach.

Die Nahaufnahme zum Nachhören

Jeden Sonn- und Feiertag stellt Radio NÖ in der „Nahaufnahme“ von 9.04 bis 10.00 Uhr Persönlichkeiten vor, die entweder aus Niederösterreich stammen oder eine besondere Bindung an das Bundesland haben - mehr dazu in Podcasts.